Verantwortlich für gute Nachsorge sind Arzt und Patient

Verantwortlich für gute Nachsorge sind Arzt und Patient

Drum prüfe, wer sich EWIG bindet!

Wer sich für einen metabolischen Eingriff entscheidet, muss eine lebenslange Nachsorge engagiert und zuverlässig wahrnehmen. Was für viele Menschen wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist in der Praxis der Adipositaschirurgie leider keine.

Eine Tatsache die insbesondere dadurch an Brisanz gewinnt, dass auch von Seiten einiger Mediziner dieses lebenslange und engagierte Engagement zu wünschen übrig lässt. Die etablierten OP-Methoden, wie der Magenbypass, der Schlauchmagen sowie die BPD, haben ihre Wirksamkeit im Bereich der Gewichtsreduzierung und auch in der Therapie vieler Begleiterkrankungen bewiesen.
Mehr als 12 000 schwerst adipöse Patienten profitieren im ersten Jahr von dieser Wirksamkeit. Ob dieser Erfolg langfristig anhält, hängt neben der Auswahl der richtigen Therapiestrategie auch vom Engagement des Patienten und dem Behandelnden ab. Adipositaszentren berichten mir, dass teilweise nur 30 bis 40 Prozent der operierten Patienten im zweiten Jahr nach der OP an Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig teilnehmen. Teilweise mit verheerenden Folgen wie: massiven Mangelversorgungssymptomen, Gallenproblemen oder einem erneuten Gewichtsanstieg.
Es wäre verkehrt nur den Patienten „den schwarzen Peter“ zuzuschieben. Das wäre unfair und entspräche nicht der Realität. Auch Zentren, welche die Nachsorgepflicht ausschließlich auf Hausärzte oder der Patientencompliance abschieben, werden ihrer Pflicht und ihrem geleisteten Eid meiner Ansicht nach nicht annähernd gerecht.

Wie soll der Arzt sich verhalten?

Wie soll der Arzt sich verhalten, wenn Patienten ihre Zusagen nicht halten, oder vereinbarte Termine nicht zuverlässig wahrgenommen werdenDas ist keine einfache Frage in einem System, in dem jeder ausgefallene Nachsorgetermin das wirtschaftliche Budget und die personellen Ressourcen belastet. Hier sollten – bereits im Vorfeld einer Operation – die Mitarbeit und das Engagement des Patienten genau beobachtet werden und die operative Maßnahme erst dann umgesetzt werden, wenn sich diese Bereitschaft der zuverlässigen Mitarbeit erwiesen hat. Patienten, die bereits im Vorfeld die nötigen Vor- und Kontrolluntersuchungen nicht oder nur sporadisch wahrnehmen, sind keine OP-Kandidaten und sollten diese chirurgische Option auch nicht angeboten bekommen. Eine Ausnahme bilden Patienten, die aufgrund ihres enormen Körperumfangs nur eingeschränkt mobil sind. In dem Fall ist es die Aufgabe vom Zentrum klar und sauber abzuwägen, was der Patient nicht kann und was er nicht will. Auch sollte bei ausgefallenen Terminen der Versuch unternommen werden, den betroffenen Patienten zu motivieren, damit er seine Gesundheit und den weiteren Therapieerfolg nicht gefährdet.

Auch Kassen und Politik sind gefordert!

Auch Kassen und Politik sind gefordert, diese aktuelle Situation nachhaltig zu verändern und das in unterschiedlichen Bereichen. Die Nachsorge nach einem metabolischen Eingriff sollte immer von der Kasse gezahlt werden, denn sie gewährleistet den therapeutischen Erfolg und den Erhalt der Gesundheit des Patienten. Hausärzte oder Schwerpunktpraxen sollten zusätzliche Budgets für die Gewährleistung einer adäquaten Nachsorge für operierte Patienten erhalten. Die lebenslange Nachsorge über eine einmalige Zahlung für eine Operation darzustellen (DIG) ist illusorisch und praxisfremd. Letztendlich sind auch die medizinischen Fachgesellschaften und Verbände gefordert, die Mediziner adäquat und umfassend über das Thema „Nachsorge nach bariatrischen Eingriffen“ zu informieren und die Kompetenz in diesem Bereich zu verbessern. Zu viele Hausärzte haben in diesem Bereich entweder eine eingeschränkte Kompetenz oder gar keine!

Mein Fazit

Adipositaschirurgie lebt von lebenslanger Nachsorge und hierfür sind Patient, Zentrum, Hausarzt, Kassen, Politik und Verbände sowie Fachgesells chaften gemeinsam verantwortlich.Dennoch ist mir eins bewusst: Kein noch so engagiertes und professionelles Nachsorgekonzept kann funktionieren, wenn der Patient es nicht nutzt!

Faris Abu-Naaj für Adipositas München

Foto: © Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert