Warum sind Adipositaspatienten so anfällig für Refluxkrankheit (Sodbrennen), Erkrankungen der Gallenblase und Fettleber?

Dieser Artikel geht auch auf folgende Fragen ein:

  • Ab welchem BMI gelten Personen als adipös?
  • Wann spricht man von einer Stammfettsucht?
  • Warum kann Bauchfett verschiedene Funktionen des Körpers negativ beeinflussen?
  • Warum kann Adipositas auch mit Refluxbeschwerden zusammenhängen?
  • Welche Langzeitfolgen können durch starkes Übergewicht verursacht werden?


Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 gelten nach den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als adipös. Solch krankhaftes Übergewicht wird auch als Fettsucht (Adipositas) bezeichnet und ist nach dem Rauchen der zweitwichtigste Risikofaktor für eine Reihe lebenszeitverkürzender Folgeerkrankungen.

Davon sind insbesondere adipöse Menschen mit sogenannter Stammfettsucht (viszerale Adipositas) betroffen, bei der sich das Körperfett überwiegend im Bauchraum befindet. Dieses Bauchfett ist hormonell und stoffwechselaktiv, sodass es verschiedenste Funktionen des Körpers negativ beeinflussen kann. Häufig leiden Menschen mit Adipositas daher auch unter Bluthochdruck (Hypertonie), Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit), Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutfetten sowie unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Medizin bezeichnet diesen Krankheitszustand als metabolisches Syndrom.

Je länger die Adipositas fortbesteht, desto mehr Organe und Körperfunktionen werden beeinträchtigt. Nicht selten kommt es infolge von Fettstoffwechselstörungen zu arteriosklerotischen Ablagerungen in den Blutgefäßen („Arterienverkalkung“), zu einer Fettleber, sowie zu Erkrankungen der Gallenblase, wie z. B. Gallensteinen.

Adipöse Menschen sind ebenso anfällig für Sodbrennen (Refluxkrankheit), welches durch den Rückfluss (Reflux) sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre (Ösophagus) entsteht. Bei starkem Übergewicht drücken u. a. Bauchfett und zu enge Kleidung auf den Magen, dessen oberer Verschluss (ösophagealer Sphinkter) schließlich nachgibt, sodass der Druck durch die Speiseröhre entweicht. Dadurch wird die Schleimhaut der Speiseröhre von Magensäure gereizt und Betroffene verspüren das sogenannte Sodbrennen.

Schlafstörungen, Atemprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkschmerzen und sogar Krebserkrankungen sind weitere Langzeitrisiken starken Übergewichts.

Adipositas zählt jedoch, genauso wie Rauchen oder Alkohol, zu den vermeidbaren Gesundheitsrisiken. Durch gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sowie Gewichtsabnahme oder das Halten des Normalgewichts, kann das Risiko für Folgeerkrankungen durch Übergewicht reduziert werden. So zeigte sich in Studien, dass z. B. eine Abnahme von 5 bis 10 kg Körpergewicht bereits das Asthmarisiko, den Blutdruck oder auch die Blutfettwerte positiv beeinflussen kann. Und dies senkt ebenfalls das Risiko für weitere chronische Erkrankungen, die durch Übergewicht entstehen.
Ob eine konservative Therapie ausreicht oder sogar eine operative Behandlung der Adipositas notwendig ist, sollte in einem persönlichen Gespräch mit einem in der Adipositastherapie erfahrenen Arzt besprochen werden.

Wie sind eure Erfahrungen mit Refluxbeschwerden oder Erkrankungen der Gallenblase oder der Leber?

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Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 - Warum gehen diese Erkrankungen oft einher?

Schon ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 27 erhöht sich das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um 100 Prozent. Mehr als 8,5 Millionen Menschen sind in Deutschland von Diabetes betroffen, wobei etwa 80 Prozent der Diabetes Typ 2-Erkrankungen ursächlich auf Übergewicht (Adipositas) zurückzuführen sind. Insofern ist die Typ-2-Diabetes also eine typische Adipositas-Folgeerkrankung.

Wie lässt sich dieser Zusammenhang erklären?

Ein gesunder Körper spaltet im Dünndarm Kohlenhydrate aus der Nahrung unter anderem in Traubenzucker (Glukose) auf. Die freigesetzte Glukose führt naturgemäß zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Diese Erhöhung wird aber durch das in der Bauchspeicheldrüse produzierte Hormon Insulin wieder reguliert.

Das Insulin dockt an den auf der Oberfläche der Körperzellen befindlichen Insulinrezeptoren an und öffnet so die Zellen für den Traubenzucker. Der eingeschleuste Zucker wird in den Zellen dann für die Gewinnung von Energie eingesetzt und der Blutzuckerspiegel fällt auf Normalmaß.

Dieser gesunde Ablauf ist bei Diabetes Typ 2 dadurch gestört, dass sowohl die Anzahl der auf den Zelloberflächen befindlichen Insulinrezeptoren als auch die Sensibilität dieser Rezeptoren für die Zelleinschleusung von Glukose sinkt (Insulinresistenz). Die Insulinresistenz bewirkt, dass mehr Glukose im Blut verbleibt und der Blutzuckerspiegel nicht mehr auf Normalmaß sinkt. Als Gegenmaßnahme erhöht die Bauchspeicheldrüse die Insulinproduktion. Mit der Zeit wird die Bauchspeicheldrüse dadurch überlastet, erschöpft sich und produziert darum immer weniger Insulin. Aus einem zunächst relativen Insulinmangel der Zellen wird ein absoluter Insulinmangel.

Warum jedoch tritt diese Problematik so häufig bei adipösen Menschen auf? Diese Fragestellung ist nach wie vor Gegenstand der Forschung und also nicht abschließend geklärt. Klar ist aber, dass Bewegungsmangel und eine aus vielen Kalorien und schnell abbaubaren Kohlenhydraten (Süßigkeiten, Brötchen, Nudeln etc.) bestehende Ernährung die Gefahr einer Insulinresistenz signifikant erhöht.

Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass in aktiven Geweben übergewichtiger Menschen niederschwellige chronische Entzündungen stattfinden können. Solche aktiven Gewebe sind zum Beispiel Fettzellen, Leber, Bauchspeicheldrüse oder Gehirn. Ausgelöst werden die Entzündungen von Botenstoffen, die vor allem von überschüssigem Fettgewebe im Bauchbereich freigesetzt werden. Diese von den Betroffenen oft gar nicht wahrgenommenen Entzündungen setzen die Empfindlichkeit der Körperzellen auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin herab und begünstigen also die Entstehung von Diabetes mellitus Typ2.

Auch genetische Veranlagungen spielen eine Rolle – sowohl in die eine wie in die andere Richtung. Denn es gibt durchaus Übergewichtige, deren Insulinwirksamkeit ungeschmälert bleibt und die demzufolge auch nicht an Typ-2-Diabetes erkranken. Diese sind aber, wie die ganz oben aufgeführten statistischen Zahlen zeigen, eindeutig in der Minderheit.

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