Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 - Warum gehen diese Erkrankungen oft einher?
Schon ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 27 erhöht sich das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 100 Prozent. Mehr als 8,5 Millionen Menschen sind in Deutschland von Diabetes betroffen, wobei etwa 80 Prozent der Diabetes Typ 2-Erkrankungen ursächlich auf Übergewicht (Adipositas) zurückzuführen sind. Insofern ist die Typ-2-Diabetes also eine typische Adipositas-Folgeerkrankung.
Wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären?
Ein gesunder Körper spaltet im Dünndarm Kohlenhydrate aus der Nahrung unter anderem in Traubenzucker (Glukose) auf. Die freigesetzte Glukose führt naturgemäß zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Diese Erhöhung wird aber durch das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin wieder reguliert.
Das Insulin dockt an den auf der Oberfläche der Körperzellen befindlichen Insulinrezeptoren an und öffnet so die Zellen für den Traubenzucker. Der eingeschleuste Zucker wird in den Zellen dann für die Gewinnung von Energie eingesetzt und der Blutzuckerspiegel fällt auf Normalmaß.
Dieser gesunde Ablauf ist bei Diabetes Typ 2 dadurch gestört, dass sowohl die Anzahl der auf den Zelloberflächen befindlichen Insulinrezeptoren als auch die Sensibilität dieser Rezeptoren für die Zelleinschleusung von Glukose sinkt (Insulinresistenz). Die Insulinresistenz bewirkt, dass mehr Glukose im Blut verbleibt und der Blutzuckerspiegel nicht mehr auf Normalmaß sinkt. Als Gegenmaßnahme erhöht die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion. Mit der Zeit wird die Bauchspeicheldrüse dadurch überlastet, erschöpft sich und produziert darum immer weniger Insulin. Aus einem zunächst relativen Insulinmangel der Zellen wird ein absoluter Insulinmangel.
Warum jedoch tritt diese Problematik so häufig bei adipösen Menschen auf? Diese Fragestellung ist nach wie vor Gegenstand der Forschung und also nicht abschließend geklärt. Klar ist aber, dass Bewegungsmangel und eine aus vielen Kalorien und schnell abbaubaren Kohlenhydraten (Süßigkeiten, Brötchen, Nudeln etc.) bestehende Ernährung die Gefahr einer Insulinresistenz signifikant erhöht.
Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass in aktiven Geweben übergewichtiger Menschen niederschwellige chronische Entzündungen stattfinden können. Solche aktiven Gewebe sind zum Beispiel Fettzellen, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Gehirn. Ausgelöst werden die Entzündungen von Botenstoffen, die vor allem von überschüssigem Fettgewebe im Bauchbereich freigesetzt werden. Diese von den Betroffenen oft gar nicht wahrgenommenen Entzündungen setzen die Empfindlichkeit der Körperzellen auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin herab und begünstigen also die Entstehung von Diabetes mellitus Typ2.
Auch genetische Veranlagungen spielen eine Rolle – sowohl in die eine wie in die andere Richtung. Denn es gibt durchaus Übergewichtige, deren Insulinwirksamkeit ungeschmälert bleibt und die demzufolge auch nicht an Typ-2-Diabetes erkranken. Diese sind aber, wie die ganz oben aufgeführten statistischen Zahlen zeigen, eindeutig in der Minderheit.
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