Welche Therapie für welchen Patienten?

Welche Therapie für welchen Patienten?

Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Behandlungsangeboten für Adipositaspatienten. Nicht immer handelt es sich hierbei um medizinisch etablierte und sinnvolle Methoden. Aber auch bei den etablierten Therapieangeboten ist nicht jedes Verfahren für alle Patienten gleich gut geeignet. Dabei sollte die Erstellung einer Behandlungsstrategie immer die individuelle Situation des Menschen berücksichtigen.

Häufig besuchen uns Patienten, die schon sehr konkrete Vorstellungen davon haben, wie die nächsten Behandlungsschritte ablaufen sollen. Diese beruhen häufig auf Empfehlungen aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis, oder der Einbindung sozialer Netzwerke. Dabei kann, insbesondere bei der Behandlung einer so komplexen Erkrankung wie der Adipositas, die erfolgreiche Therapie sehr unterschiedliche Module enthalten. Ausschlaggebende Kriterien dafür, welche Behandlungsoption für Sie sinnvoll ist, sind neben der aktuellen Gesundheits- und Lebenssituation auch das Gewicht und welche Versuche bisher unternommen wurden, um das Körpergewicht zu reduzieren. Eine große Rolle spielt auch, ob Folgeerkrankungen wie beispielsweise Diabetes vorliegen oder noch nicht. Lebensalter und Beruf sind weitere Kriterien. Letztlich entscheidet natürlich aber der Wunsch des möglichst umfassend informierten Patienten.

Eine Ernährungsberatung, die Ihre Geschmacksvorlieben oder beruflichen bzw. privaten Lebensumstände nicht berücksichtigt, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ähnliches gilt auch für viel zu anspruchsvolle Sportprogramme, die besonders stark übergewichtige Menschen überfordern. Auch bei der Wahl einer geeigneten Operationsmethode sollte nicht auf das Bauchgefühl gehört werden, sondern die Expertise des Chirurgen wesentlicher Faktor für die Entscheidung sein. Wenn Patienten z. B. Antidepressiva einnehmen, kann durch eine Magenbypassoperation die Aufnahme der entsprechenden Wirkstoffe gemindert sein. Bei Patienten, die unter Refluxbeschwerden leiden, kann der Schlauchmagen die Symptome deutlich verschärfen. Nicht selten ist dann eine zweite Operation erforderlich.

Dieses verdeutlicht die Komplexität dieses Themas und die Notwendigkeit, sich bereits vor Therapiebeginn in kompetente Hände zu begeben. Crashdiäten, aber auch die Wahl, einer falschen Behandlungsform können ursächlich dafür sein, warum die Therapie nicht funktioniert oder sogar das Gegenteil vom eigentlichen Ziel bewirkt. Häufig besuchen uns im Zentrum Patienten, die durch zahllose Abnehmversuche und Crashdiäten ihren Stoffwechsel so geschädigt haben, dass ein nachhaltiger Gewichtsverlust nur noch sehr schwer umgesetzt werden kann. Somit erfordert unsere Arbeit meist das Zusammenspiel unterschiedlicher medizinischer und therapeutischer Fachbereiche, viel Fingerspitzengefühl und Praxiserfahrung. Patienten können durch Ehrlichkeit und Transparenz wesentlichen Einfluss auf die Wahl der Behandlungsoptionen und damit auf den Therapieverlauf nehmen. Nicht immer wird jedes therapeutische Angebot den erhofften Erfolg bringen, aber besonders dann ist es sinnvoll, dass wir offen darüber reden, ob Sie zum Beispiel durch ein Bewegungsprogramm überfordert sind oder ob Ihnen eine bestimmte Ernährungsumstellung nicht schmeckt oder Probleme bereitet. So schaffen wir es gemeinsam, die Therapiestrategie genau Ihren persönlichen Bedürfnissen anzupassen und so die angestrebten Ziele im Bereich der Gewichtsreduktion zu erreichen.

Herzliche Grüße

PD Dr. med. Günther Meyer
Leiter AMC WolfartKlinik

Dr. med. Min-Seop Son
Stellv. Leiter AMC WolfartKlinik

Foto: © Fiedels

Kommentare (2)

    • Eine berechtigte Frage, denn Berufskraftfahrer sind eine ganz besondere Berufsgruppe. Viele Mediziner raten aufgrund des so genannten Dumpingsyndroms dazu, auf einen Magenbypass zu verzichten. Das Dumpingsyndrom kann Müdigkeit, Schwindel, aber auch Durchfall verursachen. Alle diese Symptome kann sich ein Berufskraftfahrer nicht leisten. Deshalb wird in der Regel zum Schlauchmagen geraten.

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