Die Wahl der Waffen (in Kampf gegen die Krankheit Adipositas)

In Kampf gegen die Krankheit Adipositas ist ein breites Angebot an unterschiedlichen Operationsmethoden wichtig, um Adipositaspatienten individuell die optimale Therapie bieten zu können.

Die Patientin, welche uns gegenüber sitzt, weiß genau was sie will:
Ein Schlauchmagen soll es sein, denn über den hat sie sich bereits ausführlich im Internet informiert und auch die Klinik, die sie zuerst aufgesucht hat, hat ihr zu diesem Verfahren geraten!
Nach einem ausführlichen Gespräch und unterschiedlichen Untersuchungen stellt sich für uns heraus, dass genau diese Methode aufgrund bereits bestehender Reflux-Probleme für die Patientin ungeeignet ist und es absehbar sein wird, dass sich diese Probleme bei Durchführung einer Schlauchmagenoperation deutlich verstärken werden.

Immer wieder gibt es Zentren, die eine einzelne OP-Methode favorisieren oder diese sogar als Universalheilmittel propagieren. Dabei zeigen die medizinische Praxis und auch aktuelle Studien, dass der Erfolg einer bariatrischen Maßnahme im Wesentlichen davon abhängt, dass die gewählte Operationsmethode der individuellen gesundheitlichen und Lebenssituation des Patienten angepasst werden sollte.
Für Patienten die beispielsweise auf Psychopharmaka angewiesen sind, kann die Bypassoperation manchmal nicht die geeignete OP Methode sein, da auch die Aufnahme der medizinischen Wirkstoffe verringert sein kann.
Adipositaspatienten mit einem Diabetes Typ 2 erzielen durch einen Magenbypass oder auch durch eine Biliopankreatische Diversion (BPD) bei der Remission dieser Erkrankung häufig einen deutlich höheren und nachhaltigeren therapeutischen Nutzen als durch eine Schlauchmagenoperation.
Dies haben internationale Studien, wie z.B. von Prof. Schauer aus Cleveland oder Prof. Mingrone aus Rom, eindrucksvoll gezeigt.
Für uns als Mediziner ist es Ausdruck der medizinischen Kompetenz, den Patienten individuell, fair und transparent über ALLE operativen Optionen zu informieren und gemeinsam mit Ihm eine Operationsmethode zu wählen, die den therapeutischen Nutzen in den Vordergrund unseres Handelns stellt.

Kollegen, die ausschließlich eine OP-Methode favorisieren oder im Kampf gegen diese lebensbedrohende Krankheit einsetzen, sprechen wir die Fähigkeit ab, die therapeutischen Möglichkeiten der metabolischen bzw. bariatrischen Chirurgie vollständig nutzen zu können.
Häufig sind die Folgen ein unbefriedigender Therapieverlauf mit einem erneuten Gewichtsanstieg (nach einer gewissen Zeit) oder einer schlechten Remission der Begleiterkrankungen.
Patienten sollten deshalb kritisch prüfen, über welche chirurgische Kompetenz der Chirurg verfügt und wie breit sein Spektrum an bariatrischen Verfahren ist, welche er umsetzen kann.

Denn getreu dem Zitat von Paul Watzlawick
„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“

Herzliche Grüße

PD Dr. med. Günther Meyer
Leiter AMC WolfartKlinik

Dr. med. Min-Seop Son
Stellv. Leiter AMC WolfartKlinik

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