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Egal zu welcher Jahreszeit - Ihre Gesundheit steht im Mittelpunkt!
Es gibt zwei Phasen im Jahr, in denen das Thema Gewichtsreduzierung sowohl medial als auch bei den Patienten in den Vordergrund rückt. Das ist zum einen der Jahreswechsel mit den guten Vorsätzen fürs neue Jahr, und zum anderen die Urlaubszeit.
Grundsätzlich verstehe ich die Motivation, die diesem Wunsch zugrunde liegt. Adipositas ist allerdings eine schwerwiegende Erkrankung, die neben dem starken Gewichtsanstieg auch fast immer das Entstehen oder den Fortschritt von gravierenden Begleiterkrankungen verursacht.
Für uns als Mediziner spielt der Faktor „Gewichtsverlust“ nur aus therapeutischer Sicht eine Rolle. Vielmehr noch hat uns die Praxis gezeigt, dass es Patienten gibt, die mehr durch die Verbesserung bzw. den vollständigen Rückgang der eben angesprochenen Begleiterkrankungen profitieren als vom tatsächlichen Gewichtsverlust. Dies betrifft insbesondere die sogenannten metabolischen Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörungen usw.) Hier steigert der positive therapeutische Effekt die gesamte gesundheitliche Situation unserer Patienten. Und dies hat Einfluss auf sehr viele unterschiedliche Lebensbereiche.
Das Erzielen einer Strandfigur sollte hier sicher die niedrigste Priorität oder sogar gar keine Bedeutung haben, auch wenn uns unterschiedliche Medien tagtäglich etwas anderes suggerieren wollen.
Psyche
Unsere körperliche Gesundheit ist wesentlich auch für unser seelisches Gleichgewicht und unsere Zufriedenheit verantwortlich. Dies gilt im besonderen Maße dann, wenn wir aktiv miterleben dürfen, wie sich gesundheitliche Probleme verringern oder ganz verschwinden. Ein Diabetiker, der z. B. keine Medikamente mehr einnehmen oder nicht ständig seinen Blutzucker mehr messen muss, gewinnt – meiner Ansicht nach – stark an Lebensqualität und dies hat Einfluss auf seine innere Zufriedenheit.
Immer wieder bin ich fasziniert davon, wie unsere Patienten uns schildern, welch starken Einfluss die Umsetzung einer bariatrischen Operation auf ihre Psyche und auch auf ihr Selbstwertgefühl hat.
Persönliches Umfeld & Familie
Auch unser Umfeld registriert sehr schnell, wenn es uns gesundheitlich besser geht. Dies betrifft sowohl das berufliche Umfeld als auch unsere Freunde oder Familienmitglieder. Auch hier kann diese Entwicklung sehr viele positive Impulse freisetzen bzw. bewirken. Gesundheit ist häufig die Basis für viele Aktivitäten sowohl mit Kindern und Partnern als auch mit unserem gesamten sozialen Umfeld. Eine Tatsache, die mir auch von vielen Patienten bestätigt wird. Nicht selten wird mir auch hier berichtet, dass die erfolgreiche Adipositastherapie einen positiven Einfluss auf die Aktivität hat. Und das berichten mir Patienten mit unterschiedlichen Gewichtsverlusten. Auch viele sportliche Aktivitäten die früher undenkbar schienen, werden erfolgreich in das „neue Leben“ integriert und fördern den therapeutischen Nutzen stark.
Lebenserwartung
Im Durchschnitt reduziert Adipositas die Lebenserwartung um 6-7 Jahre. Ab einem BMI bis 35 kg/m² sinkt sie um zwei bis vier Jahre und ab einem BMI von 40 kg/m² sogar um mehr als zehn Jahre! Die Lebenserwartung jedoch nur am BMI festzumachen entspricht nicht der aktuellen medizinischen Forschung, schließlich trägt insbesondere die oben bereits angesprochene Besserung unterschiedlicher Begleit- und Folgeerkrankungen zur Steigerung der Lebenserwartung bei. Aber auch die Risiken einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit sinken mit der Verbesserung unserer gesundheitlichen Situation.
All dies sind wesentliche Gründe für die Notwendigkeit einer zielführenden und nachhaltigen Adipositastherapie. Eine Therapie, die sich nicht ausschließlich auf das Körpergewicht beschränkt, sondern die gesamte Gesundheit unserer Patienten im Focus hat.
Die „Strandfigur“ gehört nicht dazu, denn wie mir ein Freund mal sagte:
Dem Meer ist es übrigens egal, ob Du eine Strandfigur hast oder nicht!
Ihr
Dr. med. Min Seop Son
Leitender Oberarzt der AMC-WolfartKlinik (Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie)
Foto: © Pixabay