Adipositas: Wenn die Krankheit im Alltag zum Stigma wird

Starkes Übergewicht – auch als Adipositas bezeichnet – wird bereits seit dem Jahr 2000 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit definiert. Das stark vermehrte Bauchfett (viszerales Fett) ist u. a. hormonell und stoffwechselaktiv. Die Adipositas erhöht dadurch das Risiko für Folgeerkrankungen, wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ 2) oder Herz-Kreislauf-Probleme. Jedoch hat die Adipositas für die Betroffenen neben der körperlichen auch eine psychosoziale sowie eine sozioökonomische Dimension. Was bedeutet das?

Menschen mit starkem Übergewicht entsprechen nicht dem jungen, sportlichen und gesundheitsbewussten Schönheitsideal unserer Gesellschaft und sind daher häufig Opfer von Abneigung sowie Diskriminierung.
Während im Jahr 2017 rund 54 % der Erwachsenen in Deutschland übergewichtig waren, betrug der Anteil adipöser Menschen davon etwa 18 % – Tendenz weiter steigend. Einer Umfrage zufolge finden fast drei Viertel der Deutschen „Dicke“ unästhetisch, rund 25 % haben stigmatisierende Einstellungen gegenüber adipösen Menschen und jede achte Person geht diesen sogar ganz aus dem Weg.

So werden adipöse Menschen nicht selten als „bewegungsfaul“ angesehen oder es wird über eine ungesunde Ernährung gemutmaßt. Am Ende bleibt das Stigma, dass stark Übergewichtige selbst schuld an ihrer Situation seien. Die Folgen sind Ausgrenzung und Diskriminierung, welche Spuren in der Psyche der Betroffenen hinterlassen. Ängste, Depressionen sowie weitere Stigmatisierung können wiederum einen Teufelskreis auslösen, wenn Menschen mit starkem Übergewicht ihre seelischen Schmerzen zu kompensieren versuchen, z.B. mittels „Frustessen“. Ebenso werden ihnen oft aufgrund ihrer Leibesfülle bestimmte Kompetenzen im Berufsleben abgesprochen, sodass adipöse Menschen sich entsprechende beruflichen Herausforderungen häufig nicht mehr zutrauen.

Selbst nach 22 Jahren wird die Adipositas noch nicht überall im Bewusstsein der akademischen Medizin als eine eigenständige Krankheit wahrgenommen. So werden beispielsweise Appetitzügler und unterstützende Medikamente zum Abnehmen nach wie vor nicht von Krankenkassen erstattet (wobei allerdings angemerkt werden muss, dass die Interessen der akademischen Medizin und der Krankenkassen nicht identisch sind und die Krankenkassen nicht alle Behandlungen bezahlen, die die Schulmedizin für sinnvoll erachtet).

Auf der anderen Seite haben Menschen mit Adipositas selbstverständlich das gleiche Recht auf Behandlung wie Menschen mit anderen Erkrankungen. Solltet ihr selbst von Adipositas und/oder Stigmatisierungserfahrungen betroffen sein, wendet euch bitte stets für eine entsprechende Therapie an eine Facharztpraxis. Dort werdet ihr mit eurem Krankheitsbild ernst genommen sowie individuell behandelt und begleitet.

Habt Ihr Erfahrungen mit Diskriminierung als Adipositaspatientin oder -patient gemacht?

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Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 - Warum gehen diese Erkrankungen oft einher?

Schon ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 27 erhöht sich das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 100 Prozent. Mehr als 8,5 Millionen Menschen sind in Deutschland von Diabetes betroffen, wobei etwa 80 Prozent der Diabetes Typ 2-Erkrankungen ursächlich auf Übergewicht (Adipositas) zurückzuführen sind. Insofern ist die Typ-2-Diabetes also eine typische Adipositas-Folgeerkrankung.

Wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären?

Ein gesunder Körper spaltet im Dünndarm Kohlenhydrate aus der Nahrung unter anderem in Traubenzucker (Glukose) auf. Die freigesetzte Glukose führt naturgemäß zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Diese Erhöhung wird aber durch das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin wieder reguliert.

Das Insulin dockt an den auf der Oberfläche der Körperzellen befindlichen Insulinrezeptoren an und öffnet so die Zellen für den Traubenzucker. Der eingeschleuste Zucker wird in den Zellen dann für die Gewinnung von Energie eingesetzt und der Blutzuckerspiegel fällt auf Normalmaß.

Dieser gesunde Ablauf ist bei Diabetes Typ 2 dadurch gestört, dass sowohl die Anzahl der auf den Zelloberflächen befindlichen Insulinrezeptoren als auch die Sensibilität dieser Rezeptoren für die Zelleinschleusung von Glukose sinkt (Insulinresistenz). Die Insulinresistenz bewirkt, dass mehr Glukose im Blut verbleibt und der Blutzuckerspiegel nicht mehr auf Normalmaß sinkt. Als Gegenmaßnahme erhöht die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion. Mit der Zeit wird die Bauchspeicheldrüse dadurch überlastet, erschöpft sich und produziert darum immer weniger Insulin. Aus einem zunächst relativen Insulinmangel der Zellen wird ein absoluter Insulinmangel.

Warum jedoch tritt diese Problematik so häufig bei adipösen Menschen auf? Diese Fragestellung ist nach wie vor Gegenstand der Forschung und also nicht abschließend geklärt. Klar ist aber, dass Bewegungsmangel und eine aus vielen Kalorien und schnell abbaubaren Kohlenhydraten (Süßigkeiten, Brötchen, Nudeln etc.) bestehende Ernährung die Gefahr einer Insulinresistenz signifikant erhöht.

Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass in aktiven Geweben übergewichtiger Menschen niederschwellige chronische Entzündungen stattfinden können. Solche aktiven Gewebe sind zum Beispiel Fettzellen, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Gehirn. Ausgelöst werden die Entzündungen von Botenstoffen, die vor allem von überschüssigem Fettgewebe im Bauchbereich freigesetzt werden. Diese von den Betroffenen oft gar nicht wahrgenommenen Entzündungen setzen die Empfindlichkeit der Körperzellen auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin herab und begünstigen also die Entstehung von Diabetes mellitus Typ2.

Auch genetische Veranlagungen spielen eine Rolle – sowohl in die eine wie in die andere Richtung. Denn es gibt durchaus Übergewichtige, deren Insulinwirksamkeit ungeschmälert bleibt und die demzufolge auch nicht an Typ-2-Diabetes erkranken. Diese sind aber, wie die ganz oben aufgeführten statistischen Zahlen zeigen, eindeutig in der Minderheit.

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Wir trauern um Faris Abu-Naaj

Am 15. März 2022 ist Faris Abu-Naaj im Alter von gerade einmal 54 Jahren völlig überraschend von uns gegangen.

Faris, der 1967 als Sohn eines aus Palästina stammenden und in Köln praktizierenden Chirurgen in Leverkusen geboren wurde, interessierte sich schon früh für Themen aus dem Bereich Medizin und Gesundheit.

Als er in seiner Jugend an Adipositas erkrankt, wird die Auseinandersetzung mit dieser Krankheit zu seinem Lebensthema. Dabei beschäftigt er sich nicht zuletzt intensiv mit den Möglichkeiten und Risiken der Adipositaschirurgie. Aus dieser Arbeit entsteht nach Gesprächen und Recherchen in mehr als 50 Adipositas-Behandlungszentren sein wichtigstes Buch „Schlank durch OP – Chancen und Risiken der Übergewichtschirurgie“, welches in dem von ihm einige Jahre zuvor gegründeten ProTalk-Verlag erscheint. Auch er selbst unterzieht sich nach längerer Überlegung einem entsprechenden Eingriff und schafft es dadurch, sein Gewicht von 208 Kilogramm dauerhaft auf knapp über 100 Kilo zu reduzieren.

Seine Tätigkeit als Fachautor und sein kreatives und kommunikatives Wesen machen ihn im Laufe der Jahre zu einem gefragten Ansprechpartner in der Adipositas-Szene. Er initiiert und leitet Selbsthilfegruppen, organisiert Symposien, hält eigene Vorträge und verfasst zahlreiche Blogs und Artikel zum Thema. Durch seine offene und zugewandte Art knüpft Faris nach und nach nicht nur fachliche Kontakte zu Koryphäen der Adipositasbehandlung, sondern wird auch zu deren Freund und Ansprechpartner in Fragen des Marketings und der Unternehmenskommunikation.

Um diesen Aspekt seiner Arbeit zu professionalisieren, gründet er 2015 mit einem Partner die Agentur „Reden ist Gold“, die er 2021 in „Medical Brand“ umbenennt. Ein großer Erfolg wird auch das von ihm 2019 konzipierte und geleitete „Camino-Projekt„, welches vom Hessischen Rundfunk begleitet und in einer TV-Dokumentation verewigt wird.

Der vorzeitige Tod dieses herzensguten, großzügigen, manchmal ein wenig chaotischen, aber immer liebenswerten Mannes hinterlässt bei uns, seinen Angehörigen, Freunden und Geschäftspartnern große Bestürzung und Fassungslosigkeit. Gleichzeitig sind wir alle dankbar für die stets inspirierenden gemeinsamen Stunden, die wir in seiner viel zu kurzen Lebenszeit mit ihm verbringen durften.

Möge Faris in Frieden ruhen!

Foto: © Frank Adelhardt

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Referenz bedeutet ein Plus an Kompetenz!

Unser Adipositaszentrum als Referenzzentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie zertifiziert.

Bereits seit Jahren gehört unser Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München/Gräfelfing zu den wenigen zertifizierten Adipositaszentren in Bayern.

Für unser Haus hatte diese Zertifizierung als Kompetenzzentrum durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV e.V.) immer einen hohen Stellenwert. Stellt sie doch den hohen Standard in der Qualität unserer Therapieangebote heraus und dokumentiert u.a. auch, dass wir alle Behandlungsabläufe und -ergebnisse transparent kommunizieren.

Damit bieten wir unseren Patienten ein Höchstmaß an Sicherheit und Verlässlichkeit in der Umsetzung bariatrischer Eingriffe, aber auch konservativer Therapieangebote, wie der Ernährungs– und Verhaltenstherapie und der qualifizierten Nachsorge.

Seit Jahren sind wir bemüht, diesen hohen Qualitätsstandard nicht nur zu erhalten, sondern immer noch weiter zu erhöhen und unser therapeutisches Angebot den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen.

Wir freuen uns deshalb besonders, dass die DGAV e.V. unsere Anstrengungen und Erfolge jetzt mit der Erteilung eines höheren Zertifizierungslevels als Referenzzentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie anerkannt hat.

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Dank für besonderes Engagement, Einsatzbereitschaft und Verständnis

Dank für besonderes Engagement, Einsatzbereitschaft und Verständnis in einer schwierigen und belastenden Zeit!

Nach einem wirklich schwierigen Jahr unter besonderen Umständen möchten wir uns ganz herzlich bei unserem Team des Adipositaszentrums, sowie bei den Kolleginnen und Kollegen und dem gesamten Pflegepersonal der WolfartKlinik München-Gräfelfing für ihre großartige Leistungsbereitschaft und ihren aufopferungsvollen Einsatz für unsere Patienten bedanken.

Unser Dank gilt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Krankenhausverwaltung, die uns immer bei der Versorgung unserer Patienten in diesen schweren Zeiten trotz widrigster Umstände tatkräftig unterstützen.

Dank auch an unsere Patientinnen und Patienten für Ihr Verständnis, dass einzelne Therapieangebote virtuell stattfinden mussten, und für ihre Flexibilität in diesem besonderen Jahr, in dem viele Infoveranstaltungen und ShG-Treffen aufgrund der Corona-Restriktionen nicht wie gewohnt stattfinden konnten.
Auch viele Einschränkungen bei den Besuchsregelungen waren belastend und frustrierend.

Einen herzlichen Dank auch an die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, die trotz Ihrer enormen Arbeitsbelastung in ihren Praxen, den Kommunikationsaustausch mit unserem Zentrum weiterhin gewährleistet haben.

Die Corona-Pandemie hat uns viele Zugeständnisse und Einschränkungen abverlangt und wird dies sicher noch eine ganze Zeit lang tun. Dennoch blicken wir mit Zuversicht und Optimismus ins Jahr 2021 und hoffen, dass viele der notwendigen Einschränkungen bald nicht mehr notwendig sind.

Ihre
PD Dr. med. Günther Meyer & Dr. med. Min-Seop Son

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Adipositastherapie ist ein Fulltimejob

Für viele AdipositaspatientInnen stellt die Durchführung eines sogenannten Multimodalen Therapiekonzeptes eine große Herausforderung dar und wird oft fälschlich nur als Hürde vor der OP betrachtet. Für mich ist das unverständlich, denn schließlich sollten auch viele Bestandteile dieses Konzeptes ein Leben lang in die Therapiestrategie eingebunden werden.

Die Ernährungsberatungen, die vor der OP stattfinden, sollten sicher auch nach einer OP gelegentlich im Terminkalender auftauchen. Nur durch die langfristige Kontrolle des Essverhaltens und das Gespräch mit ErnährungsberaterInnen können die schleichende Rückkehr zu falschen Essgewohnheiten oder die Etablierung neuer Ernährungsfehler rechtzeitig erkannt und behoben werden. Viele PatientInnen reagieren häufig zu spät und suchen die Hilfe der ErnährungsberaterInnen erst dann, wenn bereits ein erneuter großer Gewichtsanstieg stattgefunden hat.

Bewegung und sportliche Aktivität sind auch nach der OP ein absolutes „MUSS“ und in der medizinischen Praxis wird es fast niemand langfristig schaffen, den Therapieerfolg dauerhaft zu bewahren, wenn nicht mindestens 2 bis 3x in der Woche sportliche Aktivitäten oder lange Spaziergänge in den Tagesablauf eingebunden werden.

Viele notwendige Untersuchungen, die als OP-Vorbereitung angesehen werden, müssen zwingend auch nach einer OP weiterhin stattfinden. Dazu gehört das Jahresgespräch mit dem Arzt ebenso, wie die regelmäßigen Blutuntersuchungen. Ein Eiweiß-, Vitamin- und/oder Mineralstoffmangel kann lebensbedrohende Konsequenzen haben oder zumindest gravierende gesundheitliche Einschränkungen verursachen.

Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe gehört für mich zu einem absoluten Muss. Ich erlebe es immer wieder, dass mir ShG-Leiter berichten, dass viele Betroffene dort vor der OP erscheinen, weil sie sich Bescheinigungen für die Kasse erhoffen. Nach der OP verschwinden viele von ihnen dann klanglos. Dabei hat die ShG für mich nach der OP eine besonders wichtige Funktion. Die TeilnehmerInnen unterstützen sich, wenn der Therapieverlauf stagniert oder eventuell sogar wieder zurückläuft. PatientInnen profitieren von den Erfahrungen der Anderen und hören wie diese in vergleichbaren Situationen gehandelt und was diese Aktionen gebracht haben.
Ein motiviertes und schnelles Handeln kann durch die aktive Mitgliedschaft in einer ShG gefördert oder sogar bedingt werden.

All dies zeigt, dass eine erfolgreiche und langanhaltende Erfolgsstory im Bereich der Adipositastherapie ein hohes Engagement und die Nutzung vieler Therapieoptionen, auch nach der OP, erfordert.

Deshalb kann ich nur allen AdipositaspatientInnen die dringende Empfehlung geben, eine OP nicht als „Selbstläufer“ zu verstehen, sondern zu begreifen, dass auch ein Schlauchmagen oder Magenbypass eine kontinuierliche Arbeit verlangt.

Ihr

Faris Abu-Naaj

Faris Abu-Naaj

Beitragsfoto: © Gerd Altmann / Pixabay
Autorenfoto: © Frank Adelhardt

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Adipositaschirurgie in Deutschland am Scheideweg?

Warum Interdisziplinäre Therapie in der Adipositasbehandlung oft (noch) nicht funktioniert und weshalb sich das ändern muss! Als Adipositaspatient und ShG-Leiter habe ich Sorge vor gewissen Entwicklungen und Tendenzen in der Adipositaschirurgie.

Ein Beitrag von Faris Abu-Naaj

Seit Jahren führe ich gemeinsam mit Roberta Englert und Mihaela Savu jeweils Selbsthilfegruppen in Frankfurt und München. Ich möchte hier aus Sicht von mir als Patient und Leiter von Adipositas-Selbsthilfegruppen über negative Entwicklungen im Bereich der Adipositaschirurgie sprechen.
Meiner Ansicht nach sollten nicht nur die Sichtweisen von Ärzten, Kassen oder Fachgesellschaften eine Relevanz haben, sondern diese können auch in hohem Maße von den gesammelten Erfahrungen und dem bundesweiten Austausch der Betroffenen profitieren – insbesondere dann, wenn es darum geht, einzelne negative Entwicklungen zu erkennen und zu vermeiden.

Auf fast jeder Webseite und in vielen Broschüren von Adipositaszentren ist von einem Interdisziplinären Therapiekonzept oder Interdisziplinären Behandlungsteams die Rede. Dieses Konzept, das sich in immer mehr Medizinbereichen etabliert, bietet sowohl im Bereich der Diagnostik als auch bei der Therapie für Patienten einen hohen Mehrwert. Und gerade bei komplexen Krankheitsbildern kann dieses Behandlungskonzept die Chancen auf Heilung bzw. einen nachhaltigen Therapieerfolg deutlich steigern.

Auf dem Papier klingt das Konzept recht simpel:

Mediziner und Therapeuten unterschiedlichster Fachrichtungen und Bereiche tauschen sich bei der Diagnostik und Therapie intensiv aus und entwickeln daraus gemeinsam eine individuelle Therapiestrategie für die Patienten. Eine Strategie, die sich an der individuellen Lebens- und Gesundheitssituation der Betroffenen orientiert und dabei Art und Schwere der Krankheit berücksichtigt. Dabei werden meist unterschiedliche Diagnose- und Therapieoptionen geprüft und besprochen und häufig auch miteinander kombiniert.

Was jedoch in der Krebstherapie oder bei Multipler Sklerose (MS) in vielen Fällen schon gut funktioniert, scheint in der Adipositastherapie noch in einigen Häusern nicht wirklich konsequent umgesetzt zu werden und dies hat mehrere Gründe:

  • Interdisziplinäre Therapieformen kosten (erstmal) mehr Geld und Zeit und werden in der Regel von den Kassen nicht oder nur teilweise vergütet. (Eine Ausnahme bilden hier individuelle Versorgungsverträge mit den Kassen oder das Projekt ACHT.)
  • Es besteht keine einheitliche, abgestimmte Vorgehensweise der Adipositaszentren untereinander und leider nutzen einige Zentren eine ohne große Vorbereitung durchgeführte OP als „Marketingtool“, um Patienten eine vermeintlich schnelle und bequeme Lösung anzubieten.

Verantwortliche gibt es viele und auch, wenn es häufig nicht offen ausgesprochen wird oder wir es uns nicht trauen zu sagen, sind es manchmal auch die Patienten:

Die meisten Betroffenen, die ein Adipositaszentrum aufsuchen, haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich, der gekennzeichnet ist von unzähligen gescheiterten Abnehmversuchen, sozialer Missachtung und damit verbundenen enormen gesundheitlichen und psychischen Belastungen sowie auch beruflichen Nachteilen. Viele dieser Menschen suchen deshalb ein Zentrum auf, mit der vorgefertigten Meinung, dass nur noch die OP helfen kann und diese umgesetzt werden muss -und das möglichst schnell!!!

Ein ergebnisoffener und konstruktiver Dialog zwischen Zentrum und Patient ist da schon oft nicht mehr möglich, denn selbst, wenn es andere Therapieoptionen gäbe, die zielführend sein könnten, werden diese gar nicht mehr in Betracht gezogen – zu groß ist die Angst, wieder zu versagen und weiterhin wertvolle Lebenszeit zu verlieren.

Und auch die sozialen Netzwerke sorgen dafür, dass Patienten manchmal die chirurgische Option mit vollkommen übertriebenen Erwartungshaltungen und Vorstellungen bewerten und andere konservative Therapieoptionen pauschal ablehnen.

Auch in der Gruppe „Adipositas Chirurgie – Fragen und Antworten“, die ich als einer der Administratoren betreue, passiert dies laufend, und zwar in einer Absolutheit, die mir manchmal Angst macht. Tausende Patienten posieren vor Spiegeln, Fitnessgeräten oder auf Waagen und kommunizieren ein verklärtes Bild, das häufig nach dem Schema abläuft:„Früher habe ich alles versucht und es nicht geschafft; dann habe ich mich operieren lassen und jetzt ist alles gut!“ #NewLife #Leben 2.0 # NeverGiveUp usw.

Der OP-Eingriff wird als einzige Lösung gepriesen und eventuelle Nachteile werden dabei völlig außen vor gelassen. Der momentan große Abnehmerfolg wird präsentiert und hierbei oft übersehen, dass nach der OP nicht alles für immer gut ist, sondern dass es sich hier nur um eine Momentaufnahme im Kampf gegen eine lebensbedrohende und vor allem chronische Erkrankung handelt.
Die Adipositas ist ein komplexes Krankheitsbild, das in der Diagnostik, der Therapie und der lebenslang notwendigen Nachsorge deshalb eines interdisziplinären Therapiekonzeptes bedarf.

Im Vergleich zur scheinbar schnellen und einfachen Lösung durch eine OP werden leider von einigen Adipositaspatienten die hier unerlässlichen Vorbereitungskurse, Ernährungsberatungen oder Gespräche mit Psychologen als lästig und nicht zwingend notwendig gesehen. Und so wird dann im Internet und in den sozialen Netzwerken nach Zentren Ausschau gehalten, die auf die vermeintlich unnötige Vorbereitungsphase oder unterstützende konservative Therapieangebote teilweise oder gänzlich verzichten, und leider werden sie dabei oft fündig und kehren deshalb ihrem – nach medizinischer Evidenz handelnden und therapeutisch breit aufgestellten – Zentrum den Rücken
.
Deshalb tragen leider auch viele Patienten mit dafür die Verantwortung, dass solche Zentren großen Erfolg haben, die ein interdisziplinäres Therapiekonzept nur auf der Webseite propagieren, statt es auch tatsächlich anzubieten und mit den Patienten umzusetzen. Für diese Menschen scheint ein schnellerer zeitlicher Ablauf wichtiger zu sein, als ein gutes und therapeutisch breit aufgestelltes Therapiekonzept zu erhalten.

Eine weitere, große Verantwortung haben die Mediziner:

Auch wenn Patienten das Zentrum mit einer bereits vorgefassten Therapieerwartung aufsuchen, so tragen auch die Mediziner mit die Verantwortung dafür, ob in ihrem Zentrum ein interdisziplinäres Konzept nur in der Außendarstellung kommuniziert oder wirklich umgesetzt wird.

Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich die Situation der Zentren und der Zentrumsleitungen nicht verbessert hat. Der wirtschaftliche Druck von Seiten der Krankenhausleitungen und Kostenstellen steigt. Immer mehr Krankenhäuser versuchen, in der bariatrischen bzw. metabolischen Chirurgie Fuß zu fassen, und das führt zu einem stärkeren Wettbewerb. Allein in den letzten 4 Jahren ist die Zahl der von der DGAV bzw. CAADIP zertifizierten Adipositaszentren von 56 auf 88 gestiegen (Webseite der DGAV, Stand 08.09.2020). Zudem gibt es zusätzlich Dutzende nicht zertifizierter Adressen, die im Bereich der Adipositaschirurgie aktiv sind.

Die Konkurrenz führt natürlich zu einem Kostendruck, der es den Chirurgen nicht einfacher macht, konservative Therapiestrategien wie die Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie in die OP-Vorbereitung und -Nachsorge zu integrieren. Hier werden dadurch natürlich zusätzliche Kosten generiert, die oftmals aber von den Kassen nicht übernommen werden und die viele Patienten selbst nicht in der Lage sind zu bezahlen.

Seriöses und evidenzbasiertes Handeln kostet in zweierlei Hinsicht Geld:

  • Im Bereitstellen der therapeutischen Ressourcen und des therapeutischen Angebotes
  • In der Zahl der Patienten, die sich häufig dann eine andere Adresse suchen, die einen vermeintlich kürzeren und einfacheren Weg zur OP propagiert

Einen immer größeren Anteil daran, dass häufig eine bundesweit leitliniengerechte, interdisziplinäre Therapie vor und nach einer OP nicht stattfindet, haben deshalb auch im besonderen Maße die schwarzen Schafe:

Das frühere Handeln in der bariatrischen Szene war zumindest eine Zeitlang geprägt von einem einheitlichen Prozedere bei der Antragsstellung, welches die Durchführung eines sogenannten „Multimodalen Konzeptes“ erforderte. Dies bestand im Wesentlichen in der Durchführung von 6 Ernährungsberatungen, einem psychologischen, endokrinologischen und chirurgischen Gutachten, dem Nachweis von regelmäßigen Bewegungs- und Sportaktivitäten und dem Ausschluss von sogenannten Kontraindikationen.

In der Regel verlief die Durchführung dieser Maßnahmen in einem zeitlichen Rahmen von 6 bis 7 Monaten und es erfolgte dann die Antragsstellung an die Krankenkasse zur Kostenübernahme eines bariatrischen Eingriffes. Für viele Patienten war die Zeit zwischen der Antragsstellung und der Entscheidung der Kasse geprägt von Nervosität und Angst vor der Ablehnung. Oft kam es auch von Seiten der Kassen zu teilweise absurden Ablehnungsbegründungen und Entscheidungen, die eher am Roulettetisch getroffen zu werden schienen als auf Basis medizinischen Wissens und der aktuellen gesundheitlichen Situation der Betroffenen. Was folgte, war meist ein jahrelanger Kampf bei Sozialgerichten mit ungewissem Ausgang und eine sich weiter verschlechternde Gewichts- und Gesundheitssituation der Patienten.

Insofern begrüße ich die Entscheidung vieler Kliniken und Zentren, auf das Prozedere der Antragsstellung zu verzichten – schafft es doch für uns Patienten die Sicherheit, dass dann die erhoffte OP durchgeführt wird, wenn die auf Basis der Leitlinien (S3-Leitlinie: Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen) definierten Therapieziele während der Durchführung einer multimodalen Therapie nicht erreicht wurden.
Dennoch sollten ALLE Adipositaszentren eine einheitliche und transparente Therapiestrategie umsetzen, die sowohl eine leitlinienkonforme OP-Vorbereitung als auch die Durchführung einer OP und die bariatrische Nachsorge gewährleistet.
Leider scheinen das einige Zentren nicht so zu sehen und ich erlebe es zurzeit immer wieder, dass es Adipositaspatienten schaffen, durch den Zentrumswechsel und „Empfehlungen“ im Netz wichtige und sinnvolle Vorbereitungs- und Therapiemaßnahmen im Vorfeld einer OP zu umgehen und so innerhalb weniger Wochen die ersehnte OP zu verwirklichen. Teilweise liegen zwischen dem Erstgespräch und dem OP-Termin nur einige Wochen.

Leidtragende der „Guerilla-Strategie“ einiger weniger Behandlungsadressen sind die Zentren und Mediziner, die verantwortungsvoll, strukturiert und auf Basis der etablierten und evidenzbasierten Leitlinie handeln. Sie können oft trotz größter Bemühungen vielen ihrer Patienten nicht vermitteln, warum all die wichtigen und notwendigen therapeutischen Maßnahmen im Vorfeld und nach einer OP in ihrem Zentrum gelten – in einem anderen aber scheinbar vernachlässigt oder ignoriert werden.
Leidtragende sind aber auch viele Patienten, deren persönliche Schilderungen, Posts, Kommentare und Nachrichten mich und viele andere ShG-Leiter oder Admins von Facebook-Gruppen erreichen und die verheerende Wissensdefizite im Bereich der sinnvollen OP-Vorbereitung, der Ernährung kurz-, mittel- und langfristig und der (nach einem bariatrischen Eingriff) notwendigen Supplementierung offenbaren.
Erschreckend für mich ist die Tatsache, dass hier immer wieder dieselben Zentren genannt werden.

Leidtragend ist aber auch die ganze seriös und kompetent agierende Fachrichtung der Adipositaschirurgie, die durch die Vorgehensweise einzelner Zentren mit der Durchführung von „Blitz-OPs“, der Vernachlässigung eines leitliniengerechten Therapiepfades und fehlenden Nachsorgekonzepten den Kritikern aus z.B. anderen medizinischen Fachrichtungen, aber auch einzelnen Kassenvertretern in die Hände spielen. Leider werden solch negative Therapieverläufe genutzt, um manchmal ein pauschales und unfaires Urteil über eine nachweislich wirksame und mittlerweile etablierte Therapieoption im Kampf gegen die Adipositaserkrankung zu fällen. Hier sind meines Erachtens die Zentren, Fachgesellschaften und Verbände gefordert, ein System zu etablieren, welches einheitlich Gültigkeit hat und das umgesetzt werden muss. Ein System, dem es gelingt, ein hohes Maß an Transparenz zu schaffen und die Stellen sanktioniert, die sich nicht an strukturierte und bewährte Vorgehensweisen und interdisziplinäre Therapieauflagen halten.

Die Zahl der bariatrischen Operationen ist stark steigend und wird in den kommenden Jahren sicher noch weiter ansteigen, denn die Zahl der massiv adipösen Menschen und damit der Adipositaspatienten wächst. Tausende Betroffene profitieren jedes Jahr von einer Schlauchmagen- oder Magenbypass-Operation und für viele bedeutet dies einen wichtigen Schritt in ein leichteres und gesünderes Leben und das Ende eines langen Leidensweges. Dennoch gibt es aus meiner Sicht auch falsche Tendenzen und Trends.

Vier wichtige Punkte, die sich – meiner Ansicht nach – ändern müssen:

  • Die Qualität in der Therapie muss bundesweit auf einem einheitlichen, hohen Niveau stattfinden und es müssen Regularien etabliert werden, die Zentren sanktionieren, die sich nicht an diese Vorgaben halten.
  • Adipositaspatienten muss – sowohl bei ShG-Treffen aber auch im Internet – deutlicher aufgezeigt werden, dass eine gute und etablierte OP-Vorbereitung und das Einbinden konservativer Therapiemodule, sowohl vor wie nach der OP, keine Hürde sondern eine Chance für den nachhaltigen Therapieerfolg darstellen. Hier leisten ShG-Gruppen- und Verbände bereits viel, könnten aber ihre Aktivitäten (in einigen Bereichen) noch intensivieren und da nehme ich mich nicht raus!
  • Kassen müssen sämtliche prä- und postoperative, leitliniengerechte Therapieangebote vollständig übernehmen und dürfen nicht einzelnen Adipositaszentren durch individuell ausgehandelte Verträge einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
  • Adipositaszentren müssen allen operierten Patienten eine lebenslange Nachsorge garantieren. Die Nachsorgequote sollte noch stärker reglementiert und kontrolliert werden. Auch wenn die Zertifizierungsrichtlinien schon eine gute Maßnahme darstellen.

Fazit:

Es gibt viele hochqualifizierte und gut organisierte Zentren in Deutschland, die gute Arbeit leisten und viel Geld und Mühe in die Bereitstellung eines breiten, interdisziplinären Therapieangebotes investieren. Sie richten sich nach den S3-Leitlinien und behandeln Patienten mittels eines gut strukturierten Therapiepfades. Dennoch scheinen einzelne Zentren in hohem Maße davon zu profitieren, dass sie dies eben nicht tun – zum Leidwesen der Patienten und ihrer eigenen Kollegen.
Diese Entwicklung muss gestoppt werden, denn sonst – davon bin ich überzeugt – wird die Zahl der Redo- und Reversionseingriffe weiter steigen, werden die Langzeitkomplikationen durch Mangelversorgung weiter zunehmen und die bariatrische bzw. metabolische Chirurgie einen Teil ihrer hart erkämpften Reputation wieder verlieren.

Ich bin gespannt auf Eure/Ihre Sichtweise zu meinen Meinungen und Erfahrungen. Außerdem würde mich interessieren, welche Erfahrungen Ihr mit einem interdisziplinären Therapiekonzept sammeln konntet und wie zufrieden Ihr mit der Op Vorbereitung und der bariatrischen Nachsorge seid. Hier wären natürlich auch die Meinungen und Erfahrungen der Mediziner und ShG-Leiter zu der hier angesprochenen Thematik interessant.

Ihr

Faris Abu-Naaj

Faris Abu-Naaj


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Kein neues Leben – ein besseres Leben!

Ein Beitrag von Faris Abu-Naaj, Autor des Buchs „Schlank durch OP“ und gemeinsam mit Mihaela Savu Leiter der Selbsthilfegruppe „Dicke Freunde München“

Einige AdipositaspatientInnen bezeichnen die Phase nach einer bariatrischen Operation als „neues Leben“. Ich persönlich kann es nicht wirklich so sehen, unterstellt der „Neuzustand“ doch eigentlich, dass das „Alte“ nicht mehr da ist und wir einen Zustand erreicht haben, in dem wir nochmal ganz von vorne anfangen.
Das macht mich besonders deshalb nachdenklich, weil es ja für fast alle AdipositaspatientInnen keines vollkommenen Neuanfangs bedarf. Vielmehr müssen einige Dinge verändert werden, die vor der OP eben dafür gesorgt haben, dass häufig sowohl die Gesundheitssituation wie auch das eigene Selbstwertgefühl gelitten haben.
Dennoch wird jede/r von Ihnen auch im Leben vor der OP Dinge erreicht, erlebt oder gemacht haben, auf die man stolz sein kann und die man in positiver Erinnerung hat. – Und auch Dinge von denen man heute vielleicht noch profitiert! Sei es eine gute Ausbildung, die Geburt der Kinder oder auch der Aufbau eines eigenen Heims, eines guten Freundeskreises oder der familiäre Zusammenhalt.

Natürlich bringt eine bariatrische Operation auch eine Reihe von positiven Veränderungen mit sich, nur verursacht sie kein neues Leben.

Sie gibt Ihrem Leben hoffentlich in den Bereichen wichtige positive Impulse, wo sich damals mit Ihrer stark fortgeschrittenen Adipositaserkrankung vielleicht eine gewisse Frustration oder auch Resignation breit gemacht hat.
Andere positive Eigenschaften, Erlebnisse und Lebensumstände erfahren hoffentlich keine „Erneuerung“!
Auch hat nicht die Operation Ihr Leben in diesem Bereich „erneuert“, sondern Sie! Sie haben nach diesem Krankenhausaufenthalt dafür gekämpft hat, dass die Therapie erfolgreich verläuft. Sie haben den Entschluss gefasst, diese Behandlungsoption auszuwählen und Sie tragen auch heute noch die meiste Verantwortung dafür, dass Sie hoffentlich nicht in einigen Jahren wieder in der Situation sind, dass Sie sich ein „neues Leben“ wünschen.

Begegnen Sie Ihrem veränderten Leben mit Respekt, aber sind Sie nicht ausschließlich der OP oder Ihren ChirurgInnen dankbar, sondern empfinden Sie Dankbarkeit sich selbst gegenüber. Und schätzen Sie auch die Dinge, die keiner Erneuerung bedurft haben und halten Sie diese fest.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem veränderten, meinetwegen auch besseren und vor allem gesünderen Leben.

Ihr

Faris Abu-Naaj

Faris Abu-Naaj


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Autorenfoto: © Frank Adelhardt

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Qualität statt Quantität! Warum Patienten keine Angst vor der Nahrungsreduktion nach einer OP haben müssen und wie Lebens- und Genussqualität gesteigert werden können

Ein Beitrag von Sabine Schmid, staatl. geprüfte Diätassistentin, Adipositastherapie VDD

Um erfolgreich und langfristig Gewicht zu reduzieren, ist eine adipositaschirurgische Maßnahme für manche Patienten die einzige Möglichkeit. Warum Sie jedoch keine Angst haben müssen, nur noch kleine Mengen essen zu können, liegt an folgenden Dingen:

  • Über die Auswahl, die Sie essen, können Sie weiterhin selbst bestimmen.
  • Durch langsames und bewusstes Essen können Sie die einzelnen Lebensmittel, Gewürze und Kräuter besser wahrnehmen und besser genießen.
  • Sie haben mehr Zeit zum Essen, da die Portion eine kleinere ist.
  • Die kleinen Portionen machen es fast jedem möglich, hochwertige Lebensmittel zu kaufen.
  • Sie sind früher satt, können das spüren und darauf reagieren.

Durch eine gute Vorbereitung auf die Operation kann man herausfinden, was einem beim Essen wirklich wichtig ist:

  • Genuss?
  • Optik?
  • Abschalten vom Alltag?
  • Zeit für mich oder meine Familie?
  • Hunger stillen?
  • Appetit stillen?
  • Geruch befriedigen?
  • Menge?

Diese Dinge können dann schon vor dem Eingriff optimiert werden. Dadurch kann festgestellt werden, ob die Veränderungen, die nach einer Adipositas-Operation auf einen zukommen, eine Leichtigkeit für Sie sein werden. Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete.

Beim Genießen von Essen, einzelnen Lebensmitteln oder Mahlzeiten kommt es meist nicht auf die Menge an. Stattdessen braucht man Zeit – Zeit, um den Geschmack bewusst zu erleben. Hierfür ist es eine gute Übung, sich vor jedem Essen zu überlegen:

  • Schmeckt mir, was ich gerade esse?
  • Welchen Geschmack mag ich besonders?
  • Ist die Auswahl auch gut für meinen Körper oder gibt es eine Alternative, die besser für ihn wäre und mir schmeckt?
  • Fühle ich mich nach diesem Essen gut oder habe ich ein schlechtes Gewissen?

Indem man sich das bewusst macht, lernt man sich und seine Bedürfnisse beim Essen näher kennen. Einer Veränderung, mit der es Ihnen noch besser geht, steht nichts im Wege. Probieren Sie es aus und entscheiden Sie dann.

Genau dieses Wissen ist dann nach der Adipositas-Operation wichtig, um langfristig erfolgreich zu sein, ohne am Genuss beim Essen oder an Lebensqualität zu verlieren.


Sabine Schmid, staatl. geprüfte Diätassistentin (VDD)

Autorin: Sabine Schmid
Staatl. geprüfte Diätassistentin (VDD)
Adipositastherapie (VDD)
Zertifikat “Ernährungspsychologie” (HS Fulda)
AMC-WolfartKlinik

Beitragsfoto: © Canva
Autorenfoto: © WolfartKlinik

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Mehr Sein als Schein - Warum eine gute Adipositastherapie nicht durch Bilder dokumentiert werden kann und sollte

Faris Abu-Naaj für Adipositas München

Immer wieder stoße ich bei der Recherche für meinen Ratgeber „Schlank durch OP“ auf Bilder, die versuchen, den hohen technischen Standard einer medizinischen Einrichtung und ihrer Mediziner durch professionelle Hochglanzbilder von Hightech-OP-Sälen oder neuesten Gerätschaften zu dokumentieren. Eine Entwicklung, die ich aus Patientensicht mit einer gewissen Sorge verfolge, getrieben von der tiefen Überzeugung, dass weder ein erfolgreiches therapeutisches Konzept noch die Qualität in der Behandlung durch Bilder treffend dargestellt werden können. Darüber hinaus können diese Bilder sowohl der Komplexität der Erkrankung selbst als auch dem hohen Aufwand der Therapie nicht gerecht werden.
Ein abgelichteter OP-Saal (sei er auch noch so schön in Szene gesetzt und mit der neuesten Technik vollgestopft) sagt nichts über die Expertise des Chirurgen oder das therapeutische Netzwerk, das hinter diesem Zentrum steht, aus.

Zweifellos hat die Adipositaschirurgie in den letzten Jahren erhebliche technische Fortschritte erzielt, jedoch betrifft dies im Wesentlichen die Entwicklung der minimalinvasiven Chirurgie und den Aufbau eines interdisziplinären Netzwerks. Selbstverständlich gehört hierzu auch die bildgebende Technik und weitere Entwicklungen in der Medizintechnik, die fotografiert werden können.
Allerdings ist es für uns Patienten schwierig, anhand des neuesten OP-Turms im Bild die Qualifikation und Kompetenz eines Zentrums zu beurteilen. Viel wichtiger ist es, Informationen darüber zu erhalten, welche unterschiedlichen OP-Verfahren angewandt werden und ob dem Patienten vor – aber vor allem auch nach – einem bariatrischen Eingriff ein breites Netzwerk von Medizinern und Therapeuten zur Verfügung steht. Dazu gehört auch eine transparente Auskunft über die Regelungen und Finanzierungen der lebenslangen Nachsorge für die Patienten. All dies kann meiner Ansicht nach nicht in Bildern dargestellt werden.

Deshalb bin ich der Überzeugung, dass in der Außendarstellung eines Adipositaszentrums und vieler anderer Medizinbereiche immer die Kompetenz der behandelnden Personen und nicht die Technik im Mittelpunkt stehen sollte.

Natürlich ist es von Bedeutung, ob Zentren und Chirurgen über ein modernes OP-Equipment und eine angemessene Ausstattung für die betroffenen Adipositaspatienten verfügen. Dies wird jedoch viel umfassender und deutlicher durch eine entsprechende Zertifizierung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Adipositastherapie und metabolische Chirurgie (CAADIP) dargestellt und nicht durch die Professionalität und Perspektivwahl eines Fotografen!

Die Zertifizierung richtet sich nach klaren Vorgaben, die neben dem Vorhandensein einer entsprechenden Technik und Ausstattung auch im hohen Maße die Expertise der Mediziner und Therapeuten, das Komplikationsmanagement, die Dokumentation und viele weitere Faktoren berücksichtigen. Darüber hinaus wird die entsprechende Prüfung nicht nur aus der Ferne von der Fachgesellschaft vorgenommen, sondern erfolgt „vor Ort“ durch ein sogenanntes Audit. Im Rahmen dieses Audits besucht ein Spezialist das zu zertifizierende Zentrum. Dort prüft er die jeweiligen Prozesse sowie die Erfüllung der durch die Fachgesellschaft gestellten Anforderungen und Richtlinien und dokumentiert anschließend seine Ergebnisse.

All dies sollte sowohl für die Patienten als auch für die Mediziner einen viel höheren Stellenwert haben als die Auswahl bunter Bilder.

Ihr Faris Abu-Naaj

Faris Abu-Naaj

Autor des Ratgebers „Schlank durch OP“


Autorenfoto: Frank Adelhardt, Feine-Pixel Fotografie
Beitragsfoto: © marionbrun / Pixabay

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Die Angst vor der OP war immer mit dabei!

Faris Abu-Naaj sprach mit Heike A. über ihre Erlebnisse und Erfahrungen. In diesem Blogbeitrag könnt Ihr Heikes Geschichte nachlesen.

Immer wieder muss ich mich wundern, wenn ich in sozialen Netzwerken die Menschen sehe, die so optimistisch und voller Zuversicht am Tag der OP noch Posts versenden. Bei mir war das anders, denn ich hatte damals sehr viel Angst vor der OP und eine Menge Respekt vor eventuellen Komplikationen. Erschwerend kam bei mir sicher auch hinzu, dass dies meine erste OP war und ich mir deshalb auch für diese Entscheidung sehr viel Zeit gelassen habe. Aus heutiger Sicht vielleicht zu viel Zeit, da ich immer wieder versuchte, durch Diäten oder Hungerkuren die OP zu vermeiden. Leider waren die Konsequenzen meiner Versuche immer dieselben: Mein Gewicht stieg nach anfänglichen Erfolgen jedes Mal weiter an. Auch mein berufliches und privates Umfeld bemerkte diese negative Entwicklung. Es war ja auch nicht zu übersehen. Mit 28 Jahren brachte ich bei einer Körpergröße von 164 cm ein Gewicht von 134 Kilo auf die Waage und hatte Schwierigkeiten, meiner Arbeit als Kassiererin nachzukommen.

Die sitzende Tätigkeit sorgte für Ekzeme unter der Fettschürze meines Bauches und zwischen meinen Oberschenkeln. Auch litt ich unter Schlafstörungen, die laut meines Hausarztes aufgrund eines so genannten Schlafapnoesyndroms entstanden. Dazu kamen noch die abwertenden oder mitleidigen Blicke vieler Supermarktkunden, die mein eh schon geringes Selbstbewusstsein noch weiter verringerten. Zweimal verabredete ich einen Beratungstermin in einem Adipositaszentrum, nur um die beiden Termine kurz vor dem Termin wieder abzusagen. Zu groß war die Horrorvorstellung, dass bei der Operation selbst oder bei der Narkose etwas schieflaufen könnte. So redete ich mir immer nach der Terminabsage ein, es selbst zu schaffen und jetzt soweit zu sein, dass ich es doch noch durch einen neuen Diätversuch schaffen würde, mein Gewicht deutlich zu reduzieren. Ein Irrglaube, wie sich bereits nach einigen Wochen herausstellte.

blockquoteDer Besuch einer Selbsthilfegruppe gab mir neue Impulse

Der Besuch einer Selbsthilfegruppe gab mir neue Impulse, denn hier traf ich Adipositaspatienten, die eine Operation schon hinter sich gebracht hatten und mir viele Ängste nehmen konnten. Auch stellte ich fest, dass viele meiner Vorstellungen gar nicht der Realität entsprachen. So war ich immer davon ausgegangen, dass eine Operation drei bis vier Stunden dauern würde und ich danach zwei Wochen im Krankenhaus verbringen würde. In der ShG erfuhr ich, dass die meisten Operationen nur ca. eine Stunde dauern und viele Patienten bereits nach vier oder fünf Tagen das Krankenhaus verlassen konnten.

Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass ich mich viel zu spät detailliert informiert habe und dass viele meiner Ängste aus Vermutungen oder Halbwissen resultierten. Es gab in der ShG auch Menschen, die nicht vollständig den erhofften Erfolg durch die Operation erzielt hatten und sich auch ein zweites Mal unters Messer begeben mussten. Häufig berichteten mir diese Menschen von Reflux-Problemen nach einer Schlauchmagenoperation oder auch davon, dass sie nach einigen Jahren wieder deutlich zugenommen hatten. Dennoch gaben mir die Erfahrungen und Ergebnisse der anderen ShG-Teilnehmer den Mut, einen weiteren Beratungstermin im Adipositaszentrum zu vereinbaren. Heute bin ich froh, den Termin gemacht zu haben. Der Arzt nahm sich viel Zeit und erklärte mir die unterschiedlichen OP-Methoden. Auch untersuchte er mich gründlich und befragte mich nach meiner Lebenssituation und meiner Ernährungsweise. Obwohl der Chirurg mir viele meiner Ängste nehmen konnte, blieb meine Angst vor der Narkose und dem Gefühl der Machtlosigkeit, falls doch etwas passieren würde. Auf der anderen Seite stellte ich mir die Frage, wie es ohne die OP weitergehen würde und ob es überhaupt weitergehen könnte. Auf der Arbeit kam es aufgrund meiner eingeschränkten Belastbarkeit zu Spannungen. Mit jedem Kilo auf der Waage zog ich mich mehr zurück – immer mit der Konsequenz, dass ich weiter zunahm.

blockquoteHeute ist die OP 14 Monate her und es geht mir sehr gut

Also entschloss ich mich zur Operation. Dies geschah jedoch nicht wie bei so vielen mit einem lauten Hurra, sondern mit einer gewaltigen Portion Angst. Ich werde nie vergessen, wie ich nach der OP aufwachte und erfuhr, dass alles ohne Komplikationen abgelaufen ist. Dennoch hatte ich in den ersten vier Tagen nach dem Eingriff noch wirklich starke Schmerzen und eine unglaubliche Panik, etwas zu trinken oder etwas von der Suppe zu essen. Ständig war sie da, die Angst, dass irgendetwas undicht werden könnte. Aber von Tag zu Tag wurde es besser, und als ich das Krankenhaus nach fünf Tagen verlassen konnte, wurden die Sorgen und Ängste immer weniger. Heute ist die OP 14 Monate her und es geht mir sehr gut. Natürlich gibt es viele Patienten, die wahrscheinlich noch mehr als ich abgenommen haben, aber dennoch bin ich jetzt 42 Kilo leichter und die Pfunde schwinden weiter, wenn auch sehr langsam. Auch ist jedes Kilo nach wie vor ein Kampf, den ich jedoch mit Hilfe der „OP-Krücke“ und dem daraus resultierenden schnelleren Sättigungsgefühl und einem gewissen Maß an Disziplin gut bewältigt bekomme. Natürlich mache ich mir Vorwürfe, dass ich so lange gewartet habe. Andererseits glaube ich, dass ich damals vielleicht einfach noch nicht für eine OP bereit war. Auch denke ich, dass viele von uns Adipositaspatienten vielleicht zu leichtfertig in die OP gehen und sich nicht ausreichend über das wichtige Thema Vorbereitung oder auch Nachsorge kümmern.

Die Entscheidung für eine OP sei jedem selbst überlassen, wobei ich wirklich jedem raten kann, eine Adipositas-Selbsthilfegruppe zu besuchen und dort offen über seine Sorgen und Ängste zu sprechen. Mir hat das sehr geholfen und ich besuche auch nach der OP diese Treffen regelmäßig. Sie geben mir Kraft, weiter am Ball zu bleiben, und mittlerweile sind viele Freundschaften aus dieser Gruppe entstanden.

Beitragsfoto: © silviarita / Pixabay

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Süchte im Auge behalten! - Suchtverlagerung nach baratrischen Operationen

Ein Gastbeitrag von Bernadette Heißenhuber, Psychologische Psychotherapeutin.

Wir Menschen verknüpfen mit Essen mehr als nur die stoische Aufnahme von Nahrung. Oft ist Essen ein soziales Ereignis. Wir zelebrieren Feiern mit großen gemeinsamen Festessen oder genießen das Hotelbuffet im Urlaub. Für viele Menschen haben diese Momente und das dazugehörige Essen einen sehr hohen Stellenwert. Darüber hinaus kann eine Mahlzeit auch eine Funktion als Belohnung, Entschädigung oder zur Regulierung von Gefühlen einnehmen. Bei freudigen Ereignissen oder wenn es Erfolge zu feiern gibt, ist Essen in unserer Gesellschaft kaum wegzudenken. Aber auch Gegenteiliges kann der Fall sein: Menschen können mit Frustessen reagieren. All diese Verknüpfungen sind in der Regel keine bewussten Entscheidungen, sondern Erfahrungen die wir seit unserer Kindheit gesammelt und über viele Jahre verinnerlicht haben.

Neben dieser Bedeutung von Essen, weisen neurobiologische Erkenntnisse seit einigen Jahren auf den engen Zusammenhang zwischen Essverhalten und Sucht hin. In unserem Gehirn gibt es ein System, das bei angenehmen Erfahrungen Botenstoffe aussendet, um solche Erfahrungen und die dazugehörigen Umstände schnell und gut zu verinnerlichen. Ziel ist es, schöne Erfahrungen gezielt wieder auslösen zu können. In diesem Zusammenhang wird der Botenstoff Dopamin und körpereigene Opioide freigesetzt, was von uns als angenehm erlebt wird. Wissenschaftler sprechen hierbei vom dopaminergen Belohnungssystem. Neben natürlichen Erfahrungen, wie Essen, aktivieren auch Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Medikamente und illegale Substanzen dieses Belohnungssystem. All diese Substanzen aktivieren das System allerdings deutlich stärker, als natürliche Erlebnisse zu denen Essen oder auch Sex zählen. Neurobiologen zufolge sind daher Sucht und Nahrungsaufnahme eng miteinander verknüpft.

Nach einer bariatrischen Operation besteht das Risiko, diese Sucht, das Essen, durch eine andere Sucht zu ersetzten. Kann nach der bariatrischen Operation durch die dann reduzierte Essensmenge eine der oben genannten Funktionen nicht mehr erfüllt werden, entsteht eine Lücke. Dadurch erhöht sich das Zugriffs-Risiko auf andere schnell verfügbare Genussmittel deutlich.

Studien haben gezeigt: Die Gefahr für Alkoholmissbrauch steigt nach einer bariatrischen Operation erheblich. Während sich im ersten Jahr nach der Operation noch wenig, bis keine Veränderungen zeigten, stieg amerikanischen Studien zufolge, im zweiten Jahr nach der Operation die Zahl der Alkoholabhängigen auf rund 10 %, während nach fünf Jahren 20 % der operierten Patienten Alkoholprobleme aufwiesen. Warum gerade Alkohol so kritisch zu betrachten ist, liegt an verschiedenen Faktoren. Durch die anatomische Veränderung nach der Operation ist die Wirkung von Alkohol deutlich stärker. Vor einer Operation gelangt nur ein Teil des Alkohols in den Blutkreislauf und ins Gehirn, da Enzyme bereits im Magen den Alkohol abbauen. Bei Menschen mit Magenbypass zeigt der Alkohol eine direktere Wirkung. Betroffene erleben einen schnellen Alkoholkick, der leichter in die Alkoholsucht führen kann. Hier ist also besondere Achtsamkeit geboten.

Aber Suchtverlagerung kann sich auch anders auswirken. Unser Kopf, der wie oben beschrieben über das dopaminerge Belohnungssystem angenehme Erfahrungen schnell speichert, greift bei der Suche nach angenehmen Erlebnissen gerne auf Bekanntes zurück. Ehemalige Raucher sind gefährdeter, wieder mit dem Rauchen anzufangen, andere dagegen neigen eher zu Schmerzmittelmissbrauch. Für wieder andere ist es Glücksspiel, übermäßiges Shopping oder Computerspiel, das Suchtpotenzial bietet.

Es ist absolut ratsam, die eigene Achillesferse zu identifizieren, denn niemand ist solchen Risiken hilflos ausgeliefert. Die frühe Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Stellenwert und der Funktion des Essens bei einem selbst und Überlegungen wie die neu entstandene Lücke nachhaltig geschlossen werden kann, sind wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen.

Macht man sich dann bewusst auf den Weg nach individuell geeigneten Alternativen des Genusses, reduziert sich das Risiko, dass unser Körper selbst nach verfügbaren, möglicherweise ungesunden, Wegen sucht. Was Genuss für jemanden darstellt, ist individuell unterschiedlich und sollte daher den persönlichen Bedürfnissen entsprechen. Jemand, der den ganzen Tag für sich am PC arbeitet, empfindet nach der Arbeit ein Treffen mit Freunden als Genuss, während ein anderer beruflich schon permanent in Kontakt mit Menschen ist und daher vielleicht in Ruhe ein Buch zu lesen als Genuss empfindet. Wesentlich ist dabei immer die ehrliche Selbstwahrnehmung. Diese Themen sollten im Rahmen einer Psychotherapie begleitend zur Operation und auch danach eingehend thematisiert werden.


Bernadette Heißenhuber, Psychologische Psychotherapeutin

Zur Autorin: Bernadette Heißenhuber ist Psychologische Psychotherapeutin. Sie verfügt über eine langjährige Expertise in der Behandlung von Adipositaspatienten und Menschen mit Essstörungen.
Neben der Arbeit in Ihrer eigenen Praxis leitet Frau Heißenhuber im Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie der AMC WolfartKlinik, die verhaltenstherapeutische Gruppentherapie im Rahmen der konservativen Therapie.

Beitragsfoto: © John Hain/pixabay.com
Autorenfoto: © WolfartKlinik

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Dank und Anerkennung nicht nur den Menschen in weißen Kitteln!

Beitrag von:
Priv. Doz. Dr. med. Günther Meyer
Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie in der WolfartKlinik München-Gräfelfing. Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie.
Dr. med. Min-Seop Son
Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie in der WolfartKlinik München-Gräfelfing. Stellvertretender Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas und metabolische Chirurgie

Die Arbeit in den vergangenen Wochen zehrt bei vielen von uns in der WolfartKlinik und dem Adipositas-Zentrum sowohl an den Kräften als auch an den Nerven.
Krisenstäbe treffen sich, um die Planung immer wieder an eine sich ständig wechselnde Nachrichtenlage anzupassen. Beatmungskapazitäten müssen zusätzlich geschaffen werden und viele unserer Mitarbeiter machen sich Sorgen um die eigene Gesundheit und die ihrer Liebsten zu Hause. Gleichzeitig wird alles Mögliche getan, um zu gewährleisten, dass eine ausreichende Menge an Schutzkleidung vorgehalten werden kann.
Vieles vom normalen Alltag einer Klinik und einem Zentrum muss der Ausnahmesituation „Pandemie COVID 19“ angepasst und teilweise vollkommen neu organisiert werden.

Ersteingriffe bzw. geplante Operationen werden vertagt, viele Therapieangebote gestrichen und auch alle Informationsangebote für unsere Patienten fallen aus. All dies zurecht in einer Situation, die auch wir als Ärzte in diesem Umfang noch nie erlebt haben, die aber durch das hohe Maß an Verantwortung gegenüber unseren Patienten und Mitarbeitern, jede einzelne Maßnahme rechtfertig, die wir ergreifen.

Durch neue Formate, wie unsere „Telefonsprechstunde“, ist es bisher gelungen den Informationsfluss zwischen Arzt und Patient weiterhin aufrecht zu halten. Auch dringend nötige Eingriffe werden zeitnah und in gewohnter Sicherheit und Qualität durchgeführt.
Dass dies alles bisher so gut funktioniert, dafür sorgen unzählige Menschen in unserer Klinik denen unser Dank und absolute Anerkennung gebührt. Auch in anderen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist dies nicht anders. Wenn uns dieses Virus also etwas gezeigt hat, dann, dass wir in Deutschland in der schweren Zeit auch „zusammengerückt sind“ und es viele Menschen gibt, die sich nicht nur um ihr Wohl kümmern, sondern ihre Arbeit und ihr Engagement dem Gemeinwohl zur Verfügung stellen.
Bedingungslos und ohne Murren gehen sie zur Arbeit, nehmen Dutzende Überstunden in Kauf und leben mit einem höheren Infektionsrisiko im Umgang mit den Menschen, die sie versorgen.

Auch wenn häufig von uns Medizinern und dem Personal in den medizinischen Einrichtungen in diesem Zusammenhang gesprochen wird, so stellt dies unserer Ansicht nach nur einen kleinen Teil der Gruppe dar, die weiterhin alles in Bewegung hält:
Bus und Bahnfahrer, Polizisten und Ordnungsdienste, Post und Paketzusteller, LKW-Fahrer, Mitarbeiter von Supermärkten, Apothekenkräfte, Müllabfuhr und Stadtreinigung u. v. a. m. All diese Menschen tragen dazu bei, dass ganz Deutschland trotz der Pandemie ausreichend und gut versorgt wird, dass die öffentliche Ordnung und Sicherheit gewährleistet wird und dass wir auch in diesen schweren Zeiten unsere Mülltonnen geleert bekommen und unsere Straßen und Plätze nicht verdrecken.
Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht, aber die Zeit der Pandemie hat uns auch gezeigt, dass es viele helfende Hände gibt, auf die wir uns während der Krise verlassen können.
Auch wird uns in dieser Zeit besonders bewusst, wie wichtig jede einzelne dieser Arbeiten und Dienstleistungen wirklich ist. Einen Umstand den wir vielleicht in „normalen Zeiten“ als allzu selbstverständlich hinnehmen.
Jetzt ist es an der Zeit all diesen Leistungen ein hohes Maß an Respekt zu zollen und dies auch in Zukunft, wenn diese schwere Krise überwunden ist, nicht zu vergessen!

Deshalb sagen wir von der WolfartKlinik auch all denen Danke, die außerhalb einer medizinischen Einrichtung ihr Bestes geben. Ein riesiges Dankeschön für Eure fantastische Leistung!

Ihr

Priv. Doz. Dr. Günther Meyer

Priv. Doz. Dr. Günther Meyer

Ihr

Dr. med. Min-Seop Son

Dr. med. Min-Seop Son

Beitragsfoto: © pixabay.com

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Kompetent – Transparent – mit einer hohen Verantwortung für unsere Patienten und Mitarbeiter

Beitrag von:
Priv. Doz. Dr. med. Günther Meyer
Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie in der WolfartKlinik München-Gräfelfing. Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie.
Dr. med. Min-Seop Son
Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie in der WolfartKlinik München-Gräfelfing. Stellvertretender Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas und metabolische Chirurgie

Das sogenannte Coronavirus, offiziell als Sars-CoV-2 bezeichnet, breitet sich weiter in vielen Ländern rund um den Globus aus. Der Virus ist im Dezember 2019 erstmals im chinesischen Wuhan aufgetreten und gehört zur selben Virenfamilie wie der „Sars“- und „Mers“-Virus.

In ganz Europa und auch in Deutschland führen steigende Infektionszahlen und Todesfälle zu weitreichenden Einschränkungen im gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Leben.

Bayern hat am 16. März den Notstand ausgerufen und kündigte die Schließung vieler Geschäfte (mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften, Apotheken, Drogeriemärkten und dem Großhandel) an. Auch Kindergärten und Schulen bleiben geschlossen und an vielen Grenzen wird wieder kontrolliert.

In Bayern steigt nicht nur die Zahl der bestätigten Infektionen rapide an. Den Fachleuten macht besonders Sorge, dass die sogenannten Infektionsketten häufig nicht mehr nachzuvollziehen sind.

Für uns als Klinik und verantwortungsbewusste Mediziner heißt dies, dass wir auch im hohen Maß auf diese Entwicklungen eingehen werden und uns sehr strikt an die Vorgaben des Gesundheitsministeriums, der bayrischen Landesregierung und den Vorgaben des Robert Koch-Instituts halten werden.

Dadurch werden sich viele Abläufe in unserer Klinik und dem Adipositaszentrum (hoffentlich nur kurzfristig) verändern.
Wir werden jedoch die notwendigen Maßnahmen so lange beibehalten, wie es die aktuelle Lage erfordert.
Die gesamte Klinikleitung und alle medizinischen Verantwortlichen sind sich einig, dass wir bezüglich der Versorgungssicherheit unserer Patienten und der Sicherheit unserer Mitarbeiter aus den Bereichen der Medizin, Pflege, Therapie, Logistik und Organisation keine Kompromisse eingehen dürfen.

Folgende Einschränkungen und Veränderungen treten jetzt schon in Kraft:

  • Alle Informationsveranstaltungen und Treffen der Selbsthilfegruppen in unserem Hause wurden bereits abgesagt und werden bis auf Weiteres weder in der WolfartKlinik noch im Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie stattfinden.
  • Täglich werden wir in regelmäßigen Treffen mit den Fachleuten, Behörden und Vertretern des Gesundheitssystems die aktuellen Maßnahmen überprüfen und der jeweiligen Situation anpassen.
  • Sämtliche planbaren Operation werden verschoben. Selbstverständlich sind hiervon dringlich notwendige Operation und Notfälle ausgeschlossen.
  • Damit befolgen wir die Vorgaben des Ministeriums mit dem Zweck uns bestmöglich auf die zu erwartende schwierige Situation vorzubereiten und keine wertvollen Ressourcen zu verbrauchen.
  • Der Operationsbetrieb wird vollständig von dem für Corona-Patienten reservierte Krankenhausabschnitt separiert. Hierfür haben wir in der Klinik optimale Voraussetzungen.
  • Im AMC werden wir den Sprechstundenbetrieb unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Robert Koch-Institutes aufrechterhalten. Dabei werden wir, soweit möglich, Teile der Sprechstunde auch telefonisch durchführen, um den persönlichen Kontakt auf das erforderliche Maß zu reduzieren und laufende Therapien nicht zu unterbrechen.

Natürlich ist uns bewusst, dass die jetzt getroffenen Maßnahmen angesichts der aktuellen Entwicklungen möglicherweise schon kurzfristig wieder verändert werden müssen.

Unseren Patienten empfehlen wir ganz dringend sich an die jetzt bestehenden generellen Empfehlungen strikt zu halten, da Adipositas ein zusätzlicher Risikofaktor im Falle einer COVID-19-Erkrankung ist.

Wir wissen, dass dies auch für Sie eine besondere Belastung ist.

Wir sind hier auf Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung angewiesen

Wir werden die Internetseiten www.wolfartklinik.de und www.adipositas-muenchen.de und auch unsere beiden Facebook Seiten WolfartKlinik und Adipositas München nutzen, um Ihnen aktuelle Entwicklungen, Veränderungen und Einschränkungen zeitnah kommunizieren zu können.

Bitte haben Sie Verständnis, wenn unsere telefonische Erreichbarkeit aufgrund der starken Arbeitsbelastung unserer Mitarbeiter eingeschränkt ist. Wir sind hier auf Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung angewiesen.

Nutzen Sie für Fragen gerne auch unsere E-Mail-Adresse: info@adipositas-muenchen.de oder die Nachrichtenfunktion unserer Facebook-Seite Adipositas München.

Wir versichern Ihnen alles in unserer Macht Stehende zu unternehmen, um der aktuellen und kommenden Herausforderung zu begegnen und die Qualität und Sicherheit für unsere Patienten auf hohem Niveau zu gewährleisten.

Ihr Priv. Doz. Dr. med. Günther Meyer & Dr. med. Min-Seop Son



Team von Adipositas München

Das Team von Adipositas München
wünscht Ihnen allen viel Kraft und Gesundheit!



Beitragsfoto: © PIRO4D / Pixabay

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Kopiert heißt nicht kapiert!

Von der Bedeutung für Adipositaspatienten, eine individuelle Therapiestrategie zu entwickeln, welche die eigene Lebenssituation in den Vordergrund stellt.

Nicht selten stellen sich Patienten in meiner Adipositas-Sprechstunde vor, die bereits sehr genaue Vorstellungen haben, welche Art der Adipositas-Operation bei ihnen durchgeführt werden soll. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Patienten, die sich bereits längere Zeit mit der Möglichkeit einer Adipositas-Operation beschäftigen und sich hinreichend informiert haben. Andere wiederum möchten eine bestimmte Operation, weil ein Bekannter genau diese Operation bekam und gute Erfolge erzielen konnte. Oder sie möchten eine bestimmte Operation eben nicht, weil ein Bekannter eher schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Die Entscheidung, welche Art der Adipositas-Operation durchgeführt werden sollte, hängt aber von multiplen Faktoren ab. Zu nennen wären zum Beispiel das Patientenalter, das Körpergewicht, die Vorerkrankungen, das Essverhalten, der Beruf und das Geschlecht. Schnell ist erkennbar, dass die Empfehlung für eine bestimmte Operation immer individuell gefällt werden muss. In diesem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass einige Adipositaszentren immer nur den Schlauchmagen empfehlen. Andere wiederum immer nur den Roux-en-Y Magenbypass oder den sog. Mini-Bypass. Ganz nach dem Motto: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Auch dieses Vorgehen ist aus meiner Sicht schlichtweg falsch oder sogar fahrlässig. Denn jede OP-Technik hat nun mal Vor- und Nachteile, die immer zu berücksichtigen sind.

Wenn Sie noch nicht informiert sind, lassen Sie sich informieren! Nutzen Sie hierzu die modernen Möglichkeiten des Internets nur dann, wenn Sie sicher sein können, dass Sie fachlich fundiertes Wissen bekommen. Facebook-Gruppen bilden hierbei häufig nur in sehr kurzer Form sehr individuelle Erfahrungen ab und sind daher mit Vorsicht zu betrachten. Am besten lassen Sie sich ausreichend in Ihrem Adipositaszentrum informieren und nehmen Informationsveranstaltungen wahr.

Auch in der Nachsorge lässt sich immer wieder das Phänomen beobachten, dass sich Operierte mit anderen Operierten vergleichen

Die Nachsorgeuntersuchung nach einer erfolgten adipositas-chirurgischen Maßnahme ist zweifellos ein fundamentaler Baustein. Hierbei geht es aber nicht nur um Blutuntersuchungen, um einen Mangel frühzeitig festzustellen und zu behandeln. Genauso wichtig sind aus meiner Sicht auch die Gespräche zwischen Arzt und Patient. Aus der täglichen Praxis finden sich dann nämlich unterschiedliche Probleme, die erst im Gespräch zum Tragen kommen.
Einige Patienten sind sich unsicher, ob sie nach einer Adipositas-Operation „erfolgreich“ sind. Erfolg wird dabei unterschiedlich wahrgenommen. Häufig wird der Erfolg der Therapie allein an der Gewichtsabnahme festgemacht. Dabei werden verschiedene Fehler gemacht.

Fehler #1
Es ist immer verkehrt, wenn die eigene Gewichtsabnahme mit anderen Betroffenen verglichen wird. Dieses Verhalten ist aber absolut menschlich und nachvollziehbar. Unabhängig davon muss an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass jeder operierte Patient unterschiedlich stark abnimmt. Aber wie in Fehler #2 beschrieben, ist dieser rein am Körpergewicht festgemachte Vergleich nicht möglich und verbietet sich daher.

Fehler #2
Die Gewichtsabnahme wird fälschlicherweise unabhängig von der Körpergröße gesehen. Aber nur dann ist eine sinnvolle Einschätzung möglich. Mediziner nutzen hierzu häufig den sogenannten Excess Weight Loss (EWL). Dabei wird errechnet, wie hoch der Verlust des Übergewichtes (in %) bezogen auf das Idealgewicht ist. Wenn beispielsweise ein Übergewicht von 100 kg vorliegt und die Gewichtsabnahme nach Operation bei 70 kg liegt, liegt also ein EWL von 70% vor. Häufig wird ein EWL-Grenzwert von mindestens 50% als Therapieerfolg angenommen. Da jeder Betroffene ein anderes Idealgewicht und ein anderes Übergewicht hat, ist der Erfolg einer Adipositas-Therapie allein durch den Körpergewichtsverlust nicht messbar.

Fehler #3
Gewichtsabnahme und die damit verbundene Veränderung der eigenen Körperwahrnehmung ist verständlicherweise ein wichtiger Faktor. Auf keinen Fall darf dabei außer Acht gelassen werden, welche Begleiterkrankungen sich nach einer Operation verbessern oder sogar nicht mehr nachweisbar sind. Zum einen haben wir gravierende Erkrankungen, die sich auch für den Patienten offensichtlich verbessern, wie beispielsweise Gelenkschmerzen oder das Schlafapnoesyndrom. Andere Verbesserungen lassen sich durch einfache Messungen feststellen. In erster Linie wäre da der Diabetes mellitus 2 oder der Bluthochdruck zu nennen. Aber im Rahmen der regelmäßigen Blutuntersuchungen, die wir an unserem Zentrum durchführen, finden wir weitaus mehr Parameter, die sich normalisieren. Beispielhaft sind hier Leberwerte, Blutfette, Cholesterin, Harnsäure und Entzündungswerte zu nennen.
All diese Erkrankungen und Veränderungen, die bei mehr oder weniger allen Adipositaspatienten vorliegen, führen letztendlich zu einer erhöhten Sterblichkeit. Es wäre also fatal den Erfolg einer Adipositas-Therapie nur am Gewichtsverlust festzumachen.

Zusammenfassend möchte ich also nochmals darauf hinweisen, dass eine Adipositas-Therapie IMMER individuell zu sehen ist. Diesen Anspruch sollten Sie an sich selbst und an Ihr Adipositaszentrum haben.

Ihr Dr. med. Min-Seop Son

Dr.med. Min Seop Son

Stellvertretender Leiter der AMC-WolfartKlinik,
Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie


Beitragsfoto: © Gerd Altmann/ Pixabay

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Für unsere Patienten ist jeder Adipositastag eine Herausforderung!

Weltweit machen heute Organisationen und Gesellschaften mit unterschiedlichen Aktionen auf die schwierige Situation der Adipositaspatienten aufmerksam. Adipositas stellt Mediziner und Patienten vor große Herausforderungen und es soll am heutigen „World Obesity Day“ nach Möglichkeiten gesucht werden, diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen. Dabei handelt es sich nicht nur um die flächendeckende Bereitstellung wirksamer Therapieangebote, sondern auch um die Akzeptanz von Politik, Gesellschaft und Kostenträgern, dass es sich hierbei um eine chronische Stoffwechselerkrankung handelt und nicht um die Folgen von Charakterschwäche oder Disziplinlosigkeit.

Wir unterstützen diese weltweiten Aktionstag mit redaktionellen Beiträgen wie diesem hier, vertreten aber auch die Meinung, dass jeder einzelne Tag für unsere Patienten eine besondere Herausforderung darstellt. Fast täglich schildern uns unsere Patienten von Ihren gesundheitlichen, psychischen und sozialen Einschränkungen, die diese Krankheit mit sich bringt. Das hohe Körpergewicht schränkt die Mobilität ein und bringt häufig eine ganze Reihe von Folge- und Begleiterkrankungen mit sich. In der Öffentlichkeit stoßen Adipositaspatienten häufig auf Unverständnis und Ablehnung, selbst von vielen Hausärzten wird dem Fortschritt der Erkrankung nicht mit nachhaltigen Therapieangeboten begegnet, sondern mit trivialen Ratschlägen, wie einfach weniger zu essen und sich etwas mehr zu bewegen.

Auch von Seiten der Politik tut sich wenig und das Ausmaß der Erkrankung, an der mittlerweile über 20 Millionen Bundesbürger leiden, scheint nicht wirklich erkannt worden zu sein. Daher sind Aktionstage wie diese so wichtig und es bleibt zu hoffen, dass die einzelnen Aktionen helfen, die Akzeptanz für die Krankheit und die Patienten zu steigern und das therapeutische Angebot strukturiert und flächendeckend zu etablieren.

Ihre PD Dr. med. Günther Meyer und Dr. med. Min-Seop Son

PD Dr. med. Günther Meyer und Dr. med. Min-Seop Son

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Über Misserfolge sprechen – ein wichtiges Element der erfolgreichen Adipositastherapie

Ein Leben mit einer chronischen Erkrankung ist in vielerlei Hinsicht kein leichtes Leben. Adipositas ist eine gravierende Krankheit, die in fast alle Bereiche des Lebens eingreift und an der viele Patienten physisch und psychisch erheblich leiden. Das steigende Gewicht behindert die Mobilität und immer neue misslingende Abnehmversuche schaden dem Selbstwertgefühl und verstärken die Verzweiflung.

Leider habe ich den Eindruck, dass diese Probleme in den sozialen Netzwerken häufig ausgeblendet oder sogar tabuisiert werden. Es ist viel einfacher, Posts zu verfassen, die unsere Siege und Erfolge darstellen, als unser Misslingen einzugestehen. Zugegeben, auch diese positiven Beiträge haben eine wichtige Funktion, denn viele Patienten werden durch die einzelnen Vorher-Nachher-Bilder oder Darstellungen von Erfolgsgeschichten motiviert und zum Handeln aufgefordert. Anderseits kann ein fehlerhafter Vergleich mit anderen Patienten auch zu Frust führen.

Adipositaspatienten sollten motiviert werden, offen über Probleme oder Ängste zu sprechen

Ich bin davon überzeugt, dass viele Adipositaspatienten mehr motiviert werden sollten, offen über ihre Probleme oder Ängste zu sprechen. Dies ist nicht nur für den Betroffenen selbst wichtig und hilfreich, sondern kann auch vielen anderen Menschen helfen, die sich in der geschilderten Situation wiederfinden oder ähnliche Probleme haben. Warum dies häufig nicht geschieht, liegt sowohl an den Betroffenen selbst als auch an Menschen, die anscheinend immer dann glauben, durch destruktive oder gar bösartige Kommentare glänzen zu müssen, wenn es anderen Menschen schlecht geht.

Sich selbst einzugestehen, dass etwas falsch läuft oder sich negativen Entwicklungen nicht wirksam entgegenzustellen, kann ein sehr schmerzhafter Prozess sein und darüber offen zu sprechen, braucht Mut. Mut, der häufig fehlt, weil das eigene Ego und das Selbstwertgefühl ohnehin durch die Adipositaserkrankung gelitten haben und meist immer noch leiden. Aber auch abwertende Reaktionen und Kommentare von anderen Patienten tragen meiner Ansicht nach mit dazu bei, dass sich viele gar nicht erst trauen, über Sorgen, Schwierigkeiten oder sogar Scheitern zu sprechen. Dabei sollte doch gerade bei dieser Gruppe das Verständnis für die Krankheit und die Schwierigkeiten anderer Betroffener am größten sein.

Patienten profitieren besonders davon, wenn sie uns zeitnah kontaktieren, weil etwas in der Therapie scheinbar nicht funktioniert oder sie Rückschläge oder auch nur Phasen der Stagnation erleben.

Ich würde mich freuen, wenn es uns noch mehr gelingen würde, denen eine stärkere Stimme zu geben, die unseren Zuspruch und tatkräftige Hilfe am dringendsten benötigen, weil es ihnen gerade nicht so gut geht. Dies gilt in der Praxis genauso wie im Netz!

Ihr Dr. med. Min-Seop Son

Dr.med. Min Seop Son

Stellvertretender Leiter der AMC-WolfartKlinik,
Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie


Beitragsfoto: © Sophie Janotta/Pixabay

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Adipositastherapie kennt Licht und Schatten!

Häufig neigen Menschen dazu, Dinge zu polarisieren und als gut oder schlecht zu bewerten. Dabei liegt die Wahrheit oft in der Mitte. Selten können Dinge oder Sachverhalte als ausnahmslos positiv oder negativ kommuniziert werden. Dies ist häufig auch in der Medizin so. Medikamente, die Krankheiten heilen oder Schmerzen lindern, haben häufig auch Nebenwirkungen. Auch viele Operationen können heilen und Leben retten, bergen aber auch für den Patienten gewisse Risiken. „Zwischen Schwarz und Weiß gibt es meistens auch Grau!“

Somit haben wir Mediziner eine besondere Verantwortung dafür, die Vor- und Nachteile der einzelnen Therapieangebote offen darzulegen und mit unseren Patienten ausführlich zu besprechen. Nur dadurch geben wir unseren Patienten die Möglichkeit, eine Therapieentscheidung zu treffen, die nicht auf pauschalen Aussagen oder Versprechen beruhen, sondern auf medizinischen Fakten und gesammelten Erfahrungen. Erfahrungen, die auf unserer Behandlungspraxis und dem Wissen internationaler Experten aus dem Bereich der Adipositastherapie fußen. Häufig betrifft dies auch unsere Prognosen eines möglichen Gewichtverlusts oder des gesamten Therapieerfolgs. Sicher kann festgestellt werden, dass zum Beispiel im Bereich der bariatrischen bzw. der metabolischen Chirurgie, gewisse Faktoren den Erfolg der Therapie begünstigen oder erschweren können. Faktoren, für die unser Zentrum und wir Mediziner, aber auch die Patienten verantwortlich sind. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist, meiner Ansicht nach, die Zertifizierung und damit verbunden die Dokumentation der fachlichen Qualifikation von Chirurgen, Medizinern und Therapeuten sowie die technische und medizinische Ausstattung des Zentrums und der personellen Ressourcen. Aber auch ein weitverzweigtes und gut strukturiertes Netzwerk, von Medizinern und Therapeuten unterschiedlichster Fachrichtungen, beeinflusst die Qualität der Therapie und damit die Erfolgsaussichten. Patienten beeinflussen den Therapieerfolg durch ihre Zuverlässigkeit und ihrem persönlichen Engagement vor und nach einer Operation. Aber auch die offene und ehrliche Kommunikation und das schnelle Handeln im Falle von Komplikationen und Rückschritten kann den Therapieverlauf nachhaltig beeinflussen. Trotz all dieser Kriterien, die Einflüsse auf den Verlauf der Therapie haben können, gibt es auch viele Faktoren, die eben nicht vorhergesagt oder durch feste Vorgaben bzw. Parameter bestimmt werden können. So gibt es Operationen, die trotz sorgsamer Vorbereitung nicht optimal verlaufen oder sogar einen weiteren Eingriff erforderlich machen.

Auch erleben fast alle Patienten nach anfänglich hohem Gewichtsverlust, auch immer wieder Phasen der Stagnation oder sogar eines erneuten Gewichtsanstiegs.

Am Ball bleiben und nicht resignieren!

Dann heißt es: Am Ball bleiben und nicht resignieren! Jetzt ist es wichtig, das langfristige Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und zu akzeptieren, dass die Adipositaserkrankung eine chronische Erkrankung ist und auch die Therapie eine lebenslange Herausforderung, sowohl für die Patienten wie auch für uns, darstellt. Ein Weg, der eben nicht nur aus Erfolgen besteht, sondern auch aus einigen Rückschlägen. Es ist, gemäß der gewählten Überschrift, ein Weg aus „Licht und Schatten“!

Auch gilt es zu prüfen, ob die gewählten Therapieziele wirklich realistisch sind oder ob es nicht sinnvoller ist, kleinere Etappenziele festzulegen.

Viele Adipositaspatienten orientieren sich in der Zielsetzung an den Erfolgsgeschichten anderer Patienten und dies mit teilweise gravierend negativen Folgen für den eigenen Therapieverlauf. Meist sind die in den sozialen Netzwerken dargestellten Therapieverläufe nur auf die Darstellung der Anfangssituation und der aktuellen Situation beschränkt und bezieht sich auch nur auf den Gewichtsverlust. Häufig werden Komplikationen, Schwierigkeiten oder Rückschritte nicht kommuniziert oder ausgeblendet. Auch werden wichtige Therapieerfolge, wie die Remission vieler Begleiterkrankungen oder der Gewinn an Lebensqualität auch durch kleine Therapieerfolge, nur unzureichend oder gar nicht dokumentiert.

Wechsel aus “Licht und Schatten“

Dabei bestehen auch diese Geschichten meist aus einer langen Kette von Entbehrungen, Phasen der Stagnation oder gelegentlichen Rückschritten. Eben auch ein Wechsel aus “Licht und Schatten“! Deshalb hier einige wichtige Punkte zusammengefasst, die Ihnen bei Ihrer persönlichen Therapie helfen können:

  1. Durch eine gute Vorbereitung auf einen bariatrischen Eingriff und die zuverlässige Teilnahme an dem Nachsorgeprogramm, können Sie den individuellen Therapieverlauf positiv beeinflussen.
  2. Die Auswahl des Zentrums, ein breit aufgestelltes Netzwerk an Medizinern und Therapeuten mit einer hohen Expertise in der Adipositastherapie haben ebenfalls häufig Einfluss auf den Verlauf der Therapie.
  3. Setzen Sie sich realistische Ziele, und versuchen Sie nicht überzogenen Abnehm-Rekorden nachzueifern, die Sie in sozialen Netzwerken sehen.
  4. Akzeptieren Sie, dass eine erfolgreiche Adipositastherapie kein Sprint, sondern ein Marathon ist, der vom Erreichen kleiner Etappenziele und dem nachhaltigen Erhalt dieser Ziele lebt.
  5. Fokussieren Sie die Bewertung des Therapieverlaufs nicht ausschließlich auf den Gewichtsverlust. Berücksichtigen Sie die Remission von Begleiterkrankungen, den Zugewinn des Selbstwertgefühls und der allgemeinen Lebensqualität oder eine Aktivitätssteigerung mit in die Bewertung des Therapieverlaufs.
  6. Binden Sie die Treffen einer Selbsthilfegruppe in die Therapie mit ein und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen über Ihre gesammelten Therapieerfahrungen aus. Sprechen Sie darüber wie andere Adipositaspatienten mit Rückschlägen oder Stagnationsphasen umgegangen sind.
  7. Akzeptieren Sie, dass jede Adipositastherapie aus Höhen und Tiefen und auch aus Phasen der Stagnation besteht. Phasen, die oft auch längere Zeit dauern können und ein hohes Engagement und Durchhaltevermögen erfordern, um die gesamte Therapie nicht zu gefährden.

Wenn Sie diese Empfehlungen beherzigen, erfüllen Sie viele Voraussetzungen, sodass es Ihnen gelingen wird, der chronischen und lebensgefährlichen Erkrankung wirkungsvoll und nachhaltig entgegenzutreten.

Ihr Dr. med. Min-Seop Son – Chefarzt und Leiter des Zentrums für Adipositas und metabolische Chirurgie der WolfartKlinik München-Gräfelfing

Foto: © minalsingla104/Pixabay

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Ein wichtiges Projekt für Ärzte und Patienten!

Immer wieder haben wir auf die hohe Bedeutung der strukturierten und lebenslangen Nachsorge nach einem bariatrischen bzw. metabolischen Eingriff hingewiesen. Sicher gibt es manchmal äußere Umstände, die dafür verantwortlich sind, dass die Nachsorgeuntersuchungen gar nicht, oder nur sporadisch stattfinden. Immer wieder erhalten wir die Rückmeldungen, dass auch eine entsprechende Kostenbelastung für die Patienten ein wesentliches Hemmnis hierfür darstellt. Ein Grund, den wir im Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing nur bedingt nachvollziehen können, da wir für unsere Patienten ein Nachsorgeangebot bereitstellen, welches keine Mehrbelastung durch die Nachsorgeuntersuchungen verursacht. Dennoch scheint dies nicht selbstverständlich zu sein und so war und ist es immer ein wesentliches Ziel von uns, die Versorgung der Adipositaspatienten insbesondere nach einer bariatrischen Operation bundesweit zu gewährleisten und dies für die Patienten „kostenneutral“.

Insofern freuen wir uns über das Inovationsfondsprojekt „ACHT“, welches vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) initiiert wurde und welches wir vom Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing über die gesamte Projektlaufzeit von über 3 Jahren begleiten.

Ziel des Projektes ist es, eine lebenslange Nachsorge und Betreuung der operierten Patienten durch Hausärzte und Mediziner unterschiedlichster Fachrichtungen bundesweit zu gewährleisten. Auch ist das erklärte Ziel dieses Konzeptes Ernährungsprobleme, Mangelzustände oder weitere langfristige Komplikationen, früh zu erkennen und zu therapieren.

„ACHT“ soll über ein Netzwerk niedergelassener Ärzte eine strukturierte und wohnortnahe postoperative Betreuung ermöglichen.

Hierbei kommt ein innovatives E-Lerning Konzept zum Einsatz, aber auch die Zusammenarbeit zwischen den Adipositaszentren und spezifisch geschulten niedergelassenen Ärzten soll die Versorgungslage der operierten Patienten deutlich verbessern und die Versorgungsqualität steigern. Sogenannte „Adipositas-Lotsen“ übernehmen dabei die Koordination der Nachsorgeprozesse. Geleitet werden die Lotsen von den jeweiligen teilnehmenden Adipositaszentren.

Ein weiteres erklärtes Ziel der Adipositas-Lotsen ist es, durch eine individuelle und optimale Betreuung der Adipositaspatienten auch die sogenannte „Therapietreue“ zu verbessern und die Motivation zu steigern. Auch dies sind Maßnahmen, die unserer Ansicht nach den nachhaltigen Erfolg eines bariatrischen Eingriffes sichern können.

2022 werden erste Ergebnisse der Evaluation erwartet, wobei sicher schon viele Praxiserfahrungen interessante Erkenntnisse ergeben werden.

Wir freuen uns darüber, dass es gelungen ist so viele Partner hier mit einzubinden. Denn neben sieben Adipositaszentren und vielen niedergelassenen Ärzten, wird dieses Projekt auch durch einen sogenannten Expertenbeirat und seine Expertise unterstützt.

Hier sind neben der Deutschen Adipositas Gesellschaft e.V., der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V., dem Berufsverband der Oecotrophologie, der Verband der Diätassistenten, auch die AdipositasHilfe Deutschland e.V., auch die AOK Bayern, das Helmholtz Zentrum München, die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns in dieses Projekt involviert.

PD Dr. med. Günther Meyer & Dr. Med. Min-Seop Son
Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie München Gräfelfing

Foto: © Pixabay

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Bariatrische OP ohne ausreichende Vorbereitung – Meist keine gute Idee!

Unser zertifiziertes Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie gehörte deutschlandweit zu den ersten Zentren, die auf die Antragsstellung auf eine Kostenübernahme für eine bariatrische OP bei den Krankenkassen verzichtet hat.

Immer wieder erreichen uns seitdem Anfragen von Adipositaspatienten, die sich eine sehr zeitnahe OP wünschen und unser Zentrum manchmal mit falschen Erwartungen aufsuchen. So gibt es durchaus Patienten, die sich erhoffen, wenige Wochen nach dem Erstgespräch einen Magenbypass oder Schlauchmagen zu erhalten.

Diesen Menschen müssen wir leider eine Absage erteilen, denn nur weil wir auf die Antragsstellung verzichten, heißt das nicht, dass wir auch auf eine ausreichende Vorbereitung und einige Voruntersuchungen verzichten.

Der Verzicht auf die Antragsstellung gegenüber den Kassen heißt einzig und allein, dass unsere Patienten die Sicherheit haben, dass die OP durchgeführt wird, wenn alle medizinischen Kriterien für die Umsetzung einer bariatrischen OP sprechen.

Dies bedeutet für die Patienten eine besonders große Sicherheit, denn sie sind nicht mehr von den teilweise willkürlichen Antragsprüfungen durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) abhängig.

Dennoch ist in unserem Zentrum eine ausreichende Vorbereitung durch eine strukturierte Ernährungstherapie absolute Pflicht und auch bei allen anderen Kriterien halten wir uns an die sogenannten S3-Leitlinien zur Prävention und Therapie der Adipositas.

Was unsere Patienten erwarten können ist ein Verzicht auf den Kampf mit den Krankenkassen, aber kein Verzicht auf einen strukturierten Therapieablauf und eine hohe Qualität in der Umsetzung einer OP und der qualifizierten Vorbereitung und Nachsorge.

Dass wir uns so verhalten hat einen guten Grund, denn unsere Praxiserfahrungen haben gezeigt, dass Patienten in der Regel nur dann langfristig von einer Operation profitieren, wenn sie entsprechend vorher informiert werden, wie sie sich auf eine OP vorbereiten können und vor allem, welche Nachsorgestrategien nach einer Magenbypass oder Schlauchmagenoperation wichtig sind.

Immer wieder erreichen uns Nachrichten von Zentren, die sehr viel schneller die ersehnte Operation bei Adipositaspatienten durchführen und wir halten das für falsch.

Wichtig ist es unserer Ansicht nach, den Patienten einige Hürden im bürokratischen Ablauf zu ersparen, aber das darf nicht auf Kosten der Sicherheit oder Qualität der Therapie passieren.

Ihr
PD Dr. med. Günther Meyer
Chefarzt der WolfartKlinik und Leiter des Zentrums für Adipositas und Metabolische Chirurgie München Gräfelfing für Adipositas München

Foto: © Khunatorn / stock.adobe.com

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