Warum sind Adipositaspatienten so anfällig für Refluxkrankheit (Sodbrennen), Erkrankungen der Gallenblase und Fettleber?

Dieser Artikel geht auch auf folgende Fragen ein:

  • Ab welchem BMI gelten Personen als adipös?
  • Wann spricht man von einer Stammfettsucht?
  • Warum kann Bauchfett verschiedene Funktionen des Körpers negativ beeinflussen?
  • Warum kann Adipositas auch mit Refluxbeschwerden zusammenhängen?
  • Welche Langzeitfolgen können durch starkes Übergewicht verursacht werden?


Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 gelten nach den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als adipös. Solch krankhaftes Übergewicht wird auch als Fettsucht (Adipositas) bezeichnet und ist nach dem Rauchen der zweitwichtigste Risikofaktor für eine Reihe lebenszeitverkürzender Folgeerkrankungen.

Davon sind insbesondere adipöse Menschen mit sogenannter Stammfettsucht (viszerale Adipositas) betroffen, bei der sich das Körperfett überwiegend im Bauchraum befindet. Dieses Bauchfett ist hormonell und stoffwechselaktiv, sodass es verschiedenste Funktionen des Körpers negativ beeinflussen kann. Häufig leiden Menschen mit Adipositas daher auch unter Bluthochdruck (Hypertonie), Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit), Fettstoffwechselstörungen und erhöhten Blutfetten sowie unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Medizin bezeichnet diesen Krankheitszustand als metabolisches Syndrom.

Je länger die Adipositas fortbesteht, desto mehr Organe und Körperfunktionen werden beeinträchtigt. Nicht selten kommt es infolge von Fettstoffwechselstörungen zu arteriosklerotischen Ablagerungen in den Blutgefäßen („Arterienverkalkung“), zu einer Fettleber, sowie zu Erkrankungen der Gallenblase, wie z. B. Gallensteinen.

Adipöse Menschen sind ebenso anfällig für Sodbrennen (Refluxkrankheit), welches durch den Rückfluss (Reflux) sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre (Ösophagus) entsteht. Bei starkem Übergewicht drücken u. a. Bauchfett und zu enge Kleidung auf den Magen, dessen oberer Verschluss (ösophagealer Sphinkter) schließlich nachgibt, sodass der Druck durch die Speiseröhre entweicht. Dadurch wird die Schleimhaut der Speiseröhre von Magensäure gereizt und Betroffene verspüren das sogenannte Sodbrennen.

Schlafstörungen, Atemprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkschmerzen und sogar Krebserkrankungen sind weitere Langzeitrisiken starken Übergewichts.

Adipositas zählt jedoch, genauso wie Rauchen oder Alkohol, zu den vermeidbaren Gesundheitsrisiken. Durch gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung sowie Gewichtsabnahme oder das Halten des Normalgewichts, kann das Risiko für Folgeerkrankungen durch Übergewicht reduziert werden. So zeigte sich in Studien, dass z. B. eine Abnahme von 5 bis 10 kg Körpergewicht bereits das Asthmarisiko, den Blutdruck oder auch die Blutfettwerte positiv beeinflussen kann. Und dies senkt ebenfalls das Risiko für weitere chronische Erkrankungen, die durch Übergewicht entstehen.
Ob eine konservative Therapie ausreicht oder sogar eine operative Behandlung der Adipositas notwendig ist, sollte in einem persönlichen Gespräch mit einem in der Adipositastherapie erfahrenen Arzt besprochen werden.

Wie sind eure Erfahrungen mit Refluxbeschwerden oder Erkrankungen der Gallenblase oder der Leber?

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Top-Bewertung für unsere Klinik: Unser Adipositaszentrum ist Re-Zertifiziertes Referenzzentrum!

Mit der alle drei Jahre stattfindenden, erfolgreich und ohne jegliche Beanstandung abgeschlossenen Re-Zertifizierung konnten wir in diesem Jahr trotz der ganzjährig erschwerten Corona-Bedingungen zeigen, dass wir ein modernes, gut organisiertes Haus mit viel Entwicklung und hochmotivierten Mitarbeitenden sind.

Die Zertifizierung umfasst die sachliche wie personelle Ausstattung der Kliniken und Zentren ebenso wie die klinische Erfahrung und eventuelle Weiterbildungsbefugnisse. Unterschieden wird dabei u.a. nach Anzahl der im Jahr durchgeführten Operationen zwischen den Kompetenzstufen Kompetenzzentrum und Referenzzentrum. Ist eine Klinik darüberhinaus auch in dem zu zertifizierenden Bereich wissenschaftlich tätig, kann sie auch als Exzellenzzentrum zertifiziert werden. Alle drei Stufen weisen eine Klinik als eine Einrichtung aus, die eine qualitativ sehr gute Behandlung sicherstellt.

Neben der Uniklinik in Würzburg sind wir eines von nur zwei Zentren in Bayern, denen Expertise und damit Führungsrolle in der Behandlung von Adipositas bescheinigt wurde.

Wir freuen uns sehr, den hohen Qualitätsanforderungen der „Deutschen Gesellschaft für Adipositas- und metabolische Chirurgie“ (DGAV) erneut gerecht geworden zu sein und sind auch ein klein wenig stolz über diese tolle Auszeichnung, die nun bis zum 30.06.2024 gültig ist.

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Vorsicht vor "Copy and Paste"! Warum jede Therapie individuell konzipiert werden muss

Ein Beitrag von Dr. med. Min-Seop Son – Stellv. Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie und Chefarzt der Hauptabteilung für Allgemein-, Viszeral- und Adipositaschirurgie in der WolfartKlinik München/Gräfelfing.

Die Medizin ist im Wandel und vollzieht in den Bereichen Diagnostik und Therapie eine Entwicklung, welche die Bewertung vieler Krankheitsbilder und die daraus resultierenden Therapiestrategien immer komplexer gestaltet. Dies gilt auch für den Bereich der Adipositastherapie. Wurde früher fast ausschließlich eine gewisse Charakterschwäche oder Disziplinlosigkeit der Betroffenen als Ursache für den starken Gewichtsanstieg verantwortlich gemacht, so lokalisieren Ärzteschaft und Forschende mittlerweile immer mehr Ursachen, die für die Entwicklung und das Fortschreiten der Adipositaserkrankung ursächlich oder zumindest mitverantwortlich sein können. Neben genetischen, biologischen, neurobiologischen und psychologischen Faktoren gehören dazu auch soziale Einflüsse.

Je mehr wir über die individuellen Ursachen dieses komplexen Krankheitsbildes wissen, desto persönlicher muss die Therapiestrategie entwickelt werden, um den größtmöglichen Therapienutzen zu erzielen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Therapieeinrichtung über ein breites medizinisches Netzwerk unterschiedlichster Fachrichtungen verfügt. Sie sollte sich im Bereich der chirurgischen und der konservativen Adipositastherapie nicht nur auf einzelne Angebote fokussieren, sondern möglichst verschiedene etablierte Therapiemöglichkeiten anbieten und auch aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse in ihre Praxis integrieren.

In meiner täglichen Praxis treffe ich immer wieder Betroffene, die bei ihrer Therapiewahl nicht ihre eigene Gesundheits- und Lebenssituation in den Fokus stellen. Sie glauben, einen Therapieweg kopieren zu können, den ihnen Bekannte empfohlen haben oder den einzelne Personen in Adipositas-Netzwerken propagieren. Diese „Copy and Paste“-Mentalität ist für Sie, als Therapiesuchende, selten zielführend, stellt sie doch lediglich den Therapieerfolg einer anderen, manchmal sogar unbekannten Person dar. Sie berücksichtigt dabei nicht die individuelle Gesundheits- und Lebenssituation, die maßgeblich dafür sein sollte, welche therapeutische Maßnahmen ausgewählt werden und gleichfalls langfristig umsetzbar sind.

Natürlich wäre es sowohl für Sie als Betroffene, als auch für unser Zentrum, deutlich einfacher ein oder zwei Therapiebausätze pauschal zur Anwendung zu bringen. Was jedoch dann auf der Strecke bleiben würde, ist mein Verständnis von guter und ehrlicher Medizin und Ihr eigener nachhaltiger therapeutischer Erfolg.

Ihr Dr. med. Min-Seop Son

Foto: © Wolfartklinik/CANVA

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Mut am Anfang - Glück am Ende?!

Ein Beitrag von Dr. med. Marc Müller

Für die meisten von uns bedarf es für Schritte im Leben, die uns in Neuland führen, einer gewissen Überwindung. Dies gilt besonders für solche Veränderungen, die zu einer großen Umstellung der Lebensumstände führen. Dennoch sollte das nie ein Grund sein, Veränderungen nicht zu wagen. Nicht umsonst bewahrheitet sich immer wieder das alte Sprichwort „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“. Meist ist dabei der erste Schritt der schwierigste, da er im Kopf beginnt.

Und hier beginnt der Schritt mit der Frage, was zu tun ist, wenn eine konservative Behandlung der Adipositas nicht zum Erfolg geführt hat und die Antwort darauf die Entscheidung für einen chirurgischen Eingriff ist.
Sobald diese Entscheidung gefallen ist, ist es besonders wichtig gut zu planen. Dabei spielen sowohl räumliche/strukturelle Gegebenheiten eine große Rolle wie auch personelle Qualifikationen. Es beginnt mit der ersten Kontaktaufnahme zu einem zertifizierten Adipositas-Zentrum, um sicherzustellen, dass man dort auf ein entsprechend gut organisiertes Umfeld trifft. Dabei geht es v.a. darum, von Anfang an die richtigen Weichen für den individuell besten Weg der PatientInnen zu stellen.

Die weiteren Schritte in der Behandlung werden häufig wie bei einer konservativen Therapie sein. Aber auch hier ist eine entsprechend gute Organisation immens wichtig. Nur so kann auch ein entsprechender Erfolg möglich werden. Und auch wenn eine Operation von Anfang an als die bestmögliche Therapie feststeht, so ist eine gezielte Verbesserung der Gesamtsituation entscheidend. Diese Vorbereitungszeit vor der Operation aber als unnötige Wartezeit anzusehen, wäre ein Fehler. Da es um eine lebenslange Umstellung der Lebensgewohnheiten geht, ist die Zeit als Training anzusehen. Dabei geht es nicht nur um körperliches Training, sondern auch um entscheidende Veränderungen, die im Kopf stattfinden müssen – und das erfordert Mut!

Warum braucht es Mut?

Weil man sich bewusst wird, dass sich einiges im Leben ändern wird. Das Ziel ist natürlich die Verbesserung der Lebensumstände durch einen wesentlich leichteren Körper, jedoch bedingt dies ein Aufgeben der alten, wahrscheinlich bequemen Gewohnheiten. Man stößt ins Unbekannte vor. „Werde ich es schaffen?“ und „Wie wird es mir dabei ergehen?“ sind Fragen, die natürlich auftauchen und am Anfang auch nicht sicher beantwortet werden können.

Es geht auch darum eingefahrene Verhaltensmuster zu durchbrechen und sich vielleicht dadurch auch anders als das persönliche Umfeld zu verhalten. Anders zu sein erfordert immer Mut und Anstrengung. Wenn sich dadurch aber die persönlichen Bedingungen verbessern, gilt es nicht nachzulassen und den Verlockungen des Bekannten oder des leichteren Weges zu widerstehen! Wenn man sich dabei nicht nur gegen den eigenen Widerstand (den „inneren Hund“), sondern auch gegen die Kritik oder sogar auch den Neid der Anderen erwehren muss, das geht nicht ohne Mut! Nach den ersten Schritten gilt es aber umso mehr durchzuhalten.

Sobald eine Operation – oder vorbereitend auch eine konservative Therapie – geplant wird, ist es entscheidend, den Weg fortzuführen und nicht nachzulassen. Nur so wird ein neues Leben mit weniger Gewicht möglich sein. Schließlich geht es um die eigene Gesundheit.

Ist die Vorbereitung erfolgreich abgeschlossen, kommt der nächste Abschnitt: die Durchführung der Operation. Sorgen und Ängste bezüglich möglicher Komplikationen oder Schmerzen sind nur gut verständlich. Idealerweise sollte die Operation in einem zertifizierten Zentrum stattfinden. Dort erfolgt der Eingriff in einem routinierten Ablauf, mit entsprechend qualifiziertem Personal und der notwendigen Ausstattung. Hiermit sind die Risiken zwar nicht aufgehoben, können jedoch deutlich gesenkt werden.

Priv. Doz. Dr. Günther Meyer, Dr. med. Marc Müller und Dr. med. Min-Seop Son (v.l.n.r.) wünschen Ihnen viel Glück!

Der Gewinn von Lebensqualität

Mit der Operation ist zwar ein großer Schritt getan, jedoch ist die Zeit danach mit dem richtigen Verhalten ganz entscheidend für den Erfolg. Deshalb gilt es dann ganz besonders, nicht nachzulassen! Jetzt liegt es vor allem in Ihrer Hand, ob Sie das richtige für sich tun. Wenn Sie es schaffen durchzuhalten und Versuchungen zu widerstehen und auch in schwierigen Situationen nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen, dann können sie jetzt die Früchte Ihres Erfolges ernten!

Durch den Gewichtsverlust gewinnen Sie an Lebensqualität nicht nur durch die sich neu ergebenden Möglichkeiten Ihr Leben zu gestalten, sondern auch durch den Erhalt, bzw. die Verbesserung Ihrer Gesundheit, die Besserung der Begleiterkrankungen!!

Durch den Mut, jeden Tag konsequent das Richtige zu tun, auf die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu achten und sich zu pflegen (innere Wellness), kommt häufig auch das notwendige Glück dazu. Dabei handelt es sich um das Glück, die richtigen Leute im eigenen Umfeld zu haben (die man zuvor bewusst/unbewusst gesucht und gefunden hat), die einen bei dem weiteren Weg weiter unterstützen. Das Glück im richtigen Therapiezentrum behandelt und umsorgt zu werden. Das Glück, nicht allein diesen Weg gehen zu müssen, sondern von vielen Seiten Unterstützung zu bekommen. Das Glück, in einem Zentrum behandelt zu werden, in der auch eine umfassende Nachsorge erfolgt. Denn die Nachsorge ist besonders wichtig für Ihre Gesundheit. Wenn man das nötige Durchhaltevermögen zeigt, dann wird sich häufig das Glück einstellen, ein neues Leben mit vielen neuen Möglichkeiten gewonnen zu haben – sich wieder bewusst auf die schönen Dinge im Leben konzentrieren und sie genießen zu können.

Somit braucht man am Anfang nicht nur den Mut, die ersten Schritte in die entscheidende Richtung zu machen, sondern auch das Glück, das richtige Therapiezentrum zu finden, in dessen Hände man seine Gesundheit legt. Am Ende steht nicht nur das gewonnene Glück über das neue Lebensgefühl, sondern es ist auch weiter Mut von Bedeutung. Mut, das neue Leben weiterzuführen, ggfs. auch gegen Widerstände aus dem persönlichen Umfeld.

Fotos: © Wolfartklinik/CANVA

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Verantwortlich für gute Nachsorge sind Arzt und Patient

Drum prüfe, wer sich EWIG bindet!

Wer sich für einen metabolischen Eingriff entscheidet, muss eine lebenslange Nachsorge engagiert und zuverlässig wahrnehmen. Was für viele Menschen wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist in der Praxis der Adipositaschirurgie leider keine.

Eine Tatsache die insbesondere dadurch an Brisanz gewinnt, dass auch von Seiten einiger Mediziner dieses lebenslange und engagierte Engagement zu wünschen übrig lässt. Die etablierten OP-Methoden, wie der Magenbypass, der Schlauchmagen sowie die BPD, haben ihre Wirksamkeit im Bereich der Gewichtsreduzierung und auch in der Therapie vieler Begleiterkrankungen bewiesen.
Mehr als 12 000 schwerst adipöse Patienten profitieren im ersten Jahr von dieser Wirksamkeit. Ob dieser Erfolg langfristig anhält, hängt neben der Auswahl der richtigen Therapiestrategie auch vom Engagement des Patienten und dem Behandelnden ab. Adipositaszentren berichten mir, dass teilweise nur 30 bis 40 Prozent der operierten Patienten im zweiten Jahr nach der OP an Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig teilnehmen. Teilweise mit verheerenden Folgen wie: massiven Mangelversorgungssymptomen, Gallenproblemen oder einem erneuten Gewichtsanstieg.
Es wäre verkehrt nur den Patienten „den schwarzen Peter“ zuzuschieben. Das wäre unfair und entspräche nicht der Realität. Auch Zentren, welche die Nachsorgepflicht ausschließlich auf Hausärzte oder der Patientencompliance abschieben, werden ihrer Pflicht und ihrem geleisteten Eid meiner Ansicht nach nicht annähernd gerecht.

Wie soll der Arzt sich verhalten?

Wie soll der Arzt sich verhalten, wenn Patienten ihre Zusagen nicht halten, oder vereinbarte Termine nicht zuverlässig wahrgenommen werdenDas ist keine einfache Frage in einem System, in dem jeder ausgefallene Nachsorgetermin das wirtschaftliche Budget und die personellen Ressourcen belastet. Hier sollten – bereits im Vorfeld einer Operation – die Mitarbeit und das Engagement des Patienten genau beobachtet werden und die operative Maßnahme erst dann umgesetzt werden, wenn sich diese Bereitschaft der zuverlässigen Mitarbeit erwiesen hat. Patienten, die bereits im Vorfeld die nötigen Vor- und Kontrolluntersuchungen nicht oder nur sporadisch wahrnehmen, sind keine OP-Kandidaten und sollten diese chirurgische Option auch nicht angeboten bekommen. Eine Ausnahme bilden Patienten, die aufgrund ihres enormen Körperumfangs nur eingeschränkt mobil sind. In dem Fall ist es die Aufgabe vom Zentrum klar und sauber abzuwägen, was der Patient nicht kann und was er nicht will. Auch sollte bei ausgefallenen Terminen der Versuch unternommen werden, den betroffenen Patienten zu motivieren, damit er seine Gesundheit und den weiteren Therapieerfolg nicht gefährdet.

Auch Kassen und Politik sind gefordert!

Auch Kassen und Politik sind gefordert, diese aktuelle Situation nachhaltig zu verändern und das in unterschiedlichen Bereichen. Die Nachsorge nach einem metabolischen Eingriff sollte immer von der Kasse gezahlt werden, denn sie gewährleistet den therapeutischen Erfolg und den Erhalt der Gesundheit des Patienten. Hausärzte oder Schwerpunktpraxen sollten zusätzliche Budgets für die Gewährleistung einer adäquaten Nachsorge für operierte Patienten erhalten. Die lebenslange Nachsorge über eine einmalige Zahlung für eine Operation darzustellen (DIG) ist illusorisch und praxisfremd. Letztendlich sind auch die medizinischen Fachgesellschaften und Verbände gefordert, die Mediziner adäquat und umfassend über das Thema „Nachsorge nach bariatrischen Eingriffen“ zu informieren und die Kompetenz in diesem Bereich zu verbessern. Zu viele Hausärzte haben in diesem Bereich entweder eine eingeschränkte Kompetenz oder gar keine!

Mein Fazit

Adipositaschirurgie lebt von lebenslanger Nachsorge und hierfür sind Patient, Zentrum, Hausarzt, Kassen, Politik und Verbände sowie Fachgesells chaften gemeinsam verantwortlich.Dennoch ist mir eins bewusst: Kein noch so engagiertes und professionelles Nachsorgekonzept kann funktionieren, wenn der Patient es nicht nutzt!

Faris Abu-Naaj für Adipositas München

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Die Gesundheit steht im Fokus und nicht das Gewicht!

Auch ich bin immer wieder beeindruckt, wenn Patienten, die ich vor geraumer Zeit operiert habe, meine Sprechstunde besuchen und ein extrem starker Gewichtsverlust durch diesen Eingriff begünstigt wurde. Bewusst verwende ich den Begriff begünstigt, da mich die Praxis gelehrt hat, dass es sich bei allen operativen Eingriffen lediglich um eine unterstützende Maßnahme handelt und nicht um einen Selbstläufer. Aber dies haben wir ja bereits hier auf „Adipositas München“ sehr ausführlich thematisiert. So beeindruckend der Gewichtsverlust auch ist – er steht für mich als Mediziner nicht im Fokus der Behandlung und das sollte er auch bei Ihnen nicht. Ziel unserer Arbeit ist es, die gesundheitliche Situation unserer Patienten deutlich zu verbessern. Insbesondere die erfolgreiche und nachhaltige Remission der Erkrankungen des metabolischen Syndroms, sind immens wichtig für die Verbesserung der Lebensqualität. Hier kann mithilfe der unterschiedlichen Operationsmethoden sehr viel erreicht werden. Dies ist der Grund, warum die Adipositaschirurgie mittlerweile auch als metabolische Chirurgie bezeichnet wird. Immer mehr Diabetologen und Internisten halten insbesondere den Magenbypass oder den sog. One Anastomosis Gastric Bypass für eine sinnvolle Therapieoption des Diabetes Typ 2, bei Bluthochdruck oder bei dem Schlafapnoesyndrom und PCO-Syndrom.

Dieses sind Krankheiten, die für viele der Betroffenen oft lebensbedrohliche Konsequenzen haben oder zumindest die Lebensqualität extrem einschränken. Andere Betroffene verbinden eine starke seelische und psychische Belastung mit ihrem Körpergewicht und leiden an Depressionen oder ziehen sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Die Folge ist dann meist ein Dominoeffekt bzw. ein verhängnisvoller Cocktail aus noch weniger Aktivität und noch intensiverem Nahrungsmittel- oder Getränkekonsum.

Auch hier sorgt ein deutlicher Gewichtsverlust häufig für eine Verbesserung dieser gravierenden Lebenseinschränkungen. All diese positiven Entwicklungen nimmt Ihr Umfeld sicher nicht sofort wahr, jedoch sind sie der Grund dafür, warum eine Operation in Erwägung gezogen werden sollte. Denn auch wenn die Chirurgie gerade in den vergangenen Jahren durch die Verwendung minimalinvasiver Techniken immer sicherer geworden ist, so birgt jede Operation doch Risiken, deren Inkaufnahme nur mit der erfolgreichen Therapie schwerster Erkrankungen oder hoher gesundheitlicher Risiken zu rechtfertigen ist, und nicht allein mit der Reduzierung des Körpergewichtes aus ästhetischen und optischen Gründen.

Ihr
Priv. Doz. Dr. Günther Meyer
Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

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Welche Therapie für welchen Patienten?

Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Behandlungsangeboten für Adipositaspatienten. Nicht immer handelt es sich hierbei um medizinisch etablierte und sinnvolle Methoden. Aber auch bei den etablierten Therapieangeboten ist nicht jedes Verfahren für alle Patienten gleich gut geeignet. Dabei sollte die Erstellung einer Behandlungsstrategie immer die individuelle Situation des Menschen berücksichtigen.

Häufig besuchen uns Patienten, die schon sehr konkrete Vorstellungen davon haben, wie die nächsten Behandlungsschritte ablaufen sollen. Diese beruhen häufig auf Empfehlungen aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis, oder der Einbindung sozialer Netzwerke. Dabei kann, insbesondere bei der Behandlung einer so komplexen Erkrankung wie der Adipositas, die erfolgreiche Therapie sehr unterschiedliche Module enthalten. Ausschlaggebende Kriterien dafür, welche Behandlungsoption für Sie sinnvoll ist, sind neben der aktuellen Gesundheits- und Lebenssituation auch das Gewicht und welche Versuche bisher unternommen wurden, um das Körpergewicht zu reduzieren. Eine große Rolle spielt auch, ob Folgeerkrankungen wie beispielsweise Diabetes vorliegen oder noch nicht. Lebensalter und Beruf sind weitere Kriterien. Letztlich entscheidet natürlich aber der Wunsch des möglichst umfassend informierten Patienten.

Eine Ernährungsberatung, die Ihre Geschmacksvorlieben oder beruflichen bzw. privaten Lebensumstände nicht berücksichtigt, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ähnliches gilt auch für viel zu anspruchsvolle Sportprogramme, die besonders stark übergewichtige Menschen überfordern. Auch bei der Wahl einer geeigneten Operationsmethode sollte nicht auf das Bauchgefühl gehört werden, sondern die Expertise des Chirurgen wesentlicher Faktor für die Entscheidung sein. Wenn Patienten z. B. Antidepressiva einnehmen, kann durch eine Magenbypassoperation die Aufnahme der entsprechenden Wirkstoffe gemindert sein. Bei Patienten, die unter Refluxbeschwerden leiden, kann der Schlauchmagen die Symptome deutlich verschärfen. Nicht selten ist dann eine zweite Operation erforderlich.

Dieses verdeutlicht die Komplexität dieses Themas und die Notwendigkeit, sich bereits vor Therapiebeginn in kompetente Hände zu begeben. Crashdiäten, aber auch die Wahl, einer falschen Behandlungsform können ursächlich dafür sein, warum die Therapie nicht funktioniert oder sogar das Gegenteil vom eigentlichen Ziel bewirkt. Häufig besuchen uns im Zentrum Patienten, die durch zahllose Abnehmversuche und Crashdiäten ihren Stoffwechsel so geschädigt haben, dass ein nachhaltiger Gewichtsverlust nur noch sehr schwer umgesetzt werden kann. Somit erfordert unsere Arbeit meist das Zusammenspiel unterschiedlicher medizinischer und therapeutischer Fachbereiche, viel Fingerspitzengefühl und Praxiserfahrung. Patienten können durch Ehrlichkeit und Transparenz wesentlichen Einfluss auf die Wahl der Behandlungsoptionen und damit auf den Therapieverlauf nehmen. Nicht immer wird jedes therapeutische Angebot den erhofften Erfolg bringen, aber besonders dann ist es sinnvoll, dass wir offen darüber reden, ob Sie zum Beispiel durch ein Bewegungsprogramm überfordert sind oder ob Ihnen eine bestimmte Ernährungsumstellung nicht schmeckt oder Probleme bereitet. So schaffen wir es gemeinsam, die Therapiestrategie genau Ihren persönlichen Bedürfnissen anzupassen und so die angestrebten Ziele im Bereich der Gewichtsreduktion zu erreichen.

Herzliche Grüße

PD Dr. med. Günther Meyer
Leiter AMC WolfartKlinik

Dr. med. Min-Seop Son
Stellv. Leiter AMC WolfartKlinik

Foto: © Fiedels

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Bariatrische Chirurgie ohne Nachsorge ist kein Erfolgsmodell!

Immer häufiger wird der Schlauchmagen oder die Magenbypassoperation als wirksamste Therapieoption in der Adipositastherapie bezeichnet und dies trifft sicher auch zu.

Mehr noch: Der therapeutische Nutzen hat sich auch in der erfolgreichen und nachhaltigen Behandlung der Folge- und Begleiterkrankungen etabliert.

Eine Entwicklung, die uns im Zentrum für Adipositas und metabolische Chirurgie natürlich freut und uns auch bestätigt, dass wir hier wichtige und sinnvolle Arbeit leisten, die vielen stark übergewichtigen Menschen hilft.

Dennoch besorgt mich bei vielen unserer Patienten die Nachlässigkeit, wenn es um die regelmäßige Wahrnehmung ihrer Nachsorgeuntersuchungen geht. Immer wieder werden diese wichtigen Termine abgesagt oder die Patienten verschwinden in der Versenkung. Die Folgen für die Betroffenen sind nicht selten eine Mangelversorgung oder ein erneuter Gewichtsanstieg. Ich möchte diesen Beitrag dazu nutzen, um die enorme Bedeutung dieser Termine deutlich zu machen. Wer glaubt, mit der überwundenen OP und dem daraus resultierenden Gewichtsverlust alle Hürden gemeistert zu haben, der irrt sich. Die regelmäßige Blutuntersuchung und die Supplementierung gewisser Vitamine und Nährstoffe gehört ebenso zu einer lebenslangen Nachsorge wie die regelmäßige Überprüfung der Ernährungs- und Bewegungsweise durch erfahrene Therapeuten.

Adipositas ist eine chronische Stoffwechselerkrankung und die chirurgische Therapie ist immer nur eine Unterstützung, die den Patienten nur in Verbindung mit konservativen Therapiemodulen einen kontinuierlichen und anhaltenden Erfolg verspricht. Schnell gelangen Patienten zurück ins alte Fahrwasser, wo falsche Ernährungsweise oder ein sich entwickelnder Vitamin- oder Nährstoffmangel die erreichten Therapieerfolge gefährden oder sogar gravierende gesundheitliche Komplikationen verursachen können.

Wer seine Nachsorgetermine und die Empfehlungen seines Adipositaszentrums und der Hausärzte ernst nimmt, wird in der Regel sowohl im Bereich des Gewichtsverlustes als auch bei der allgemeinen Erhaltung seiner Gesundheit die deutlich besseren Therapieerfolge haben als diejenigen, die glauben mit einer bariatrischen Operation sei es getan!

Ihr
Priv. Doz. Dr. Günther Meyer
Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © Kaesler Media

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Schuld sind nicht immer nur Andere!

Die Krankheit Adipositas stellt mit all ihren Folgen und Begleiterkrankungen sowohl uns Mediziner, als auch unsere Patienten vor ganz besondere Herausforderungen. Auch die sozialen und gesellschaftlichen Folgen sind für viele der Betroffenen nicht von der Hand zu weisen. Die Stigmatisierung in großen Teilen unserer Gesellschaft sowie abfällige Blicke und Kommentare schaffen Frustration und einen hohen Leidensdruck.

Auch unser Gesundheitssystem trägt nicht immer dazu bei, dass sich die Situation der Patienten vereinfacht. Anträge und Bescheinigungen müssen besorgt werden und häufig verlangt der Nachweis von konservativen Therapieversuchen ein hohes Maß an Engagement und Mitarbeit.
All dies ist mir bekannt und auch ich wünsche mir die Situation für die Patienten in Deutschland weniger beschwerlich.

Dennoch fällt es mir manchmal schwer, immer nur die eben geschilderten Umstände dafür verantwortlich zu machen, warum eine notwendige Adipositastherapie nicht umgesetzt oder häufig viel zu spät begonnen wird. Im Umgang mit meinen Patienten bin ich immer wieder davon überrascht, wie unterschiedlich sie mit Schwierigkeiten oder Hürden umgehen und wie leicht oder schwer es ihnen fällt nach Lösungen für Probleme zu suchen und diese dann auch umzusetzen.

Das fängt bei der Besorgung einzelner Behandlungsnachweise oder Bescheinigungen an und hört bei größeren Problemen noch lange nicht auf.

Natürlich ist es auch die Pflicht eines Adipositaszentrums, Sie bei der Umsetzung der einzelnen Therapieschritte zu unterstützen und im Bereich der Antragsstellung mit Ihnen zusammenzuarbeiten.

Dennoch glaube ich, dass deutlich kommuniziert werden muss, welches hohe Maß an Eigenverantwortung und Engagement notwendig ist, um die hier geschilderten Hürden und Probleme zu überwinden. Auch wenn Menschen in Ihrem persönlichen Umfeld Ihr Vorhaben nicht unterstützen, oder sogar versuchen es zu behindern, auch wenn die Krankenkasse durch eine restriktive Antragspolitik die Durchführung einer bariatrischen Operation verzögert, so können Sie trotzdem dazu beitragen, dass Ihr Wunsch nach einem gesunden und leichteren Leben in Erfüllung geht.

Dass dieser Weg nicht immer leicht ist, – das ist mir durchaus bewusst. Jedoch ist keinem geholfen, wenn wir notwendige Therapiemaßnahmen nicht umsetzen, weil unser privates oder berufliche Umfeld oder die Kassen uns Steine vor die Füße werfen.

Meine Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen haben mir gezeigt, dass wir vor allem durch unsere eigenen Aktivitäten entscheiden, ob wir Erfolg haben oder ob wir scheitern. Dies gilt auch für die Adipositastherapie.

Ihr
Dr. med. Min-Seop Son
Leitender Oberarzt der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © Klaus Eppele

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OP ohne Antrag ist kein Freifahrtschein!

Seitdem wir unser Programm „BMI 50 Plus“ entwickelt und in unsere Behandlungspraxis integriert haben, erhalten wir immer wieder Anfragen von Patienten, die anscheinend falsche Vorstellungen davon haben, wie dieses Programm bei uns abläuft. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, den heutigen Blog dafür zu nutzen, um Ihnen aufzuzeigen, dass auch ein Schlauchmagen oder eine Magenbypassoperation ohne die Antragsstellung auf Kostenübernahme bei der Kasse ein hohes Engagement von den Patienten fordert.

Wer glaubt, er liege in unserem Adipositaszentrum innerhalb eines Monats nach dem Erstgespräch auf dem Operationstisch, der irrt sich und ist bei unserem zertifizierten Zentrum sicher an der falschen Adresse.

Der Anspruch an die Qualität der Therapie und die Wahl der richtigen Behandlung kann und darf auch hier nicht auf der Strecke bleiben. Somit erwarten wir von unseren Patienten ein hohes Maß an Mitarbeit. Diese beinhaltet die Teilnahme an Ernährungsberatungen und verhaltenstherapeutischen Sitzungen ebenso wie den Nachweis ärztlicher Untersuchungen und Atteste.

Belohnt wird dieses Engagement mit einer kürzeren Vorbereitungszeit (in der Regel drei Monate) und der Gewissheit, dass wir auf jeden Fall die Operation durchführen, wenn wir die Vorgaben der Primärindikation (gemäß der S3 Leitlinien) erfüllt sehen und alle geforderten Unterlagen vorliegen.

Ziel ist es nicht, unseren Patienten das multimodale Therapiekonzept zu ersparen, sondern ihnen möglichst schnell zu helfen, da die enorme Gewichtssituation und die schweren Begleiterkrankungen eine lange Vorlaufzeit vor der OP und eine eventuelle Ablehnung durch die Kassen unserer Ansicht nach nicht zulassen.

Auch wir erachten die Durchführung eines multimodalen Konzeptes für viele Adipositaspatienten für sinnvoll und haben deswegen in unserem Haus alle erforderlichen Therapiebausteine integriert. Im Programm „BMI 50 Plus“ sehen wir die präoperativ verkürzt durchgeführte konservative Therapie allerdings nicht als Versuch zur Gewichtsreduktion, sondern als Vorbereitung auf die Operation und die Zeit danach.

Wir kritisieren, dass einige Krankenkassen ihre Entscheidung für oder gegen die Durchführung einer bariatrischen Operation nicht auf belastbare medizinische Studien und Erfahrungen aus der Praxis aufbauen, sondern oft nicht standardisierte und willkürliche Entscheidungskriterien als Begründung anführen.

Ob für Sie die Kriterien unseres Therapiekonzeptes „BMI 50 Plus“ greifen, besprechen wir in unserem ersten persönlichen Gespräch. Und auch wenn Sie diese Kriterien nicht erfüllen, so unterstützen wir Sie immer bei der Etablierung einer individuellen Therapiestrategie, der Antragsstellung und der Umsetzung der konservativen Therapiebausteine.

Dass eine erfolgreiche Therapie nur gelingen kann, wenn Sie selbst mitarbeiten, hat mir die mehr als 20-jährige Praxis immer wieder bestätigt. Somit sind unsere Therapiebausteine immer Ihr persönliches Fundament für ein neues und gesünderes Leben, aus dem wir nur gemeinsam ein stabiles und wertbeständiges Haus bauen können.

Ihr
Priv. Doz. Dr. Günther Meyer
Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © xb100

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Dick ist nicht hässlich und schlank nicht immer schön!

Das Empfinden von Schönheit und Attraktivität ist von jeher einem ständigen Wandel unterzogen. In der heutigen Zeit prägen Medien und soziale Netzwerke das Schönheitsideal. Ein Ideal, welches pauschal und oberflächlich festlegt, was in unserer Gesellschaft schön und was als unattraktiv oder sogar hässlich gilt. Dicke Menschen werden hier oftmals unattraktiv und schlanke Menschen attraktiv dargestellt. Mehr noch – es werden der Leibesfülle sogar Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen zugeschrieben, wie Faulheit, Disziplinlosigkeit und fehlende Hygiene.

Diese Stigmatisierung von Adipösen ist durch eine Vielzahl von repräsentativen Umfragen und Studien nachgewiesen. Dabei kommt diese Diskriminierung nicht nur im Alltag, Berufs- und Privatleben vor, sondern vielfach auch in unserem Gesundheitssystem. Dies führt dazu, dass Betroffene den Gang zum Arzt oftmals meiden.

Auch mich als Mediziner und insbesondere als stellvertretenden Leiter eines Adipositaszentrums, lassen solche Entwicklungen nicht kalt. Mir hat die Praxis sowie der tägliche Umgang mit meinen Patienten gezeigt, dass Vorurteile und eine falsche Wahrnehmung in unserer Gesellschaft einen enorrmen psychischen Druck auf die Betroffenen ausüben. Vielfach leiden die Patientin an einer sogenannten sekundären Depression, also eine psychische Folge der oftmals jahrelangen Auseinandersetzung mit der Adipositas.

Wer glaubt, dass dies nur Menschen betrifft, die einen sehr hohen BMI haben, der irrt sich, denn manchmal erzeugt dieses Schönheitsideal auch bei Menschen mit einem sehr geringen Übergewicht einen so großen Leidensdruck, dass sie ihre reale Lebenssituation entweder gar nicht oder nur noch verklärt wahrnehmen.

Die Folge sind dann spontane „Crashdiäten“ oder Hungerkuren, die sich sehr nachteilig auf den Stoffwechsel auswirken und nicht selten das genaue Gegenteil von dem bewirken, was sie sollen. Fast immer folgt einem anfänglichen Gewichtsverlust ein erneuter starker Gewichtsanstieg, der mit dem Begriff „Jo-Jo-Effekt und „weight cycling“ passend beschrieben wird.

Der übermäßige Anstieg des Körpergewichtes kann viele gesundheitliche Probleme hervorrufen und sollte sicher behandelt werden. Auch wenn Sie selbst sich nicht wohlfühlen, wird es Zeit zu handeln. Dieses Handeln sollte jedoch von einem guten medizinischen Konzept und der Unterstützung durch kompetente Therapeuten und Mediziner bestimmt sein.

Sie selbst sollten den richtigen Zeitpunkt zum Handeln bestimmen und sich der Tatsache bewusst sein, dass es bei der Adipositastherapie nicht um die Erfüllung ästhetischer Ideale geht, sondern um eine ernsthafte medizinische Therapie zur Werterhaltung und Verbesserung Ihrer gesundheitlichen Situation.

Ihr
Dr. med. Min-Seop Son
Leitender Oberarzt der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

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Kein Land in Sicht für die MS Adipositas!

Eigentlich sitzen alle beim Thema Adipositas in einem Boot! Doch die Realität sieht anders aus.

Ein Blogbeitrag von PD Dr. Günther Meyer und Dr. Min-Seop Son – Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing.

Adipositaspatienten

Adipositaspatienten leiden sowohl gesundheitlich als auch psychisch unter einer chronischen Stoffwechselerkrankung und den häufig damit verbundenen Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, dem Schlafapnoe Syndrom, einer Fettleber oder Atherosklerose. Auch das Risiko für viele Krebs- oder Herzerkrankungen ist bei Adipositaspatienten nach aktuellen Studien- und Forschungsergebnissen stark erhöht.
Hinzu kommt für viele der betroffenen Patienten eine starke psychische Belastung, die häufig Depressionen verursacht oder diese zumindest begünstigt.
Viele der Patienten benötigen klare Therapieempfehlungen und eine verlässliche Kostenzusage, um Therapiemaßnahmen wie die Ernährungsberatung, Verhaltens- oder Bewegungstherapie oder auch eine Magenverkleinerung (bei besonders stark übergewichtigen Menschen) umsetzen zu können.

Mediziner und Therapeuten

Mediziner und Therapeuten erhalten von Politik und Krankenkassen keine transparenten und verlässlichen Kostenzusagen im Bereich der konservativen oder chirurgischen Therapie dieser Krankheit. Übrigens hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Erkrankung als die „größte gesundheitliche Herausforderung für die Industrienationen“ bezeichnet. Regionale Unterschiede im Bereich der Therapieempfehlung und der Kostenübernahme sind keine Ausnahmen, sondern die Regel. Stellt die Erkrankung selbst aufgrund ihrer Komplexität die Therapieeinrichtung vor besondere Herausforderungen, so komplizieren die Kassen durch widersprüchliche, regional geprägte Kostenentscheidungen und die Politik durch Ignoranz und Desinteresse die Situation von engagierten Behandelnden.
Dabei haben unterschiedliche medizinische Fachverbände bereits Leitlinien erarbeitet, die sowohl im Bereich der Adipositasprävention als auch in der Therapie die aktuellsten und wirkungsvollsten Behandlungsoptionen dokumentieren und kommunizieren. Diese basieren auf aktuellen medizinischen und wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen. Doch was nützen diese Empfehlungen, wenn sie bei Politikern und bei vielen Kostenträgern „auf taube Ohren treffen“?

Krankenkassen

Krankenkassen werden mit immer höheren Behandlungskosten konfrontiert, die durch Adipositaserkrankungen und die oben genannten Folge- und Begleiterkrankungen entstehen.
Orientiert man sich an den Trendrechnungen der WHO, die für die Entwicklung von Adipositas in Europa einen moderaten Zuwachs bis 2020 annehmen, dann ist allein in Deutschland ein Anstieg der Gesamtausgaben für Adipositas in Höhe von mindestens 25,7 Mrd. € zu erwarten. Die aktuelle Datenlage zeigt jedoch, dass dieser Betrag sicher nicht reichen wird.
Außerdem können viele der betroffenen Patienten aufgrund ihres hohen Gewichts oder der beschriebenen Begleit- und Folgeerkrankungen keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen und fallen häufiger aus. Das geschieht nicht, weil die Betroffenen nicht arbeiten wollen, sondern weil sie es nicht können. Sowohl die hohen Behandlungskosten als auch die Beitragsausfälle belasten das Budget der Kassen schon heute erheblich und werden dies mit steigenden Patientenzahlen in Zukunft noch viel stärker tun.

Politik

Diese Entwicklung belastet die Haushaltskassen von Bund und Ländern und die Kosten werden in Zukunft noch deutlich steigen. Das Desinteresse der Politiker birgt einen gewissen Sprengstoff, denn mittlerweile ist jeder zweite Deutsche übergewichtig und jeder vierte Bundesbürger gilt mit einem BMI von über 30 als adipös. Nicht auszumalen, wenn diese Betroffenen sich organisieren und ihre Unzufriedenheit über die unsichere Rechtslage an der Wahlurne ausdrücken würden! Aber zurzeit profitiert die Politik von einer fehlenden gemeinsamen Struktur von Verbänden, Fachgesellschaften und Medien. Doch auch dies könnte sich mit einem Anstieg der Patientenzahlen und der damit einhergehenden Probleme schnell ändern.

Fazit

Somit ist klar, dass alle Interessengruppen von einer transparenten und verlässlichen Regelung im Bereich der Adipositasprävention und Therapie profitieren würden. Aber statt diesen Sachverhalt zu akzeptieren sprechen Mediziner und Kassen mehr übereinander als miteinander. Auch die Politik zieht den Kopf ein. Leidtragende sind die Patienten, die selbst bei dringender medizinischer Indikation eine Magenbypass- oder Schlauchmagenoperation im Einzelverfahren beantragen müssen und häufig nach Erfüllung aller bürokratischer und therapeutischer Auflagen doch eine Ablehnung erhalten.
Auch die Kosten einer Ernährungsberatung oder Bewegungs- und Verhaltenstherapie werden häufig gar nicht oder nur teilweise erstattet, sodass die Patienten selbst hohe Zuzahlungen leisten müssen, die viele finanziell nicht tragen können.
Im Mai dieses Jahrs war wieder einmal der „Save-a-Life“-Aktionsmonat, in dem wir uns für eine bessere Adipositas-Therapie, mehr Information zu der Epidemie Adipositas und ihrer gesundheitlichen Gefahr und für die Entstigmatisierung von adipösen Menschen eingesetzt haben. Diese Aktion der CAADIP (Arbeitsgemeinschaft Adipositaschirurgie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie) werden wir als zertifiziertes Zentrum immer wieder mit Engagement aktiv unterstützen und hoffen, dass in naher Zukunft ALLE hier genannten Parteien in eine gemeinsame Richtung segeln – in Richtung einer nachhaltigen Verringerung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastung und einer erfolgreichen Adipositastherapie. Damit in Zukunft die Therapie im Vordergrund steht und nicht die Bürokratie.

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Komplikationen nach bariatrischen Eingriffen – ein oft unterschätztes Thema!

Häufig steht der Entschluss für eine Magenbypass- oder eine Schlauchmagenoperation am Ende eines langen Leidensweges. Ein Weg, der durch gesundheitliche Probleme aber auch psychische Belastungen und erlebte Ausgrenzung gekennzeichnet ist.

Je höher dieser Leidensdruck ist, umso größer ist der Wunsch die Gewichtssituation in den Griff zu bekommen. Koste es was es wolle!

Aber genau dieses Denken ist meiner Ansicht nach falsch und kann auch gefährliche Folgen haben.

Um eins gleich am Anfang klar auszudrücken:

Für eine Vielzahl von Adipositaspatienten ist eine bariatrische Operation eine Therapiemaßnahme, die einen enormen Nutzen bietet und sowohl das Gewicht als auch die damit verbundenen Begleiterkrankungen nachhaltig verbessert. Tatsächlich ist die bariatrische Operation nachgewiesenermaßen die effektivste Therapie der hochgradigen Adipositas. Dennoch darf nicht verschwiegen werden, dass spezielle Komplikationen unmittelbar nach einer OP, aber auch nach Jahren, in einer gewissen Häufigkeit auftreten können.

Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein:

Neben Wundheilungsstörungen und Blutungen, können auch Klammernaht-Undichtigkeiten, sogenannte Leckagen, auftreten. Wie bei jeder anderen Operation, können während einer Operation benachbarte Organe verletzt werden, was sowohl die Dauer des Eingriffs wie auch die Rate weiterer Komplikationen deutlich erhöhen kann. Auch wenn dies relativ selten auftritt, sehe ich es als meine Aufgabe an, Patienten offen darüber zu informieren.

Denn nur wer diese Probleme und Ihre Häufigkeit kennt, kann Pro und Kontra einer bariatrischen Maßnahme wirklich abschätzen.

Eine viel häufiger auftretende Komplikation stellt sich bei einigen Patienten jedoch erst Jahre nach einer Operation ein. Eine Mangelversorgung kann gravierende Folgen für die Betroffenen haben. Neben dem Eiweißmangel können dies auch Mangelerscheinungen verschiedener Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sein. Eisen, Magnesium und Kalzium aber auch Vitamin B12 und weitere Vitamine sind für viele Stoffwechselprozesse, aber auch für die Zellregeneration und das Zellwachstum unerlässlich.

Hier können nur Sie selbst das Risiko dieser Komplikationen durch zuverlässige und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beeinflussen. Denn diese Probleme sind vermeidbar bzw. behandelbar! Patienten, die Ihre Nährstoffversorgung nicht mindestens einmal im Jahr kontrollieren, begeben sich auf dünnes Eis, mit manchmal sogar tödlichen Folgen.

Auch müssen sich Patienten, meiner Meinung nach, mit der Frage auseinandersetzen, welche alternativen Maßnahmen Sie wählen sollen, wenn Sie sich gegen eine Operation entscheiden. Denn auch ein weiterer Gewichtsanstieg und das Fortschreiten bzw. die Entstehung weiterer Begleiterkrankungen hat ein wesentlich höheres Gefahrenpotential als die hier aufgeführten OP-Risiken.

Der schlechteste Weg ist es, den Kopf in den Sand zu stecken und nichts zu unternehmen. Meist ist es die beste Entscheidung, anhand der individuellen Lebens- und Gesundheitssituation abzuwägen, ob die Operation die Methode der Wahl ist. Sollten Sie sich dagegen entscheiden oder gibt es sogar Kontraindikationen für einen Eingriff, sollten Therapiealternativen schnell und zielgerichtet umgesetzt werden.

Letztendlich sollten Sie sich mit in der Adipositastherapie erfahrenen Medizinern beraten und nicht auf pauschale Empfehlungen im Netz oder Internetportalen vertrauen.

Ihr
Min-Seop Son
Leitender Oberarzt AMC WolfartKlinik München Gräfelfing

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Die Wahl der Waffen (in Kampf gegen die Krankheit Adipositas)

In Kampf gegen die Krankheit Adipositas ist ein breites Angebot an unterschiedlichen Operationsmethoden wichtig, um Adipositaspatienten individuell die optimale Therapie bieten zu können.

Die Patientin, welche uns gegenüber sitzt, weiß genau was sie will:
Ein Schlauchmagen soll es sein, denn über den hat sie sich bereits ausführlich im Internet informiert und auch die Klinik, die sie zuerst aufgesucht hat, hat ihr zu diesem Verfahren geraten!
Nach einem ausführlichen Gespräch und unterschiedlichen Untersuchungen stellt sich für uns heraus, dass genau diese Methode aufgrund bereits bestehender Reflux-Probleme für die Patientin ungeeignet ist und es absehbar sein wird, dass sich diese Probleme bei Durchführung einer Schlauchmagenoperation deutlich verstärken werden.

Immer wieder gibt es Zentren, die eine einzelne OP-Methode favorisieren oder diese sogar als Universalheilmittel propagieren. Dabei zeigen die medizinische Praxis und auch aktuelle Studien, dass der Erfolg einer bariatrischen Maßnahme im Wesentlichen davon abhängt, dass die gewählte Operationsmethode der individuellen gesundheitlichen und Lebenssituation des Patienten angepasst werden sollte.
Für Patienten die beispielsweise auf Psychopharmaka angewiesen sind, kann die Bypassoperation manchmal nicht die geeignete OP Methode sein, da auch die Aufnahme der medizinischen Wirkstoffe verringert sein kann.
Adipositaspatienten mit einem Diabetes Typ 2 erzielen durch einen Magenbypass oder auch durch eine Biliopankreatische Diversion (BPD) bei der Remission dieser Erkrankung häufig einen deutlich höheren und nachhaltigeren therapeutischen Nutzen als durch eine Schlauchmagenoperation.
Dies haben internationale Studien, wie z.B. von Prof. Schauer aus Cleveland oder Prof. Mingrone aus Rom, eindrucksvoll gezeigt.
Für uns als Mediziner ist es Ausdruck der medizinischen Kompetenz, den Patienten individuell, fair und transparent über ALLE operativen Optionen zu informieren und gemeinsam mit Ihm eine Operationsmethode zu wählen, die den therapeutischen Nutzen in den Vordergrund unseres Handelns stellt.

Kollegen, die ausschließlich eine OP-Methode favorisieren oder im Kampf gegen diese lebensbedrohende Krankheit einsetzen, sprechen wir die Fähigkeit ab, die therapeutischen Möglichkeiten der metabolischen bzw. bariatrischen Chirurgie vollständig nutzen zu können.
Häufig sind die Folgen ein unbefriedigender Therapieverlauf mit einem erneuten Gewichtsanstieg (nach einer gewissen Zeit) oder einer schlechten Remission der Begleiterkrankungen.
Patienten sollten deshalb kritisch prüfen, über welche chirurgische Kompetenz der Chirurg verfügt und wie breit sein Spektrum an bariatrischen Verfahren ist, welche er umsetzen kann.

Denn getreu dem Zitat von Paul Watzlawick
„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“

Herzliche Grüße

PD Dr. med. Günther Meyer
Leiter AMC WolfartKlinik

Dr. med. Min-Seop Son
Stellv. Leiter AMC WolfartKlinik

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Lebensretter bist DU SELBST!

Heute möchte die Chirurgische Arbeitsgemeinschaft Adipositastherapie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (kurz CA-ADIP ) mit der Aktion: „Save A Life Day“ ein Zeichen setzen.

Bundesweit fordern die Krankenkassen von jedem Adipositaspatienten einen persönlichen Kostenübernahmeantrag, wenn eine bariatrische Operation angestrebt wird. Hierfür gibt es aber keine rechtliche Grundlage. Gefordert wird von der CA-ADIP daher, diese Operationen ohne Antrag durchführen zu können, wenn die Voraussetzungen leitliniengerecht gegeben sind. Dies entspräche dem sonst üblichen Vorgehen bei anderen Operationen.

Nach Antragstellung fällt die Entscheidung für oder gegen diese Therapieoption bei den Kostenträgern häufig sehr unterschiedlich aus. Die unter Federführung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) in Kooperation mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) sowie weiteren Fachgesellschaften entwickelte neue wissenschaftliche S3-Leitlinie zur Prävention und Therapie von Adipositas (Fettleibigkeit) macht klare Aussagen, welche Kriterien für oder gegen einen bariatrischen Eingriff sprechen und basiert auf aktuellen medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Erkenntnisse, die für Teile des MDK´s (Medizinischen Dienst der Krankenkasse), aber auch für viele Sachbearbeiter in den gläsernen Bürotürmen anscheinend keinerlei oder nur sehr wenig Bedeutung zu haben scheinen.

Dabei könnten sowohl Kassen wie auch Patienten und Behandler von verlässlichen Standards profitieren. Sicherlich ist eine operative Maßnahme nicht für jeden Adipositaspatienten eine sinnvolle Therapieoption, wobei die sogenannten Kontraindikationen in den oben genannten Leitlinien klar geregelt sind. Fest steht aber auch, dass Patienten ab einer bestimmten Gewichtsklasse mit nicht-operativen Behandlungen so gut wie nie ihr Gewicht in einem für die Gesundheit ausreichenden Maße und vor allem dauerhaft reduzieren können.

Also ist es an der Zeit, die Öffentlichkeit über diesen unhaltbaren Zustand zu informieren und darauf hinzuweisen, dass die Folgen dieser restriktiven und häufig nicht nachvollziehbaren Entscheidungen fast immer nur die Patienten „auszubaden“ haben. Immer wieder erleben wir in unserem Zentrum den enormen Leidensdruck und die Verzweiflung, wenn Patienten ihren Antrag auf Kostenübernahme einer bariatrischen Operation abgelehnt bekommen. Was häufig folgt ist ein Rückzug in das häusliche Umfeld und die pure Resignation. Meist mit verheerenden Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit.

Gerade diesen Menschen sollte heute unsere volle Aufmerksamkeit gehören, und wir als Mediziner sollten bestrebt sein zu motivieren und zu unterstützen. Und dies betrifft im Falle einer Ablehnung gleich mehrere Bereiche:

  • Hilfe bei der Formulierung eines fachlich fundierten Widerspruchs gegen einen negativen Bescheid (wenn nötig auch mit Unterstützung kompetenter Rechtsanwälte)
  • Motivation und Unterstützung während der „Widerspruchsphase“, um den Patienten das Gefühl zu geben, dass Sie nicht alleine sind.
  • Durch sinnvolle konservative Therapieangebote zumindest die aktuelle Gesundheits- und Gewichtssituation zu erhalten.
  • Denn gerade wenn eine operative Maßnahme von der Versicherung abgelehnt wird, kommt es auf Dein Engagement und Deine Willenskraft an, diesen anstrengenden und steinigen Weg zu meistern. Um das Motto unserer Fachgesellschaft wieder aufzugreifen: „Lebensretter bist Du selbst!“

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Like den Gewinner und helft den Verlierern!

Wir sind begeistert von Vorher – Nachher Posts und liken jedes dieser Bilder hundertfach. Zurecht, denn diese Menschen haben unsere Anerkennung und Unterstützung verdient. Sie haben außergewöhnliches geleistet und können stolz sein auf den erreichten Erfolg. Aber was ist mit denen von uns, die trotz Schlauchmagen-OP oder Magenbypass Operation nicht solche positiven Ergebnisse nach einer Magen-OP erzielen, die verzweifelt, die verzweifelt nach Antworten und Lösungen suchen und die uns mitteilen, dass es ihnen wirklich schlecht geht oder sogar verzweifeln. Diese Menschen werden häufig in die Versarger-Ecke gedrängt und erfahren von uns nicht immer die Unterstützung und Beachtung, die sie brauchen um aus einer Niederlage vielleicht doch noch einen Sieg zu erlangen.

Die Adipositaschirurgie ist kein „Selbstläufer“ und ein langsamer Gewichtsverlust, aber auch ein erneuter Gewichtsanstieg kann nicht immer ausgeschlossen werden.

blockquoteDie Gründe für das Scheitern immer bei den Patienten zu suchen ist falsch!

Stoffwechselveränderungen, ein nicht optimales Operationsergebnis, aber auch veränderte Lebens- und Arbeitsweisen oder aber Veränderungen in der Partnerschaft können Ursachen sein, die unseren Gewichtsverlust trotz OP deutlich beeinflussen können. Gerade in diesen Situationen brauchen diese Menschen unsere vollste Aufmerksamkeit und wir sollten alle gemeinsam dafür sorgen, dass sich diese Menschen nicht zurückgesetzt fühlen. Ich würde mir wünschen, dass wir alles daran setzen ihnen Konzepte und Strategien zu vermitteln, die dafür Sorge tragen, dass auch sie in Zukunft wieder Likes bekommen und sagen können, dass sie in ihrer Gruppe oder auch Freundes- und Verwandtenkreis die Unterstützung und Motivation erfahren haben, die ihnen den Weg aus dem Dunkel gezeigt hat.

Ähnlich wie bei einer Freundschaft erkennt man den Wert meist erst dann, wenn schwierige Wege gemeinsam überwunden werden müssen. Im diesem Sinne sollten wir Sieger liken und Verlierer durch Engagement und Verständnis zu Siegern machen!

Foto:© megaflopp / fotolia.com

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Chirurgen brauchen keinen Quittungsblock!

Immer wieder berichten mir Patienten, dass sie bereits am Telefon aufgefordert werden, Bargeld für das Erstgespräch mitzubringen. Ich halte dies für unfair und häufig nicht seriös!

Adipositas ist eine lebensbedrohende Erkrankung – hart aber wahr! Die Krankheit selbst stellt für Patienten und Angehörigen nicht nur eine besondere seelische, sondern auch eine finanzielle Belastung dar. Adipöse Menschen verlieren aufgrund ihrer Krankheit den Job oder können wegen ihrer Gesundheits- und Gewichtssituation häufig nicht – oder nur teilweise – beruflich tätig sein. Diesen Menschen dann noch für ein Erstgespräch das Geld aus der Tasche zu ziehen, halte ich für unfair und unserem beruflichen Status nicht angemessen. Die Möglichkeit eine ärztliche Beratung bei der gesetzlichen Kasse abzurechnen, gilt auch für das Erstgespräch in der Adipositassprechstunde. Somit erfolgt eine Honorierung, die es uns ermöglicht, die Patienten kompetent und ausführlich zu beraten. Von der Erstberatung profitieren Arzt und Patienten im gleichen Maße.

Der Patient erhält wichtige Informationen über Therapiemöglichkeiten und über Ursachen und Folgen der Adipositas. Ärzte können ihr Behandlungskonzept vorstellen und der Patient gewinnt einen ersten Eindruck von der Seriosität und Kompetenz des gewählten Mediziners und der Behandlungsadresse.

blockquoteDas ist der Deal und der Deal ist fair!

Mit welchem Recht sollen Patienten ihr privates Portemonnaie zücken, um diese vertrauensbildende Maßnahme zu honorieren? Ich würde mir wünschen, dass alle meine Kollegen dies ähnlich sehen und in Zukunft darauf verzichten, den ersten persönlichen Kontakt mit der Erstellung einer privaten Quittung abzuschließen. Dies haben unsere Patienten und ihr Bild von engagierten und fairen Medizinern nicht verdient!!!

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Doktor Internet darf es nicht geben!

Eine bariatrische Operation ist keine Kleinigkeit. Meist resultiert die Entscheidung für eine solche Maßnahme aus einer ganzen Reihe gesundheitlicher, aber auch seelischer Verletzungen und Probleme. Die Operationsmethode sollte sehr individuell an die Lebens- und Arbeitssituation des einzelnen Patienten angepasst werden. Umso erstaunter bin ich dann, wenn Patienten zum Erstgespräch erscheinen und schon wissen, welche OP-Methode es denn sein soll. Ich als bariatrischer Chirurg mit mehr als 20-jähriger Erfahrung und Tausenden von Eingriffen kann und will die Operationsmethode nicht im ersten Gespräch festlegen. Oder um es klarer auszudrücken: Für mich ist das wie Lotto spielen.

Die Bariatrie ist ein sehr komplexes Gebiet, in dem Stoffwechselprozesse, Vor- und Begleiterkrankungen, aber auch unsere angeeignete Ernährungs- und Lebensweise erheblichen Einfluss auf die Entstehung sowie die Therapie der Adipositas haben. Ein Patient, der durch einen Schlauchmagen erheblich an Gewicht verliert, ist nicht zwingend ein Beweis dafür, dass diese Methode bei mir oder anderen Menschen genauso erfolgreich verläuft. Mit Sorge verfolge ich häufig medizinische Statements meiner Kollegen, die in öffentlichen Posts oder Kommentaren ganz unterschiedliche Behandlungsempfehlungen aussprechen, ohne den Patienten jemals persönlich gesehen zu haben. In Facebook-Gruppen oder Internetforen profitieren wir von der Kommunikation untereinander, tauschen Erfahrungen aus und können uns gegenseitig motivieren und unterstützen. Das Gespräch mit dem Arzt kann und darf dadurch trotzdem nicht ersetzt werden.

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Schlauchi ist kein Kuscheltier

Keine bariatrische Operation ist eine Kleinigkeit. Die Narkose, der Eingriff selbst, aber auch die Wundheilung stellt für den Körper eine außergewöhnliche Belastung dar. Für viele meiner Patienten ist dieser Weg jedoch die einzig verbleibende Option, ihr Gewicht und damit auch die gesundheitliche Situation in den Griff zu bekommen. Trotzdem glaube ich, dass wir diese Patienten offen und ehrlich über Vorteile, aber auch die Nachteile der unterschiedlichen Methoden ausführlich informieren müssen. Bei der Schlauchmagenoperation habe ich so meine Zweifel, ob sich alle Patienten der Tragweite bewusst sind, die mit der Durchführung dieser Operation zusammenhängen. Die vollständige und nicht revidierbare Entfernung eines großen Teils des Magens, verdient meiner Ansicht nach, nicht den Namen eines Kuscheltiers. Häufig teilen mir Patienten mit, dass sie den Schlauchmagen für eine „kleine“ Operation und damit für die vermeintlich leichtere Lösung halten. Meiner Ansicht nach ein Irrglaube ! Auch diese Methode erfordert eine verantwortungsvolle und zuverlässige Nachsorge. Um es klar zu formulieren. Im Bereich der bariatrischen Chirurgie gibt es keine „Kleine Operation“. Für viele Patienten ist diese Methode eine geeignete und zielführende Behandlungsoption und wird auch von unserem Zentrum häufig durchgeführt. Dennoch haben wir Mediziner die Pflicht unsere Patienten darüber zu informieren, dass KEINER dieser Eingriffe zur Gewichtsreduzierung ein Kuschelprogramm oder etwa ein Selbstläufer ist!

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