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Über Misserfolge sprechen – ein wichtiges Element der erfolgreichen Adipositastherapie

Ein Leben mit einer chronischen Erkrankung ist in vielerlei Hinsicht kein leichtes Leben. Adipositas ist eine gravierende Krankheit, die in fast alle Bereiche des Lebens eingreift und an der viele Patienten physisch und psychisch erheblich leiden. Das steigende Gewicht behindert die Mobilität und immer neue misslingende Abnehmversuche schaden dem Selbstwertgefühl und verstärken die Verzweiflung.

Leider habe ich den Eindruck, dass diese Probleme in den sozialen Netzwerken häufig ausgeblendet oder sogar tabuisiert werden. Es ist viel einfacher, Posts zu verfassen, die unsere Siege und Erfolge darstellen, als unser Misslingen einzugestehen. Zugegeben, auch diese positiven Beiträge haben eine wichtige Funktion, denn viele Patienten werden durch die einzelnen Vorher-Nachher-Bilder oder Darstellungen von Erfolgsgeschichten motiviert und zum Handeln aufgefordert. Anderseits kann ein fehlerhafter Vergleich mit anderen Patienten auch zu Frust führen.

Adipositaspatienten sollten motiviert werden, offen über Probleme oder Ängste zu sprechen

Ich bin davon überzeugt, dass viele Adipositaspatienten mehr motiviert werden sollten, offen über ihre Probleme oder Ängste zu sprechen. Dies ist nicht nur für den Betroffenen selbst wichtig und hilfreich, sondern kann auch vielen anderen Menschen helfen, die sich in der geschilderten Situation wiederfinden oder ähnliche Probleme haben. Warum dies häufig nicht geschieht, liegt sowohl an den Betroffenen selbst als auch an Menschen, die anscheinend immer dann glauben, durch destruktive oder gar bösartige Kommentare glänzen zu müssen, wenn es anderen Menschen schlecht geht.

Sich selbst einzugestehen, dass etwas falsch läuft oder sich negativen Entwicklungen nicht wirksam entgegenzustellen, kann ein sehr schmerzhafter Prozess sein und darüber offen zu sprechen, braucht Mut. Mut, der häufig fehlt, weil das eigene Ego und das Selbstwertgefühl ohnehin durch die Adipositaserkrankung gelitten haben und meist immer noch leiden. Aber auch abwertende Reaktionen und Kommentare von anderen Patienten tragen meiner Ansicht nach mit dazu bei, dass sich viele gar nicht erst trauen, über Sorgen, Schwierigkeiten oder sogar Scheitern zu sprechen. Dabei sollte doch gerade bei dieser Gruppe das Verständnis für die Krankheit und die Schwierigkeiten anderer Betroffener am größten sein.

Patienten profitieren besonders davon, wenn sie uns zeitnah kontaktieren, weil etwas in der Therapie scheinbar nicht funktioniert oder sie Rückschläge oder auch nur Phasen der Stagnation erleben.

Ich würde mich freuen, wenn es uns noch mehr gelingen würde, denen eine stärkere Stimme zu geben, die unseren Zuspruch und tatkräftige Hilfe am dringendsten benötigen, weil es ihnen gerade nicht so gut geht. Dies gilt in der Praxis genauso wie im Netz!

Ihr Dr. med. Min-Seop Son

Dr.med. Min Seop Son

Stellvertretender Leiter der AMC-WolfartKlinik,
Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie


Beitragsfoto: © Sophie Janotta/Pixabay

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Adipositastherapie kennt Licht und Schatten!

Häufig neigen Menschen dazu, Dinge zu polarisieren und als gut oder schlecht zu bewerten. Dabei liegt die Wahrheit oft in der Mitte. Selten können Dinge oder Sachverhalte als ausnahmslos positiv oder negativ kommuniziert werden. Dies ist häufig auch in der Medizin so. Medikamente, die Krankheiten heilen oder Schmerzen lindern, haben häufig auch Nebenwirkungen. Auch viele Operationen können heilen und Leben retten, bergen aber auch für den Patienten gewisse Risiken. „Zwischen Schwarz und Weiß gibt es meistens auch Grau!“

Somit haben wir Mediziner eine besondere Verantwortung dafür, die Vor- und Nachteile der einzelnen Therapieangebote offen darzulegen und mit unseren Patienten ausführlich zu besprechen. Nur dadurch geben wir unseren Patienten die Möglichkeit, eine Therapieentscheidung zu treffen, die nicht auf pauschalen Aussagen oder Versprechen beruhen, sondern auf medizinischen Fakten und gesammelten Erfahrungen. Erfahrungen, die auf unserer Behandlungspraxis und dem Wissen internationaler Experten aus dem Bereich der Adipositastherapie fußen. Häufig betrifft dies auch unsere Prognosen eines möglichen Gewichtverlusts oder des gesamten Therapieerfolgs. Sicher kann festgestellt werden, dass zum Beispiel im Bereich der bariatrischen bzw. der metabolischen Chirurgie, gewisse Faktoren den Erfolg der Therapie begünstigen oder erschweren können. Faktoren, für die unser Zentrum und wir Mediziner, aber auch die Patienten verantwortlich sind. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist, meiner Ansicht nach, die Zertifizierung und damit verbunden die Dokumentation der fachlichen Qualifikation von Chirurgen, Medizinern und Therapeuten sowie die technische und medizinische Ausstattung des Zentrums und der personellen Ressourcen. Aber auch ein weitverzweigtes und gut strukturiertes Netzwerk, von Medizinern und Therapeuten unterschiedlichster Fachrichtungen, beeinflusst die Qualität der Therapie und damit die Erfolgsaussichten. Patienten beeinflussen den Therapieerfolg durch ihre Zuverlässigkeit und ihrem persönlichen Engagement vor und nach einer Operation. Aber auch die offene und ehrliche Kommunikation und das schnelle Handeln im Falle von Komplikationen und Rückschritten kann den Therapieverlauf nachhaltig beeinflussen. Trotz all dieser Kriterien, die Einflüsse auf den Verlauf der Therapie haben können, gibt es auch viele Faktoren, die eben nicht vorhergesagt oder durch feste Vorgaben bzw. Parameter bestimmt werden können. So gibt es Operationen, die trotz sorgsamer Vorbereitung nicht optimal verlaufen oder sogar einen weiteren Eingriff erforderlich machen.

Auch erleben fast alle Patienten nach anfänglich hohem Gewichtsverlust, auch immer wieder Phasen der Stagnation oder sogar eines erneuten Gewichtsanstiegs.

Am Ball bleiben und nicht resignieren!

Dann heißt es: Am Ball bleiben und nicht resignieren! Jetzt ist es wichtig, das langfristige Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und zu akzeptieren, dass die Adipositaserkrankung eine chronische Erkrankung ist und auch die Therapie eine lebenslange Herausforderung, sowohl für die Patienten wie auch für uns, darstellt. Ein Weg, der eben nicht nur aus Erfolgen besteht, sondern auch aus einigen Rückschlägen. Es ist, gemäß der gewählten Überschrift, ein Weg aus „Licht und Schatten“!

Auch gilt es zu prüfen, ob die gewählten Therapieziele wirklich realistisch sind oder ob es nicht sinnvoller ist, kleinere Etappenziele festzulegen.

Viele Adipositaspatienten orientieren sich in der Zielsetzung an den Erfolgsgeschichten anderer Patienten und dies mit teilweise gravierend negativen Folgen für den eigenen Therapieverlauf. Meist sind die in den sozialen Netzwerken dargestellten Therapieverläufe nur auf die Darstellung der Anfangssituation und der aktuellen Situation beschränkt und bezieht sich auch nur auf den Gewichtsverlust. Häufig werden Komplikationen, Schwierigkeiten oder Rückschritte nicht kommuniziert oder ausgeblendet. Auch werden wichtige Therapieerfolge, wie die Remission vieler Begleiterkrankungen oder der Gewinn an Lebensqualität auch durch kleine Therapieerfolge, nur unzureichend oder gar nicht dokumentiert.

Wechsel aus “Licht und Schatten“

Dabei bestehen auch diese Geschichten meist aus einer langen Kette von Entbehrungen, Phasen der Stagnation oder gelegentlichen Rückschritten. Eben auch ein Wechsel aus “Licht und Schatten“! Deshalb hier einige wichtige Punkte zusammengefasst, die Ihnen bei Ihrer persönlichen Therapie helfen können:

  1. Durch eine gute Vorbereitung auf einen bariatrischen Eingriff und die zuverlässige Teilnahme an dem Nachsorgeprogramm, können Sie den individuellen Therapieverlauf positiv beeinflussen.
  2. Die Auswahl des Zentrums, ein breit aufgestelltes Netzwerk an Medizinern und Therapeuten mit einer hohen Expertise in der Adipositastherapie haben ebenfalls häufig Einfluss auf den Verlauf der Therapie.
  3. Setzen Sie sich realistische Ziele, und versuchen Sie nicht überzogenen Abnehm-Rekorden nachzueifern, die Sie in sozialen Netzwerken sehen.
  4. Akzeptieren Sie, dass eine erfolgreiche Adipositastherapie kein Sprint, sondern ein Marathon ist, der vom Erreichen kleiner Etappenziele und dem nachhaltigen Erhalt dieser Ziele lebt.
  5. Fokussieren Sie die Bewertung des Therapieverlaufs nicht ausschließlich auf den Gewichtsverlust. Berücksichtigen Sie die Remission von Begleiterkrankungen, den Zugewinn des Selbstwertgefühls und der allgemeinen Lebensqualität oder eine Aktivitätssteigerung mit in die Bewertung des Therapieverlaufs.
  6. Binden Sie die Treffen einer Selbsthilfegruppe in die Therapie mit ein und tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen über Ihre gesammelten Therapieerfahrungen aus. Sprechen Sie darüber wie andere Adipositaspatienten mit Rückschlägen oder Stagnationsphasen umgegangen sind.
  7. Akzeptieren Sie, dass jede Adipositastherapie aus Höhen und Tiefen und auch aus Phasen der Stagnation besteht. Phasen, die oft auch längere Zeit dauern können und ein hohes Engagement und Durchhaltevermögen erfordern, um die gesamte Therapie nicht zu gefährden.

Wenn Sie diese Empfehlungen beherzigen, erfüllen Sie viele Voraussetzungen, sodass es Ihnen gelingen wird, der chronischen und lebensgefährlichen Erkrankung wirkungsvoll und nachhaltig entgegenzutreten.

Ihr Dr. med. Min-Seop Son – Chefarzt und Leiter des Zentrums für Adipositas und metabolische Chirurgie der WolfartKlinik München-Gräfelfing

Foto: © minalsingla104/Pixabay

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Ein wichtiges Projekt für Ärzte und Patienten!

Immer wieder haben wir auf die hohe Bedeutung der strukturierten und lebenslangen Nachsorge nach einem bariatrischen bzw. metabolischen Eingriff hingewiesen. Sicher gibt es manchmal äußere Umstände, die dafür verantwortlich sind, dass die Nachsorgeuntersuchungen gar nicht, oder nur sporadisch stattfinden. Immer wieder erhalten wir die Rückmeldungen, dass auch eine entsprechende Kostenbelastung für die Patienten ein wesentliches Hemmnis hierfür darstellt. Ein Grund, den wir im Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing nur bedingt nachvollziehen können, da wir für unsere Patienten ein Nachsorgeangebot bereitstellen, welches keine Mehrbelastung durch die Nachsorgeuntersuchungen verursacht. Dennoch scheint dies nicht selbstverständlich zu sein und so war und ist es immer ein wesentliches Ziel von uns, die Versorgung der Adipositaspatienten insbesondere nach einer bariatrischen Operation bundesweit zu gewährleisten und dies für die Patienten „kostenneutral“.

Insofern freuen wir uns über das Inovationsfondsprojekt „ACHT“, welches vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) initiiert wurde und welches wir vom Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing über die gesamte Projektlaufzeit von über 3 Jahren begleiten.

Ziel des Projektes ist es, eine lebenslange Nachsorge und Betreuung der operierten Patienten durch Hausärzte und Mediziner unterschiedlichster Fachrichtungen bundesweit zu gewährleisten. Auch ist das erklärte Ziel dieses Konzeptes Ernährungsprobleme, Mangelzustände oder weitere langfristige Komplikationen, früh zu erkennen und zu therapieren.

„ACHT“ soll über ein Netzwerk niedergelassener Ärzte eine strukturierte und wohnortnahe postoperative Betreuung ermöglichen.

Hierbei kommt ein innovatives E-Lerning Konzept zum Einsatz, aber auch die Zusammenarbeit zwischen den Adipositaszentren und spezifisch geschulten niedergelassenen Ärzten soll die Versorgungslage der operierten Patienten deutlich verbessern und die Versorgungsqualität steigern. Sogenannte „Adipositas-Lotsen“ übernehmen dabei die Koordination der Nachsorgeprozesse. Geleitet werden die Lotsen von den jeweiligen teilnehmenden Adipositaszentren.

Ein weiteres erklärtes Ziel der Adipositas-Lotsen ist es, durch eine individuelle und optimale Betreuung der Adipositaspatienten auch die sogenannte „Therapietreue“ zu verbessern und die Motivation zu steigern. Auch dies sind Maßnahmen, die unserer Ansicht nach den nachhaltigen Erfolg eines bariatrischen Eingriffes sichern können.

2022 werden erste Ergebnisse der Evaluation erwartet, wobei sicher schon viele Praxiserfahrungen interessante Erkenntnisse ergeben werden.

Wir freuen uns darüber, dass es gelungen ist so viele Partner hier mit einzubinden. Denn neben sieben Adipositaszentren und vielen niedergelassenen Ärzten, wird dieses Projekt auch durch einen sogenannten Expertenbeirat und seine Expertise unterstützt.

Hier sind neben der Deutschen Adipositas Gesellschaft e.V., der Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V., dem Berufsverband der Oecotrophologie, der Verband der Diätassistenten, auch die AdipositasHilfe Deutschland e.V., auch die AOK Bayern, das Helmholtz Zentrum München, die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns in dieses Projekt involviert.

PD Dr. med. Günther Meyer & Dr. Med. Min-Seop Son
Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie München Gräfelfing

Foto: © Pixabay

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Bariatrische OP ohne ausreichende Vorbereitung – Meist keine gute Idee!

Unser zertifiziertes Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie gehörte deutschlandweit zu den ersten Zentren, die auf die Antragsstellung auf eine Kostenübernahme für eine bariatrische OP bei den Krankenkassen verzichtet hat.

Immer wieder erreichen uns seitdem Anfragen von Adipositaspatienten, die sich eine sehr zeitnahe OP wünschen und unser Zentrum manchmal mit falschen Erwartungen aufsuchen. So gibt es durchaus Patienten, die sich erhoffen, wenige Wochen nach dem Erstgespräch einen Magenbypass oder Schlauchmagen zu erhalten.

Diesen Menschen müssen wir leider eine Absage erteilen, denn nur weil wir auf die Antragsstellung verzichten, heißt das nicht, dass wir auch auf eine ausreichende Vorbereitung und einige Voruntersuchungen verzichten.

Der Verzicht auf die Antragsstellung gegenüber den Kassen heißt einzig und allein, dass unsere Patienten die Sicherheit haben, dass die OP durchgeführt wird, wenn alle medizinischen Kriterien für die Umsetzung einer bariatrischen OP sprechen.

Dies bedeutet für die Patienten eine besonders große Sicherheit, denn sie sind nicht mehr von den teilweise willkürlichen Antragsprüfungen durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) abhängig.

Dennoch ist in unserem Zentrum eine ausreichende Vorbereitung durch eine strukturierte Ernährungstherapie absolute Pflicht und auch bei allen anderen Kriterien halten wir uns an die sogenannten S3-Leitlinien zur Prävention und Therapie der Adipositas.

Was unsere Patienten erwarten können ist ein Verzicht auf den Kampf mit den Krankenkassen, aber kein Verzicht auf einen strukturierten Therapieablauf und eine hohe Qualität in der Umsetzung einer OP und der qualifizierten Vorbereitung und Nachsorge.

Dass wir uns so verhalten hat einen guten Grund, denn unsere Praxiserfahrungen haben gezeigt, dass Patienten in der Regel nur dann langfristig von einer Operation profitieren, wenn sie entsprechend vorher informiert werden, wie sie sich auf eine OP vorbereiten können und vor allem, welche Nachsorgestrategien nach einer Magenbypass oder Schlauchmagenoperation wichtig sind.

Immer wieder erreichen uns Nachrichten von Zentren, die sehr viel schneller die ersehnte Operation bei Adipositaspatienten durchführen und wir halten das für falsch.

Wichtig ist es unserer Ansicht nach, den Patienten einige Hürden im bürokratischen Ablauf zu ersparen, aber das darf nicht auf Kosten der Sicherheit oder Qualität der Therapie passieren.

Ihr
PD Dr. med. Günther Meyer
Chefarzt der WolfartKlinik und Leiter des Zentrums für Adipositas und Metabolische Chirurgie München Gräfelfing für Adipositas München

Foto: © Khunatorn / stock.adobe.com

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Vor einem Redo- oder Revisionseingriff steht immer die saubere Abklärung der Ursache!

Nicht jede bariatrische Operation erfolgt immer reibungslos und viele Komplikationen bzw. Probleme, die durch den Ersteingriff entstehen, stellen für Patienten eine besondere Belastung, aber auch gewisse gesundheitliche Risiken dar. Dies betrifft sowohl starke Refluxbeschwerden, wie auch das Auftreten des sogenannten Dumpingsyndroms oder ein erneuter Gewichtsanstieg.

Dennoch heißt es hier, nicht in „blinden Aktionismus“ zu verfallen, sondern durch etablierte Diagnoseverfahren und eine ausführliche Anamnese, die Ursachen für die Komplikationen herauszufinden.

Nur wer sein Ziel kennt, kann es auch treffen und dies gilt insbesondere auch im Bereich der Medizin. So führen wir im Zentrum bei diesen Patienten einige Untersuchungen durch, die meist ganz unterschiedliche medizinische Fachrichtungen mit einbinden. Dies können neben Ernährungsberatern und Psychologen auch Endokrinologen, Internisten oder Radiologen sein. Auch kann häufig eine Gastroskopie (Magenspiegelung) notwendig sein. Diese führen wir in unserer Abteilung immer selbst durch.

Erst wenn wir die Ursache lokalisiert haben, können wir mit unseren Patienten gemeinsam eine zielführende und nachhaltig wirksame Therapiestrategie erreichen und die muss nicht immer mithilfe der Chirurgie umgesetzt werden.

Sowohl die medikamentöse Therapie wie auch die Unterstützung durch eine Ernährungs- oder Verhaltenstherapie kann hier therapeutisch sinnvoll sein. Sollte eine chirurgische Intervention notwendig sein, so gibt es auch hier meist unterschiedliche Optionen.

Hier gilt es die aktuellen Erkenntnisse aus Forschung und Praxis mit einzubringen und für jeden Patienten eine individuelle Lösung für seine Probleme zu finden.

Ihr Dr. med. Min-Seop Son
Leitender Oberarzt und stellv. Leiter des Zentrums für Adipositas und Metabolische Chirurgie München Gräfelfing für Adipositas München

Foto: © Pixabay

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Der Nachsorgeworkshop für SHG-Leiter – eine großartige Idee!

Wir müssen den „Nachsorge-Workshop“, der exklusiv für SHG Leiter aus Deutschland und der Schweiz am 9. / 10. November 2019 bei uns in der Wolfart Klinik stattfinden sollte, aus organisatorischen Gründen leider absagen. Der Workshop wird 2020 nachgeholt. Den neuen Termin geben wir voraussichtlich im Dezember bekannt.

Die Selbsthilfegruppe „Dicke Freunde München“ und die Adipositashilfe Deutschland e.V. planen am 9. und 10. November einen Workshop für Leiter von Selbsthilfegruppen aus Deutschland und der Schweiz.

Das Thema Nachsorge nach einem bariatrischen bzw. metabolischen Eingriff, stellt sowohl uns Mediziner als auch die Patienten vor große Herausforderungen. Hierbei spielt sowohl das Thema der Supplementierung, also der ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen und Vitaminen wie auch die einzelnen Nachsorgeuntersuchungen eine wichtige Rolle. Ein weiteres und ebenso wichtiges Thema ist die richtige Strategie im Umgang mit Komplikationen und einem eventuell erneuten Gewichtsanstieg.

All diese Themen werden in diesem Workshop behandelt und es freut uns, dass das Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing diese Veranstaltung begleiten und unterstützen darf.

So wird die Veranstaltung in der WolfartKlinik stattfinden und unsere beiden leitenden Mediziner (PD Dr. med. Günther Meyer und Dr. med. Min-Seop Son) werden als Referenten unterschiedliche Themen aus dem Bereich der Nachsorge behandeln.

Neben unserem Adipositaszentrum wird die Adipositashilfe Deutschland e.V. und die „Dicke Freunde München“ von Medizinern aus Deutschland und der Schweiz unterstützt, die ebenfalls nach München anreisen und Vorträge halten werden.

Das genaue Programm sowie ein Online Anmeldeformular finden Sie auf medizinkompetenz.com.

Wir freuen uns auf diese sicherlich informative und spannende Veranstaltung und das Treffen mit vielen bekannten, aber auch neuen Gesichtern aus dem Bereich der Medizin und der Selbsthilfeszene.

Foto: © Pixabay

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Das Caminoprojekt – Hilfe zur Selbsthilfe!

Am 6. Mai geht es endlich los. Das Caminoprojekt startet in die zweite Runde und wieder sind einige Mitglieder der Adipositas Selbsthilfegruppe „Dicke Freunde München“ mit dabei.

Als Faris uns von seiner Idee erzählte, mit Adipositaspatienten gemeinsam den Jakobsweg zu gehen, waren wir sofort begeistert. Aber wir hatten auch Zweifel, ob diese Wanderung die einzelnen Patienten nicht überfordern könnte. Die Erfahrungen im vergangenen Jahr haben allerdings gezeigt, dass mit der richtigen Vorbereitung und der Unterstützung durch die Gruppe, dieses anspruchsvolle Unternehmen durchaus zu bewältigen ist.

So haben wir vom Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing uns dazu entschieden, auch in diesem Jahr unseren Beitrag zum Gelingen des Projekts beizutragen. De Teilnehmer aus München konnten ihre körperliche und gesundheitliche Fitness in unserem Zentrum prüfen lassen und Faris Abu-Naaj konnte den Interessenten in zwei Präsentationen das Vorhaben vorstellen.

Wir als Mediziner erkennen in solchen Aktivitäten, dass viele der betroffenen Patienten zu Unrecht als faul und disziplinlos abgestempelt werden. Viele sind bereit, dem Teufelskreis aus dem krankhaften Gewichtsanstieg und der damit verbundenen Verschlechterung ihrer gesundheitlichen Situation zu entkommen.

Es hat uns schon jetzt große Freude bereitet, zu sehen, mit wie viel Engagement die einzelnen Teilnehmer für diesen anspruchsvollen Weg trainieren und wie sie sich vor allem auch gegenseitig unterstützen. Darin sehen wir einen wesentlichen Aspekt, den „Selbsthilfe“ (bzw. Selbsthilfegruppen) erfüllen kann. Der Austausch zwischen den betroffenen Patienten und die gegenseitige Unterstützung sind wesentliche Elemente, die einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Therapie haben können.

Der Zieleinlauf beider Gruppen soll am 18. Mai erfolgen, ein Tag, der sicher auch für viele andere Adipositaspatienten eine besondere Bedeutung hat.

Der European Obesity Day möchte das Bewusstsein dafür stärken, dass eine Adipositaserkrankung gravierende Folgen für die Betroffenen hat, und dass es nur „zusammen“ gelingen kann, dieser lebensbedrohenden Erkrankung wirksam zu begegnen.

Insofern ist unser Engagement für dieses Projekt ein kleiner Beitrag für diesen wichtigen Tag und für die Bedeutung einer interdisziplinären Zusammenarbeit der unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen.

In diesem Sinne wünscht das ganze Team des Zentrums für Adipositas und Metabolische Chirurgie allen Teilnehmern einen „Buen Camino!“, und freut sich auf hoffentlich viele Bilder von glücklichen Teilnehmern und atemberaubenden Landschaften.

Ihre
PD Dr. med. Günther Meyer und Dr. med. Min-Seop Son
für Adipositas München

Foto: © privat

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Wenn’s nicht läuft – bleib dran!

Patienten, die glauben, eine bariatrische Operation alleine kann eine nachhaltig wirksame Therapie darstellen, werden häufig bereits nach einigen Jahren oder auch schon Monaten eines „Besseren“ belehrt. Dies zeigt die hohe Anzahl an Patienten, die mich und wohl auch viele andere Selbsthilfegruppen-Leiter, Administratoren (von Facebook-Gruppen oder -Seiten) oder auch Mediziner kontaktieren. Dabei ist der Inhalt dieser Nachrichten häufig ähnlich:

„Die Operation hat anfangs gut gewirkt, aber jetzt nehme ich wieder zu!“

Was differenziert, sind die Ursachen, die für diese Situation verantwortlich gemacht werden und wie mit ihnen umgegangen wird. Was die Patienten vereint, ist der erneute Leidensdruck und die Sorgen und Nöte, die mit diesem erneuten Gewichtsanstieg verbunden sind. Zu Recht, wie ich meine, denn besonders wenn Patienten die Vorzüge eines großen Gewichtsverlustes erleben durften, reift der feste Wille, nie wieder das gewonnene Plus an Gesundheit und Lebensqualität verlieren zu wollen.

Wie umgehen mit dieser schwierigen Situation und wen um Hilfe bitten?

Eine schwierige Frage, die sicher nicht immer einfach oder generell beantwortet werden kann. Zu unterschiedlich können die Ursachen für diesen negativen Therapieverlauf sein, aber auch zu unterschiedlich die Lebenssituation, in der sich die Betroffenen befinden. Dennoch habe ich auch selbst die Erfahrung sammeln können, dass einige Maßnahmen fast immer zielführend sind und helfen können, den Therapieverlauf positiv zu beeinflussen.

1. Nicht warten – handeln!

Es hilft nicht, von Woche zu Woche die negative Entwicklung deines Gewichtes oder deiner Gesundheit zu beobachten und dabei zu resignieren. Je schneller du handelst, umso größer ist die Chance, dass angebotene therapeutische Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können. Reagiere also zeitnah auf eine negative Gewichtsentwicklung oder auch auf andere auffällige gesundheitliche Parameter.

2. Strategie statt Schnellschuss!

Zurückblickend muss fast jeder von uns einräumen, dass sich die Adipositaserkrankung meist über einen sehr langen Zeitraum entwickelt hat und es häufig nicht nur eine Ursache für seinen Verlauf gab. Somit solltest du auch akzeptieren, dass es teilweise sehr lange dauern kann, eine geeignete Strategie zu entwickeln, die dir langfristig hilft. Vermeide also einzelne Schnellschüsse, wie den überhasteten Entschluss zu einer weiteren Operation. Entwickle gemeinsam mit Medizinern eine Strategie, die Raum lässt für die Suche nach möglichen Ursachen und die unterschiedliche Therapieoptionen in die Strategie integriert.

2. Sei ehrlich zu dir und zu anderen!

Natürlich fällt es schwer, auch das eigene Verhalten für den negativen Verlauf einer Therapie verantwortlich zu machen. Aber häufig hat sich unser Ess- bzw. Trinkverhalten verändert und auch die Bewegungsweise sollte kritisch geprüft werden. Wer dies für sich erkennt, sollte ehrlich damit umgehen und dieses auch gegenüber den Medizinern und Therapeuten kommunizieren. Das ist natürlich nicht immer einfach, aber so gibst du dir und den beteiligten Personen die Möglichkeit, schnell und zielgerichtet zu helfen.

4. Ihre Lösung ist nicht immer deine!

Natürlich ist es sinnvoll, sich auch mit anderen Adipositaspatienten über die schwierige Situation auszutauschen. Häufig trifft man in einer Selbsthilfegruppe, aber auch in den sozialen Netzwerken, auf Menschen, die Dich unterstützen können. Aber bitte reagiere kritisch auf medizinische oder therapeutische Empfehlungen von Menschen, die deine individuelle Situation nicht genau kennen oder einschätzen können. Bedenke, dass ihre Situation häufig nicht mit deiner individuellen Situation vergleichbar ist. Die Therapieentscheidung bedarf immer einer genauen Anamnese und einer Reihe von Voruntersuchungen.

5. Mach dich nicht klein!

Nicht immer ist das eigene Verhalten für die negative Entwicklung verantwortlich. Aber selbst wenn. Niemandem ist geholfen, wenn du dich mit Selbstvorwürfen klein machst oder sogar sozial zurückziehst. Du selbst kannst dafür sorgen, dass sich deine Situation verbessert und dass du bald positiver in Richtung Zukunft blickst. Der Rückzug in die eigenen vier Wände, das Den-Kopf-in-den-Sand-stecken, verschlimmert deine Situation, statt sie zu verbessern.

Ich selbst war häufig nach meiner Magenbypass-Operation im Jahr 2001 in einer Situation, in der ich wieder an Gewicht zugelegt und sich auch meine gesundheitliche Situation deutlich verschlechtert hatte. Rückblickend muss ich einräumen, dass auch mein eigenes Verhalten, der zu laxe Umgang mit der Einnahme von Nährstoffen oder der Wahrnehmung von Nachsorgeterminen, wesentliche Ursachen hierfür waren. Zudem begleitet mich seit 15 Jahren auch immer mal wieder das Thema Alkohol, das mal weniger, mal mehr in den Vordergrund rückt und meinen Therapieverlauf stark beeinflusst. Dennoch schaffe ich es immer wieder auf die Spur, wenn ich diese hier genannten Punkte beherzige.

Wir sollten akzeptieren, dass eine lebenslange Therapie von Höhen und Tiefen gezeichnet ist und dass es an uns ist, mit dafür zu sorgen, dass mehr Licht als Schatten unseren Kampf gegen diese chronische Stoffwechselerkrankung begleitet.

Faris Abu-Naaj
für Adipositas München

Foto: © Pixabay

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Als ich mich SELBST zu lieben begann…

Ein solcher Titel auf der Seite eines Adipositaszentrums scheint auf dem ersten Blick nicht wirklich passend zu sein, dabei hat Liebe doch auf viele Bereiche unseres Lebens einen erheblichen Einfluss. Sei es die Liebe zu einem Partner, als auch zur Familie oder unseren engen Freunden. Schwieriger wird es, wenn es darum geht, sich selbst zu lieben. Häufig achten wir darauf, wie wir uns gegenüber anderen Menschen verhalten oder äußern. Die Sorge den anderen zu verletzen, scheint für viele von uns sehr groß zu sein und das ist auch insofern richtig, da auch wir nicht wirklich von unserem Gegenüber verletzt oder angegriffen werden wollen. Aber wenn es um uns selbst geht, scheinen viele von uns diese Sorgfalt nicht mehr zu praktizieren. Dabei sollte doch das eigene Wohlergehen und damit auch der achtsame Umgang mit uns selbst die höchste Priorität haben.

Wenn ich zurückblicke, dann war es gerade die fehlende Achtsamkeit, die maßgeblich für meine dramatische Gewichtsentwicklung verantwortlich war. Auch heute noch meine ich zu erkennen, dass in Phasen wo ich nicht achtsam mit mir umgehe, mein Gewicht wieder ansteigt und ich mich körperlich und seelisch schlechter fühle.

Mangelnde Achtsamkeit drückt sich bei mir durch mehrere Faktoren aus:

  • Ich trinke dann viel zu viel Alkohol und achte nicht mehr auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
  • Ich nehme es mit der Supplementierung nicht so ernst, versäume auch regelmäßig Kontrolluntersuchungen, die meinen Versorgungsstatus und weitere gesundheitlich relevante Werte erheben.
  • Ich bewege mich viel weniger und nehme auch nicht regelmäßig Sport- oder Bewegungsangebote war.
  • Ich arbeite viel zu viel und plane auch keine Pausen oder kleine Auszeiten ein, die es mir ermöglichen mich wieder zu regenerieren.

All dies hat sehr schnell einen erneuten Gewichtsanstieg zur Folge, was wiederum Einfluss auf meine Gesundheit und meinen Seelenzustand hat.

Wenn ich an die vielen Gespräche mit den Mitgliedern unserer SHG oder auch die Kommunikation in der Facebook Gruppe „Adipositas Chirurgie – Fragen und Antworten“ denke, dann scheint es vielen von uns genauso zu gehen. Auch wenn viele Teile unserer Gesellschaft dazu neigen, nicht respektvoll oder tolerant mit stark übergewichtigen Menschen umzugehen, so haben wir es persönlich in der Hand, wie wir mit uns selbst umgehen.

Somit werde ich in Zukunft versuchen, achtsamer mit mir und meinen Körper umzugehen und ein bisschen mehr Liebe mir selbst gegenüber zu empfinden und dementsprechend zu handeln.

Der Schauspieler Charly Chaplin soll am 16. April 1956 anlässlich seines 70. Geburtstags ein eigenes Gedicht vorgetragen haben, welches für meine Begriffe sehr viel Wahres beinhaltet. Es trägt den Titel Selbstliebe.

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SELBSTLIEBE

Als ich begann mich selbst zu lieben, erkannte ich, dass Schmerz und emotionales Leid nur Warnzeichen dafür sind, dass ich dabei war, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich, das ist Authentizität!

Als ich begann mich selbst zu lieben, habe ich verstanden, wie sehr es jemanden verletzen kann, wenn ich versuche ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war und die Person nicht bereit dafür war, obgleich ich selbst diese Person war.
Heute nenne ich es Selbstachtung!

Als ich begann mich selbst zu lieben, habe ich aufgehört, nach einem anderen Leben zu verlangen, und konnte sehen, dass alles, was mich umgab, mich einlud zu wachsen.
Heute nenne ich es Reife!

Als ich begann mich selbst zu lieben, habe ich verstanden, dass ich in jeder Lebenslage, zur richtigen Zeit und am richtigen Ort bin. Alles geschieht im absolut richtigen Moment. Also konnte ich ruhig bleiben.
Heute nenne ich es Selbstvertrauen!

Als ich begann mich selbst zu lieben, hörte ich auf, mir meine eigene Zeit zu stehlen, und ich hörte auf, riesige Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Wonne und Freude bereitet; Dinge, die ich liebe und die mein Herz zum Lachen bringen. Und ich tue sie auf meine eigene Art und Weise und in meinem eigenen Rhythmus.
Heute nenne ich es Einfachheit!

Als ich begann mich selbst zu lieben, befreite ich mich von allem, was nicht gut für meine Gesundheit ist, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen – einfach von allem, was mich runterzog und weg von mir selbst führte. Anfangs nannte ich diese Haltung gesunden Egoismus.
Heute weiß ich, es ist Selbstliebe!

Als ich begann mich selbst zu lieben, hörte ich auf zu versuchen immer recht zu haben, und seitdem habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich entdeckt, das ist Bescheidenheit!

Als ich begann mich selbst zu lieben, weigerte ich mich, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um die Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur für den gegenwärtigen Moment, in dem alles geschieht.
Heute lebe ich jeden einzelnen Tag, Tag um Tag, und ich nenne es Erfüllung!

Als ich begann mich selbst zu lieben, da erkannte ich, dass mich mein Verstand durcheinanderbringen und krank machen kann. Aber als ich ihn mit meinem Herzen verband, wurde mein Verstand zu einem wertvollen Verbündeten.
Heute nenne ich diese Verbindung Weisheit des Herzens!

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten oder irgendwelchen Problemen mit uns selbst oder anderen zu fürchten. Sogar Sterne kollidieren und aus ihrem Zusammenprall werden neue Welten geboren.
Heute weiß ich: Das ist das Leben!

Faris Abu-Naaj für Adipositas München

Fotos: © Pixabay

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Egal zu welcher Jahreszeit - Ihre Gesundheit steht im Mittelpunkt!

Es gibt zwei Phasen im Jahr, in denen das Thema Gewichtsreduzierung sowohl medial als auch bei den Patienten in den Vordergrund rückt. Das ist zum einen der Jahreswechsel mit den guten Vorsätzen fürs neue Jahr, und zum anderen die Urlaubszeit.

Grundsätzlich verstehe ich die Motivation, die diesem Wunsch zugrunde liegt. Adipositas ist allerdings eine schwerwiegende Erkrankung, die neben dem starken Gewichtsanstieg auch fast immer das Entstehen oder den Fortschritt von gravierenden Begleiterkrankungen verursacht.
Für uns als Mediziner spielt der Faktor „Gewichtsverlust“ nur aus therapeutischer Sicht eine Rolle. Vielmehr noch hat uns die Praxis gezeigt, dass es Patienten gibt, die mehr durch die Verbesserung bzw. den vollständigen Rückgang der eben angesprochenen Begleiterkrankungen profitieren als vom tatsächlichen Gewichtsverlust. Dies betrifft insbesondere die sogenannten metabolischen Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörungen usw.) Hier steigert der positive therapeutische Effekt die gesamte gesundheitliche Situation unserer Patienten. Und dies hat Einfluss auf sehr viele unterschiedliche Lebensbereiche.

Das Erzielen einer Strandfigur sollte hier sicher die niedrigste Priorität oder sogar gar keine Bedeutung haben, auch wenn uns unterschiedliche Medien tagtäglich etwas anderes suggerieren wollen.

Psyche

Unsere körperliche Gesundheit ist wesentlich auch für unser seelisches Gleichgewicht und unsere Zufriedenheit verantwortlich. Dies gilt im besonderen Maße dann, wenn wir aktiv miterleben dürfen, wie sich gesundheitliche Probleme verringern oder ganz verschwinden. Ein Diabetiker, der z. B. keine Medikamente mehr einnehmen oder nicht ständig seinen Blutzucker mehr messen muss, gewinnt – meiner Ansicht nach – stark an Lebensqualität und dies hat Einfluss auf seine innere Zufriedenheit.
Immer wieder bin ich fasziniert davon, wie unsere Patienten uns schildern, welch starken Einfluss die Umsetzung einer bariatrischen Operation auf ihre Psyche und auch auf ihr Selbstwertgefühl hat.

Persönliches Umfeld & Familie

Auch unser Umfeld registriert sehr schnell, wenn es uns gesundheitlich besser geht. Dies betrifft sowohl das berufliche Umfeld als auch unsere Freunde oder Familienmitglieder. Auch hier kann diese Entwicklung sehr viele positive Impulse freisetzen bzw. bewirken. Gesundheit ist häufig die Basis für viele Aktivitäten sowohl mit Kindern und Partnern als auch mit unserem gesamten sozialen Umfeld. Eine Tatsache, die mir auch von vielen Patienten bestätigt wird. Nicht selten wird mir auch hier berichtet, dass die erfolgreiche Adipositastherapie einen positiven Einfluss auf die Aktivität hat. Und das berichten mir Patienten mit unterschiedlichen Gewichtsverlusten. Auch viele sportliche Aktivitäten die früher undenkbar schienen, werden erfolgreich in das „neue Leben“ integriert und fördern den therapeutischen Nutzen stark.

Lebenserwartung

Im Durchschnitt reduziert Adipositas die Lebenserwartung um 6-7 Jahre. Ab einem BMI bis 35 kg/m² sinkt sie um zwei bis vier Jahre und ab einem BMI von 40 kg/m² sogar um mehr als zehn Jahre! Die Lebenserwartung jedoch nur am BMI festzumachen entspricht nicht der aktuellen medizinischen Forschung, schließlich trägt insbesondere die oben bereits angesprochene Besserung unterschiedlicher Begleit- und Folgeerkrankungen zur Steigerung der Lebenserwartung bei. Aber auch die Risiken einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit sinken mit der Verbesserung unserer gesundheitlichen Situation.

All dies sind wesentliche Gründe für die Notwendigkeit einer zielführenden und nachhaltigen Adipositastherapie. Eine Therapie, die sich nicht ausschließlich auf das Körpergewicht beschränkt, sondern die gesamte Gesundheit unserer Patienten im Focus hat.

Die „Strandfigur“ gehört nicht dazu, denn wie mir ein Freund mal sagte:

blockquoteDem Meer ist es übrigens egal, ob Du eine Strandfigur hast oder nicht!

Ihr
Dr. med. Min Seop Son
Leitender Oberarzt der AMC-WolfartKlinik (Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie)

Foto: © Pixabay

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Therapie soll helfen – nicht überfordern!

Mit einem Gewicht von 208 Kilogramm entschied ich mich für eine Magenbypassoperation. Alle vorherigen Therapieversuche verliefen erfolglos oder zumindest konnten erzielte Therapieerfolge nicht langfristig gehalten werden.

Sicherlich war auch eine Ursache für das Scheitern, dass die damaligen Therapieangebote aber auch mein Aktionismus dafür gesorgt haben, dass diese Maßnahmen mich bereits schnell überforderten. Besonders beim Sport neigte ich dazu, immer wieder den Fehler zu machen, dass ich sowohl von der Sportart selbst wie auch von der Intensität her ein Pensum plante, welches nie realistisch war und immer mehr Schein als Sein dokumentierte. Auf dem Papier sah es natürlich gut aus, wenn ich fünfmal in der Woche den Sport eintrug und auch versuchte sportliche Aktivitäten einzuplanen die gerade „hip“ und angesagt waren. Die Liste dieser Vorhaben liest sich aus heutiger Sicht eher wie ein grotesker Versuch, das Umfeld zu beeindrucken.

Von Rollerblades, über Kraftsport bis hin zum Joggen oder Tennis war so ziemlich alles dabei, was gerade in den Medien und auch in den Sportgeschäften angesagt war.
Somit war bereits fast immer das Scheitern vorprogrammiert, da viele Sportarten nicht auf meine individuelle und schwierige Gewichtssituation abgestimmt waren und auch die Ziele so hochgesetzt wurden (von mir selbst), dass ich schnell die Lust verlor und das ganze Projekt verwarf.

Ähnlich verhielt es sich auch bei Diäten oder meinen Sitzungen bei der Ernährungsberatung. Auch hier steckte ich meine Erwartungen häufig zu hoch und setzte mir Therapieziele, die unrealistisch waren. Wenn ich diese überzogenen Ziele nicht erreichte, war auch hier sehr schnell das Ende meines Vorhabens vorprogrammiert – zum Schaden meiner Gesundheit und meiner Gewichtssituation.

Aber auch Therapeuten oder unser Umfeld konfrontieren uns häufig mit überzogenen Erwartungen oder auch Vorschlägen für therapeutische Maßnahmen, die nicht auf die besondere Situation von Adipositaspatienten ausgerichtet sind.

Adipositastherapie darf nie überfordern und sollte immer unsere aktuelle Situation berücksichtigen. Im Bereich der Bewegung kann es sinnvoller sein, zwei oder drei Spaziergänge wirklich umzusetzen, als einen Vertrag für ein Sportstudio abzuschließen. Eine Nahrungsumstellung zu planen die eine Kalorienreduzierung um 250 Kalorien am Tag erreicht, ist häufig erfolgreicher und nachhaltiger umzusetzen, als eine strenge Diät.

Aus heutiger Sicht ist mir bewusst geworden, dass Therapie immer dann versagt, wenn Therapieziele nicht realistisch sind und die therapeutische Maßnahme die aktuelle Gewichts- und Gesundheitssituation nicht berücksichtigt.

Ihr
Faris Abu-Naaj
für Adipositas München

Foto: © Pixabay

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Hilf Dir selbst – sonst hilft Dir Keiner!

Auf der Suche nach Gründen für den mangelnden Therapieerfolg sind Patienten aber auch Mediziner nicht selten „sehr erfinderisch“.

Vonseiten der Mediziner und Therapeuten wird immer wieder die „mangelnde Compliance“ der Patienten angeführt. Auch die schwierige Situation mit den Kassen und das schmelzende zeitliche Budget der Behandler sind Argumente, die häufig dann angeführt werden, wenn eine Therapie nicht den erhofften Erfolg bringt, oder erst gar nicht startet.

Vonseiten der Patienten ist es immer wieder das mangelnde Verständnis für die individuelle Patientensitutaion oder die Krankheit selbst, die für das Scheitern oder das nicht Stattfinden einer therapeutischen Maßnahme oder die gesamte Therapiestrategie benannt werden.

Sicher gibt es viele Situationen, in denen diese Argumente entweder vollständig gerechtfertigt sind oder vielleicht auch nur teilweise die Ursachen für das Scheitern richtig wiedergeben. Dennoch frage ich mich, wem mit diesen Argumenten geholfen ist und ob es nicht sinnvoller wäre, die eigene Verantwortung für Erfolg oder Misserfolg zu übernehmen und durch Aktivität und Engagement der negativen Entwicklung zu begegnen.

Egal wer die Schuld für die aktuelle Situation trägt:

  • Ein Hausarzt, der kein Verständnis für meine Gewichts- oder Gesundheitssituation hat, kann gewechselt werden.
  • Ein Patient, der nicht zur notwendigen Nachsorgeuntersuchung erscheint oder seine Supplemente nicht zuverlässig einnimmt, kann motiviert werden.
  • Zeitliche Einschränkungen für therapeutische Maßnahmen können durch Veränderungen in der Organisation oder personellen Struktur verbessert werden.


blockquoteWenn mein Gegenüber nicht handelt, kann Erfolg nur durch eigenes Handeln entstehen!

In der Therapie geht es nicht darum, welche Partei im Recht ist, sondern einzig und alleine nur darum, wie mittels Therapie eine Krankheit erfolgreich behandelt werden kann und welche messbaren Therapieerfolge der einzelne Patient, aber auch die Mediziner gemeinsam erreichen können.

Die Arbeit in der Selbsthilfegruppe und auch die Gespräche mit Medizinern haben mir jedoch gezeigt, dass eine wesentliche Ursache für das Scheitern einer Therapie auch darin bestehen kann, dass nicht offen kommuniziert wird.

Auch dieses Problem liegt im hohen Maße in meiner eigenen Verantwortung und im eigenen Handeln!

Mit diesem Beitrag möchte ich sowohl Patienten und auch Mediziner dazu motivieren, offener zu kommunizieren und die Verantwortung nicht nur im Handeln des Gegenübers zu erkennen, sondern das eigene Handeln als Schlüssel zum Erfolg zu begreifen und anzunehmen.

Ihr
Faris Abu-Naaj
für Adipositas München

Foto: © Pixabay

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Verantwortlich für gute Nachsorge sind Arzt und Patient

Drum prüfe, wer sich EWIG bindet!

Wer sich für einen metabolischen Eingriff entscheidet, muss eine lebenslange Nachsorge engagiert und zuverlässig wahrnehmen. Was für viele Menschen wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist in der Praxis der Adipositaschirurgie leider keine.

Eine Tatsache die insbesondere dadurch an Brisanz gewinnt, dass auch von Seiten einiger Mediziner dieses lebenslange und engagierte Engagement zu wünschen übrig lässt. Die etablierten OP-Methoden, wie der Magenbypass, der Schlauchmagen sowie die BPD, haben ihre Wirksamkeit im Bereich der Gewichtsreduzierung und auch in der Therapie vieler Begleiterkrankungen bewiesen.
Mehr als 12 000 schwerst adipöse Patienten profitieren im ersten Jahr von dieser Wirksamkeit. Ob dieser Erfolg langfristig anhält, hängt neben der Auswahl der richtigen Therapiestrategie auch vom Engagement des Patienten und dem Behandelnden ab. Adipositaszentren berichten mir, dass teilweise nur 30 bis 40 Prozent der operierten Patienten im zweiten Jahr nach der OP an Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig teilnehmen. Teilweise mit verheerenden Folgen wie: massiven Mangelversorgungssymptomen, Gallenproblemen oder einem erneuten Gewichtsanstieg.
Es wäre verkehrt nur den Patienten „den schwarzen Peter“ zuzuschieben. Das wäre unfair und entspräche nicht der Realität. Auch Zentren, welche die Nachsorgepflicht ausschließlich auf Hausärzte oder der Patientencompliance abschieben, werden ihrer Pflicht und ihrem geleisteten Eid meiner Ansicht nach nicht annähernd gerecht.

Wie soll der Arzt sich verhalten?

Wie soll der Arzt sich verhalten, wenn Patienten ihre Zusagen nicht halten, oder vereinbarte Termine nicht zuverlässig wahrgenommen werdenDas ist keine einfache Frage in einem System, in dem jeder ausgefallene Nachsorgetermin das wirtschaftliche Budget und die personellen Ressourcen belastet. Hier sollten – bereits im Vorfeld einer Operation – die Mitarbeit und das Engagement des Patienten genau beobachtet werden und die operative Maßnahme erst dann umgesetzt werden, wenn sich diese Bereitschaft der zuverlässigen Mitarbeit erwiesen hat. Patienten, die bereits im Vorfeld die nötigen Vor- und Kontrolluntersuchungen nicht oder nur sporadisch wahrnehmen, sind keine OP-Kandidaten und sollten diese chirurgische Option auch nicht angeboten bekommen. Eine Ausnahme bilden Patienten, die aufgrund ihres enormen Körperumfangs nur eingeschränkt mobil sind. In dem Fall ist es die Aufgabe vom Zentrum klar und sauber abzuwägen, was der Patient nicht kann und was er nicht will. Auch sollte bei ausgefallenen Terminen der Versuch unternommen werden, den betroffenen Patienten zu motivieren, damit er seine Gesundheit und den weiteren Therapieerfolg nicht gefährdet.

Auch Kassen und Politik sind gefordert!

Auch Kassen und Politik sind gefordert, diese aktuelle Situation nachhaltig zu verändern und das in unterschiedlichen Bereichen. Die Nachsorge nach einem metabolischen Eingriff sollte immer von der Kasse gezahlt werden, denn sie gewährleistet den therapeutischen Erfolg und den Erhalt der Gesundheit des Patienten. Hausärzte oder Schwerpunktpraxen sollten zusätzliche Budgets für die Gewährleistung einer adäquaten Nachsorge für operierte Patienten erhalten. Die lebenslange Nachsorge über eine einmalige Zahlung für eine Operation darzustellen (DIG) ist illusorisch und praxisfremd. Letztendlich sind auch die medizinischen Fachgesellschaften und Verbände gefordert, die Mediziner adäquat und umfassend über das Thema „Nachsorge nach bariatrischen Eingriffen“ zu informieren und die Kompetenz in diesem Bereich zu verbessern. Zu viele Hausärzte haben in diesem Bereich entweder eine eingeschränkte Kompetenz oder gar keine!

Mein Fazit

Adipositaschirurgie lebt von lebenslanger Nachsorge und hierfür sind Patient, Zentrum, Hausarzt, Kassen, Politik und Verbände sowie Fachgesells chaften gemeinsam verantwortlich.Dennoch ist mir eins bewusst: Kein noch so engagiertes und professionelles Nachsorgekonzept kann funktionieren, wenn der Patient es nicht nutzt!

Faris Abu-Naaj für Adipositas München

Foto: © Pixabay

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Die Gesundheit steht im Fokus und nicht das Gewicht!

Auch ich bin immer wieder beeindruckt, wenn Patienten, die ich vor geraumer Zeit operiert habe, meine Sprechstunde besuchen und ein extrem starker Gewichtsverlust durch diesen Eingriff begünstigt wurde. Bewusst verwende ich den Begriff begünstigt, da mich die Praxis gelehrt hat, dass es sich bei allen operativen Eingriffen lediglich um eine unterstützende Maßnahme handelt und nicht um einen Selbstläufer. Aber dies haben wir ja bereits hier auf „Adipositas München“ sehr ausführlich thematisiert. So beeindruckend der Gewichtsverlust auch ist – er steht für mich als Mediziner nicht im Fokus der Behandlung und das sollte er auch bei Ihnen nicht. Ziel unserer Arbeit ist es, die gesundheitliche Situation unserer Patienten deutlich zu verbessern. Insbesondere die erfolgreiche und nachhaltige Remission der Erkrankungen des metabolischen Syndroms, sind immens wichtig für die Verbesserung der Lebensqualität. Hier kann mithilfe der unterschiedlichen Operationsmethoden sehr viel erreicht werden. Dies ist der Grund, warum die Adipositaschirurgie mittlerweile auch als metabolische Chirurgie bezeichnet wird. Immer mehr Diabetologen und Internisten halten insbesondere den Magenbypass oder den sog. One Anastomosis Gastric Bypass für eine sinnvolle Therapieoption des Diabetes Typ 2, bei Bluthochdruck oder bei dem Schlafapnoesyndrom und PCO-Syndrom.

Dieses sind Krankheiten, die für viele der Betroffenen oft lebensbedrohliche Konsequenzen haben oder zumindest die Lebensqualität extrem einschränken. Andere Betroffene verbinden eine starke seelische und psychische Belastung mit ihrem Körpergewicht und leiden an Depressionen oder ziehen sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Die Folge ist dann meist ein Dominoeffekt bzw. ein verhängnisvoller Cocktail aus noch weniger Aktivität und noch intensiverem Nahrungsmittel- oder Getränkekonsum.

Auch hier sorgt ein deutlicher Gewichtsverlust häufig für eine Verbesserung dieser gravierenden Lebenseinschränkungen. All diese positiven Entwicklungen nimmt Ihr Umfeld sicher nicht sofort wahr, jedoch sind sie der Grund dafür, warum eine Operation in Erwägung gezogen werden sollte. Denn auch wenn die Chirurgie gerade in den vergangenen Jahren durch die Verwendung minimalinvasiver Techniken immer sicherer geworden ist, so birgt jede Operation doch Risiken, deren Inkaufnahme nur mit der erfolgreichen Therapie schwerster Erkrankungen oder hoher gesundheitlicher Risiken zu rechtfertigen ist, und nicht allein mit der Reduzierung des Körpergewichtes aus ästhetischen und optischen Gründen.

Ihr
Priv. Doz. Dr. Günther Meyer
Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © staras

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Welche Therapie für welchen Patienten?

Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Behandlungsangeboten für Adipositaspatienten. Nicht immer handelt es sich hierbei um medizinisch etablierte und sinnvolle Methoden. Aber auch bei den etablierten Therapieangeboten ist nicht jedes Verfahren für alle Patienten gleich gut geeignet. Dabei sollte die Erstellung einer Behandlungsstrategie immer die individuelle Situation des Menschen berücksichtigen.

Häufig besuchen uns Patienten, die schon sehr konkrete Vorstellungen davon haben, wie die nächsten Behandlungsschritte ablaufen sollen. Diese beruhen häufig auf Empfehlungen aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis, oder der Einbindung sozialer Netzwerke. Dabei kann, insbesondere bei der Behandlung einer so komplexen Erkrankung wie der Adipositas, die erfolgreiche Therapie sehr unterschiedliche Module enthalten. Ausschlaggebende Kriterien dafür, welche Behandlungsoption für Sie sinnvoll ist, sind neben der aktuellen Gesundheits- und Lebenssituation auch das Gewicht und welche Versuche bisher unternommen wurden, um das Körpergewicht zu reduzieren. Eine große Rolle spielt auch, ob Folgeerkrankungen wie beispielsweise Diabetes vorliegen oder noch nicht. Lebensalter und Beruf sind weitere Kriterien. Letztlich entscheidet natürlich aber der Wunsch des möglichst umfassend informierten Patienten.

Eine Ernährungsberatung, die Ihre Geschmacksvorlieben oder beruflichen bzw. privaten Lebensumstände nicht berücksichtigt, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ähnliches gilt auch für viel zu anspruchsvolle Sportprogramme, die besonders stark übergewichtige Menschen überfordern. Auch bei der Wahl einer geeigneten Operationsmethode sollte nicht auf das Bauchgefühl gehört werden, sondern die Expertise des Chirurgen wesentlicher Faktor für die Entscheidung sein. Wenn Patienten z. B. Antidepressiva einnehmen, kann durch eine Magenbypassoperation die Aufnahme der entsprechenden Wirkstoffe gemindert sein. Bei Patienten, die unter Refluxbeschwerden leiden, kann der Schlauchmagen die Symptome deutlich verschärfen. Nicht selten ist dann eine zweite Operation erforderlich.

Dieses verdeutlicht die Komplexität dieses Themas und die Notwendigkeit, sich bereits vor Therapiebeginn in kompetente Hände zu begeben. Crashdiäten, aber auch die Wahl, einer falschen Behandlungsform können ursächlich dafür sein, warum die Therapie nicht funktioniert oder sogar das Gegenteil vom eigentlichen Ziel bewirkt. Häufig besuchen uns im Zentrum Patienten, die durch zahllose Abnehmversuche und Crashdiäten ihren Stoffwechsel so geschädigt haben, dass ein nachhaltiger Gewichtsverlust nur noch sehr schwer umgesetzt werden kann. Somit erfordert unsere Arbeit meist das Zusammenspiel unterschiedlicher medizinischer und therapeutischer Fachbereiche, viel Fingerspitzengefühl und Praxiserfahrung. Patienten können durch Ehrlichkeit und Transparenz wesentlichen Einfluss auf die Wahl der Behandlungsoptionen und damit auf den Therapieverlauf nehmen. Nicht immer wird jedes therapeutische Angebot den erhofften Erfolg bringen, aber besonders dann ist es sinnvoll, dass wir offen darüber reden, ob Sie zum Beispiel durch ein Bewegungsprogramm überfordert sind oder ob Ihnen eine bestimmte Ernährungsumstellung nicht schmeckt oder Probleme bereitet. So schaffen wir es gemeinsam, die Therapiestrategie genau Ihren persönlichen Bedürfnissen anzupassen und so die angestrebten Ziele im Bereich der Gewichtsreduktion zu erreichen.

Herzliche Grüße

PD Dr. med. Günther Meyer
Leiter AMC WolfartKlinik

Dr. med. Min-Seop Son
Stellv. Leiter AMC WolfartKlinik

Foto: © Fiedels

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Bariatrische Chirurgie ohne Nachsorge ist kein Erfolgsmodell!

Immer häufiger wird der Schlauchmagen oder die Magenbypassoperation als wirksamste Therapieoption in der Adipositastherapie bezeichnet und dies trifft sicher auch zu.

Mehr noch: Der therapeutische Nutzen hat sich auch in der erfolgreichen und nachhaltigen Behandlung der Folge- und Begleiterkrankungen etabliert.

Eine Entwicklung, die uns im Zentrum für Adipositas und metabolische Chirurgie natürlich freut und uns auch bestätigt, dass wir hier wichtige und sinnvolle Arbeit leisten, die vielen stark übergewichtigen Menschen hilft.

Dennoch besorgt mich bei vielen unserer Patienten die Nachlässigkeit, wenn es um die regelmäßige Wahrnehmung ihrer Nachsorgeuntersuchungen geht. Immer wieder werden diese wichtigen Termine abgesagt oder die Patienten verschwinden in der Versenkung. Die Folgen für die Betroffenen sind nicht selten eine Mangelversorgung oder ein erneuter Gewichtsanstieg. Ich möchte diesen Beitrag dazu nutzen, um die enorme Bedeutung dieser Termine deutlich zu machen. Wer glaubt, mit der überwundenen OP und dem daraus resultierenden Gewichtsverlust alle Hürden gemeistert zu haben, der irrt sich. Die regelmäßige Blutuntersuchung und die Supplementierung gewisser Vitamine und Nährstoffe gehört ebenso zu einer lebenslangen Nachsorge wie die regelmäßige Überprüfung der Ernährungs- und Bewegungsweise durch erfahrene Therapeuten.

Adipositas ist eine chronische Stoffwechselerkrankung und die chirurgische Therapie ist immer nur eine Unterstützung, die den Patienten nur in Verbindung mit konservativen Therapiemodulen einen kontinuierlichen und anhaltenden Erfolg verspricht. Schnell gelangen Patienten zurück ins alte Fahrwasser, wo falsche Ernährungsweise oder ein sich entwickelnder Vitamin- oder Nährstoffmangel die erreichten Therapieerfolge gefährden oder sogar gravierende gesundheitliche Komplikationen verursachen können.

Wer seine Nachsorgetermine und die Empfehlungen seines Adipositaszentrums und der Hausärzte ernst nimmt, wird in der Regel sowohl im Bereich des Gewichtsverlustes als auch bei der allgemeinen Erhaltung seiner Gesundheit die deutlich besseren Therapieerfolge haben als diejenigen, die glauben mit einer bariatrischen Operation sei es getan!

Ihr
Priv. Doz. Dr. Günther Meyer
Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © Kaesler Media

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Schuld sind nicht immer nur Andere!

Die Krankheit Adipositas stellt mit all ihren Folgen und Begleiterkrankungen sowohl uns Mediziner, als auch unsere Patienten vor ganz besondere Herausforderungen. Auch die sozialen und gesellschaftlichen Folgen sind für viele der Betroffenen nicht von der Hand zu weisen. Die Stigmatisierung in großen Teilen unserer Gesellschaft sowie abfällige Blicke und Kommentare schaffen Frustration und einen hohen Leidensdruck.

Auch unser Gesundheitssystem trägt nicht immer dazu bei, dass sich die Situation der Patienten vereinfacht. Anträge und Bescheinigungen müssen besorgt werden und häufig verlangt der Nachweis von konservativen Therapieversuchen ein hohes Maß an Engagement und Mitarbeit.
All dies ist mir bekannt und auch ich wünsche mir die Situation für die Patienten in Deutschland weniger beschwerlich.

Dennoch fällt es mir manchmal schwer, immer nur die eben geschilderten Umstände dafür verantwortlich zu machen, warum eine notwendige Adipositastherapie nicht umgesetzt oder häufig viel zu spät begonnen wird. Im Umgang mit meinen Patienten bin ich immer wieder davon überrascht, wie unterschiedlich sie mit Schwierigkeiten oder Hürden umgehen und wie leicht oder schwer es ihnen fällt nach Lösungen für Probleme zu suchen und diese dann auch umzusetzen.

Das fängt bei der Besorgung einzelner Behandlungsnachweise oder Bescheinigungen an und hört bei größeren Problemen noch lange nicht auf.

Natürlich ist es auch die Pflicht eines Adipositaszentrums, Sie bei der Umsetzung der einzelnen Therapieschritte zu unterstützen und im Bereich der Antragsstellung mit Ihnen zusammenzuarbeiten.

Dennoch glaube ich, dass deutlich kommuniziert werden muss, welches hohe Maß an Eigenverantwortung und Engagement notwendig ist, um die hier geschilderten Hürden und Probleme zu überwinden. Auch wenn Menschen in Ihrem persönlichen Umfeld Ihr Vorhaben nicht unterstützen, oder sogar versuchen es zu behindern, auch wenn die Krankenkasse durch eine restriktive Antragspolitik die Durchführung einer bariatrischen Operation verzögert, so können Sie trotzdem dazu beitragen, dass Ihr Wunsch nach einem gesunden und leichteren Leben in Erfüllung geht.

Dass dieser Weg nicht immer leicht ist, – das ist mir durchaus bewusst. Jedoch ist keinem geholfen, wenn wir notwendige Therapiemaßnahmen nicht umsetzen, weil unser privates oder berufliche Umfeld oder die Kassen uns Steine vor die Füße werfen.

Meine Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen haben mir gezeigt, dass wir vor allem durch unsere eigenen Aktivitäten entscheiden, ob wir Erfolg haben oder ob wir scheitern. Dies gilt auch für die Adipositastherapie.

Ihr
Dr. med. Min-Seop Son
Leitender Oberarzt der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © Klaus Eppele

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OP ohne Antrag ist kein Freifahrtschein!

Seitdem wir unser Programm „BMI 50 Plus“ entwickelt und in unsere Behandlungspraxis integriert haben, erhalten wir immer wieder Anfragen von Patienten, die anscheinend falsche Vorstellungen davon haben, wie dieses Programm bei uns abläuft. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, den heutigen Blog dafür zu nutzen, um Ihnen aufzuzeigen, dass auch ein Schlauchmagen oder eine Magenbypassoperation ohne die Antragsstellung auf Kostenübernahme bei der Kasse ein hohes Engagement von den Patienten fordert.

Wer glaubt, er liege in unserem Adipositaszentrum innerhalb eines Monats nach dem Erstgespräch auf dem Operationstisch, der irrt sich und ist bei unserem zertifizierten Zentrum sicher an der falschen Adresse.

Der Anspruch an die Qualität der Therapie und die Wahl der richtigen Behandlung kann und darf auch hier nicht auf der Strecke bleiben. Somit erwarten wir von unseren Patienten ein hohes Maß an Mitarbeit. Diese beinhaltet die Teilnahme an Ernährungsberatungen und verhaltenstherapeutischen Sitzungen ebenso wie den Nachweis ärztlicher Untersuchungen und Atteste.

Belohnt wird dieses Engagement mit einer kürzeren Vorbereitungszeit (in der Regel drei Monate) und der Gewissheit, dass wir auf jeden Fall die Operation durchführen, wenn wir die Vorgaben der Primärindikation (gemäß der S3 Leitlinien) erfüllt sehen und alle geforderten Unterlagen vorliegen.

Ziel ist es nicht, unseren Patienten das multimodale Therapiekonzept zu ersparen, sondern ihnen möglichst schnell zu helfen, da die enorme Gewichtssituation und die schweren Begleiterkrankungen eine lange Vorlaufzeit vor der OP und eine eventuelle Ablehnung durch die Kassen unserer Ansicht nach nicht zulassen.

Auch wir erachten die Durchführung eines multimodalen Konzeptes für viele Adipositaspatienten für sinnvoll und haben deswegen in unserem Haus alle erforderlichen Therapiebausteine integriert. Im Programm „BMI 50 Plus“ sehen wir die präoperativ verkürzt durchgeführte konservative Therapie allerdings nicht als Versuch zur Gewichtsreduktion, sondern als Vorbereitung auf die Operation und die Zeit danach.

Wir kritisieren, dass einige Krankenkassen ihre Entscheidung für oder gegen die Durchführung einer bariatrischen Operation nicht auf belastbare medizinische Studien und Erfahrungen aus der Praxis aufbauen, sondern oft nicht standardisierte und willkürliche Entscheidungskriterien als Begründung anführen.

Ob für Sie die Kriterien unseres Therapiekonzeptes „BMI 50 Plus“ greifen, besprechen wir in unserem ersten persönlichen Gespräch. Und auch wenn Sie diese Kriterien nicht erfüllen, so unterstützen wir Sie immer bei der Etablierung einer individuellen Therapiestrategie, der Antragsstellung und der Umsetzung der konservativen Therapiebausteine.

Dass eine erfolgreiche Therapie nur gelingen kann, wenn Sie selbst mitarbeiten, hat mir die mehr als 20-jährige Praxis immer wieder bestätigt. Somit sind unsere Therapiebausteine immer Ihr persönliches Fundament für ein neues und gesünderes Leben, aus dem wir nur gemeinsam ein stabiles und wertbeständiges Haus bauen können.

Ihr
Priv. Doz. Dr. Günther Meyer
Ärztlicher Leiter der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © xb100

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Dick ist nicht hässlich und schlank nicht immer schön!

Das Empfinden von Schönheit und Attraktivität ist von jeher einem ständigen Wandel unterzogen. In der heutigen Zeit prägen Medien und soziale Netzwerke das Schönheitsideal. Ein Ideal, welches pauschal und oberflächlich festlegt, was in unserer Gesellschaft schön und was als unattraktiv oder sogar hässlich gilt. Dicke Menschen werden hier oftmals unattraktiv und schlanke Menschen attraktiv dargestellt. Mehr noch – es werden der Leibesfülle sogar Charaktereigenschaften oder Verhaltensweisen zugeschrieben, wie Faulheit, Disziplinlosigkeit und fehlende Hygiene.

Diese Stigmatisierung von Adipösen ist durch eine Vielzahl von repräsentativen Umfragen und Studien nachgewiesen. Dabei kommt diese Diskriminierung nicht nur im Alltag, Berufs- und Privatleben vor, sondern vielfach auch in unserem Gesundheitssystem. Dies führt dazu, dass Betroffene den Gang zum Arzt oftmals meiden.

Auch mich als Mediziner und insbesondere als stellvertretenden Leiter eines Adipositaszentrums, lassen solche Entwicklungen nicht kalt. Mir hat die Praxis sowie der tägliche Umgang mit meinen Patienten gezeigt, dass Vorurteile und eine falsche Wahrnehmung in unserer Gesellschaft einen enorrmen psychischen Druck auf die Betroffenen ausüben. Vielfach leiden die Patientin an einer sogenannten sekundären Depression, also eine psychische Folge der oftmals jahrelangen Auseinandersetzung mit der Adipositas.

Wer glaubt, dass dies nur Menschen betrifft, die einen sehr hohen BMI haben, der irrt sich, denn manchmal erzeugt dieses Schönheitsideal auch bei Menschen mit einem sehr geringen Übergewicht einen so großen Leidensdruck, dass sie ihre reale Lebenssituation entweder gar nicht oder nur noch verklärt wahrnehmen.

Die Folge sind dann spontane „Crashdiäten“ oder Hungerkuren, die sich sehr nachteilig auf den Stoffwechsel auswirken und nicht selten das genaue Gegenteil von dem bewirken, was sie sollen. Fast immer folgt einem anfänglichen Gewichtsverlust ein erneuter starker Gewichtsanstieg, der mit dem Begriff „Jo-Jo-Effekt und „weight cycling“ passend beschrieben wird.

Der übermäßige Anstieg des Körpergewichtes kann viele gesundheitliche Probleme hervorrufen und sollte sicher behandelt werden. Auch wenn Sie selbst sich nicht wohlfühlen, wird es Zeit zu handeln. Dieses Handeln sollte jedoch von einem guten medizinischen Konzept und der Unterstützung durch kompetente Therapeuten und Mediziner bestimmt sein.

Sie selbst sollten den richtigen Zeitpunkt zum Handeln bestimmen und sich der Tatsache bewusst sein, dass es bei der Adipositastherapie nicht um die Erfüllung ästhetischer Ideale geht, sondern um eine ernsthafte medizinische Therapie zur Werterhaltung und Verbesserung Ihrer gesundheitlichen Situation.

Ihr
Dr. med. Min-Seop Son
Leitender Oberarzt der AMC-WolfartKlinik, Zentrum für Adipositas- und metabolische Chirurgie

Foto: © Photographee.eu

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Kein Land in Sicht für die MS Adipositas!

Eigentlich sitzen alle beim Thema Adipositas in einem Boot! Doch die Realität sieht anders aus.

Ein Blogbeitrag von PD Dr. Günther Meyer und Dr. Min-Seop Son – Zentrum für Adipositas und Metabolische Chirurgie in München Gräfelfing.

Adipositaspatienten

Adipositaspatienten leiden sowohl gesundheitlich als auch psychisch unter einer chronischen Stoffwechselerkrankung und den häufig damit verbundenen Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, dem Schlafapnoe Syndrom, einer Fettleber oder Atherosklerose. Auch das Risiko für viele Krebs- oder Herzerkrankungen ist bei Adipositaspatienten nach aktuellen Studien- und Forschungsergebnissen stark erhöht.
Hinzu kommt für viele der betroffenen Patienten eine starke psychische Belastung, die häufig Depressionen verursacht oder diese zumindest begünstigt.
Viele der Patienten benötigen klare Therapieempfehlungen und eine verlässliche Kostenzusage, um Therapiemaßnahmen wie die Ernährungsberatung, Verhaltens- oder Bewegungstherapie oder auch eine Magenverkleinerung (bei besonders stark übergewichtigen Menschen) umsetzen zu können.

Mediziner und Therapeuten

Mediziner und Therapeuten erhalten von Politik und Krankenkassen keine transparenten und verlässlichen Kostenzusagen im Bereich der konservativen oder chirurgischen Therapie dieser Krankheit. Übrigens hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese Erkrankung als die „größte gesundheitliche Herausforderung für die Industrienationen“ bezeichnet. Regionale Unterschiede im Bereich der Therapieempfehlung und der Kostenübernahme sind keine Ausnahmen, sondern die Regel. Stellt die Erkrankung selbst aufgrund ihrer Komplexität die Therapieeinrichtung vor besondere Herausforderungen, so komplizieren die Kassen durch widersprüchliche, regional geprägte Kostenentscheidungen und die Politik durch Ignoranz und Desinteresse die Situation von engagierten Behandelnden.
Dabei haben unterschiedliche medizinische Fachverbände bereits Leitlinien erarbeitet, die sowohl im Bereich der Adipositasprävention als auch in der Therapie die aktuellsten und wirkungsvollsten Behandlungsoptionen dokumentieren und kommunizieren. Diese basieren auf aktuellen medizinischen und wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen. Doch was nützen diese Empfehlungen, wenn sie bei Politikern und bei vielen Kostenträgern „auf taube Ohren treffen“?

Krankenkassen

Krankenkassen werden mit immer höheren Behandlungskosten konfrontiert, die durch Adipositaserkrankungen und die oben genannten Folge- und Begleiterkrankungen entstehen.
Orientiert man sich an den Trendrechnungen der WHO, die für die Entwicklung von Adipositas in Europa einen moderaten Zuwachs bis 2020 annehmen, dann ist allein in Deutschland ein Anstieg der Gesamtausgaben für Adipositas in Höhe von mindestens 25,7 Mrd. € zu erwarten. Die aktuelle Datenlage zeigt jedoch, dass dieser Betrag sicher nicht reichen wird.
Außerdem können viele der betroffenen Patienten aufgrund ihres hohen Gewichts oder der beschriebenen Begleit- und Folgeerkrankungen keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen und fallen häufiger aus. Das geschieht nicht, weil die Betroffenen nicht arbeiten wollen, sondern weil sie es nicht können. Sowohl die hohen Behandlungskosten als auch die Beitragsausfälle belasten das Budget der Kassen schon heute erheblich und werden dies mit steigenden Patientenzahlen in Zukunft noch viel stärker tun.

Politik

Diese Entwicklung belastet die Haushaltskassen von Bund und Ländern und die Kosten werden in Zukunft noch deutlich steigen. Das Desinteresse der Politiker birgt einen gewissen Sprengstoff, denn mittlerweile ist jeder zweite Deutsche übergewichtig und jeder vierte Bundesbürger gilt mit einem BMI von über 30 als adipös. Nicht auszumalen, wenn diese Betroffenen sich organisieren und ihre Unzufriedenheit über die unsichere Rechtslage an der Wahlurne ausdrücken würden! Aber zurzeit profitiert die Politik von einer fehlenden gemeinsamen Struktur von Verbänden, Fachgesellschaften und Medien. Doch auch dies könnte sich mit einem Anstieg der Patientenzahlen und der damit einhergehenden Probleme schnell ändern.

Fazit

Somit ist klar, dass alle Interessengruppen von einer transparenten und verlässlichen Regelung im Bereich der Adipositasprävention und Therapie profitieren würden. Aber statt diesen Sachverhalt zu akzeptieren sprechen Mediziner und Kassen mehr übereinander als miteinander. Auch die Politik zieht den Kopf ein. Leidtragende sind die Patienten, die selbst bei dringender medizinischer Indikation eine Magenbypass- oder Schlauchmagenoperation im Einzelverfahren beantragen müssen und häufig nach Erfüllung aller bürokratischer und therapeutischer Auflagen doch eine Ablehnung erhalten.
Auch die Kosten einer Ernährungsberatung oder Bewegungs- und Verhaltenstherapie werden häufig gar nicht oder nur teilweise erstattet, sodass die Patienten selbst hohe Zuzahlungen leisten müssen, die viele finanziell nicht tragen können.
Im Mai dieses Jahrs war wieder einmal der „Save-a-Life“-Aktionsmonat, in dem wir uns für eine bessere Adipositas-Therapie, mehr Information zu der Epidemie Adipositas und ihrer gesundheitlichen Gefahr und für die Entstigmatisierung von adipösen Menschen eingesetzt haben. Diese Aktion der CAADIP (Arbeitsgemeinschaft Adipositaschirurgie der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie) werden wir als zertifiziertes Zentrum immer wieder mit Engagement aktiv unterstützen und hoffen, dass in naher Zukunft ALLE hier genannten Parteien in eine gemeinsame Richtung segeln – in Richtung einer nachhaltigen Verringerung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastung und einer erfolgreichen Adipositastherapie. Damit in Zukunft die Therapie im Vordergrund steht und nicht die Bürokratie.

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